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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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Feldkeller, Paul: Die Einstellungsmetapher
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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0160
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VII.

Die Einstellungsmetapher.

Von

Paul Feldkeller.

1.

Unser Denken ist mehr oder weniger Objektdenken, am meisten das
wissenschaftliche, am wenigsten das religiöse, künstlerische, erotische
Denken. Das »Objekt« aber ist in seinem Wesen und Daseinsrecht viel
ungeklärter und seltsamer, als man nach der ausschließlich auf dies
Phänomen gebauten Wissenschaft annehmen sollte. Etwas viel Selbst-
verständlicheres ist, ungenau gesagt, das »Subjekt«, richtiger: das, was
vor der Differenzierung von Objekt und Subjekt liegt.

Das seelische Korrelat des »Objekts« ist nun die »Vorstellung«.
Diese aber ist in ihrer modernen Distanzierung vom Subjekthaften
durchaus nicht das Ursprüngliche, das Anfängliche. Vielmehr wird bei
Primitiven, Kindern, Frauen die Vorstellung oder Objektsetzung durch-
gängig zugunsten der Subjektsetzung oder »Einstellung« beeinträchtigt.
Das Sachdenken, das distanzierende Denken ist hier noch gar nicht
durchgeführt. Denn das Kind verwirklicht sich selbst, aber keine Sache,
wenn es spielt (dem Objekt wird es nie gerecht), und der Naturmensch
kann unmöglich in unserm Sinne »vor«stellen, wenn er in gewissen
Sternbildern einen Helden oder Wolf erblickt. Nicht daß er weniger
visuell wäre als wir. Er ist im Gegenteil viel mehr Augenmensch als
wir und beobachtet schärfer und sieht klarer. Nicht ein Manko, sondern
ein Plus muß also die Ursache seines andersartigen Sehens sein. Und
zwar ist der Bedeutungsindex seines klar Wahrgenommenen ein anderer
als bei uns, und ebenso derjenige seiner Erinnerungen. Wahrnehmung
und Erinnerung beziehungsweise Phantasievorstellung liegen weniger
weit auseinander und sind der »Einstellung« stärker unterworfen als
bei uns. Wir können beim besten Willen in den Plejaden keine
Gluckhenne«, in der Hydra keine Schlange mehr erblicken, wohl aber
noch mit bloß gutem Willen den »Hasen« im Mond. Und wir müssen
sogar, gegen unsern Willen, menschliche Gesichter physiognomisch
auffassen.

Das ergibt drei Stufen des Auffassens. Auf der ersten (Primitive
 
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