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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0140
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BESPRECHUNGEN.

127

Karl Künstle, Ikonographie der Heiligen. Mit 284 Bildern. Lex. 8°. XVI,
608 S. Freiburg i. Br., Herder.

Gelegentlich wird in diesem Werke auf Band I verwiesen (z. B. S. 102 oben
s. v. Apostel). Was der ausstehende Band I enthalten wird, ist aber auch schon
im Vorwort des gegenwärtigen Bandes (II) gesagt: »eine ikonographische Prin-
zipienlehre, die Behandlung der didaktischen Hilfsmotive und die Ikonographie der
Offenbarungstatsachen des Alten und Neuen Testaments« (V). Er wird das Gesamt-
werk eines Ersatzes der nicht bloß vergriffenen, sondern auch, bei aller Anerken-
nung der in ihr beschlossenen Leistung, durchaus überholten Ikonographie der
christlichen Kunst des Pfarrers Heinrich Detzel (2 Bände, 1894—1896 im gleichen
Verlag) zum Abschluß bringen und mit unserem Band (II) zusammen auf lange
hinaus die Ikonographie der christlichen Kunst sein.

Dieser ist ganz den Heiligen männlichen und weiblichen Geschlechtes ge-
widmet, soweit sie nicht nach katholischer Lehre und Anschauung im engeren Sinne
dem ordo salutis eingeschlossen sind. Wir finden also hier wohl den heiligen Joseph,
den »Nährvater« Jesu, dagegen nicht Maria, die Mutter Jesu. Im ganzen sind rund
500 Heilige behandelt, beginnend mit Abbakyrus, schließend mit Zita. Sie folgen
sich in alphabetischer Ordnung, die nur einmal versehentlich zu gunsten der heiligen
Ursula vor dem heiligen Ursinus verschoben ist. Es fällt auf, daß mit dem 7. Buch-
staben unseres Alphabetes, G, wenn wir die Einleitung mit 22 Seiten in Abzug
bringen, bereits die Hälfte des Buches gefüllt ist und daß diese erste Hälfte des
»Heiligen«-Raumes allein rund 210 Namen, die zweite Hälfte alle anderen umfaßt.
Dies erklärt sich daraus, daß auf die sieben ersten Buchstaben jeweils nicht nur
im Verhältnis sehr erheblich viel mehr Namen entfallen als auf die übrigen, son-
dern daß unter ihnen auch einige Artikel von einer Länge sich finden, wie sie kein
Artikel der zweiten Buchhälfte mehr aufzuweisen hat. An Umfang, über je 18 Seiten
sich erstreckend, stehen voran die Artikel: Antonius von Padua und Franz von
Assisi; ihnen reiht sich St. Georg mit 17 Seiten unmittelbar an. In weiterem Ab-
stand folgen mit 10 Seiten: Apostel und Elisabeth, auch diese noch der ersten Buch-
hälfte angehörend, während die 9seitigen (Jakobus d. Ä. und Johannes Baptista) bis
herunter zu den kürzesten von wenigen Zeilen (6: Arkadius, Gorgonius, Sulpitius
5: Eugenia) sich über den ganzen Band verteilen.

Im allgemeinen sind die Artikel so angelegt, daß auf die Mitteilung der (oft
kritisch beleuchteten) Legende Angabe der Quellen und der Literatur in Kleindruck
und dann die ausführlicher gehaltene Ikonographie folgt. Formale Gesichtspunkte
sind nie, entwicklungsgeschichtliche selten berücksichtigt; es hätte den Rahmen des
Bandes gesprengt; doch sind die mitgeteilten Darstellungen durchweg in chrono-
logischer Ordnung aufgeführt. Als zeitliche Grenze ist das 16. Jahrhundert inne-
gehalten, zuweilen bis ins 17. Jahrhundert herabgegangen. Überall ist zuverlässiges
und trefflichst Gesichtetes in lebendiger Fassung geboten. Vereinzelt sind Datie-
rungen altchristlicher Denkmäler unzutreffend: die Berliner Pyxis ist, wie immer
wieder betont werden muß, nicht ein Werk des 4., sondern der ersten Hälfte des
5. Jahrhunderts (S. 96); der Bassus-Sarkophag gehört nicht, auch nicht vielleicht noch
der vorkonstantinischen Zeit an (S. 487); im Artikel »Joseph« stimmt nicht alles für
die altchristliche Zeit; für die Petrusbilder darf ich jetzt auf mein Buch »Die apo-
kryphen Petrusgeschichfen in der allchristlichen Kunst-, 1925, verweisen.

Die Einleitung enthält 1. hagiographische, 2. ikonographische Vorbemerkungen
(mit ausführlicher Literatur). Stark, vielleicht zu stark tritt hier hervor die scharfe
Stellungnahme gegen die Religionsgeschichtler, welche die Heiligengeschichten
zurückführen wollen auf heidnische Heroen- und Göttermythen. Ein Verzeichnis der
 
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