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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0236
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BESPRECHUNGEN.

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die in der Geometrie nur über allgemeine Schulkenntnisse verfügen. Die Darstel-
lung geht nicht so weit, um einem sonst der Sache Unkundigen die Ausführung
perspektivischer Zeichnungen zu ermöglichen, aber sie genügt, um ihn das Wesen
der Perspektive verstehen zu lassen, wie dies für die Betrachtung von Bildern nütz-
lich ist. Der zweite Teil des Buches führt den gegenüber dem Inhalt des ersten
nicht ganz verständlichen Titel »Die Anwendung der Mathematik in der Malerei«.
Hier wird eine größere Zahl von historischen Beispielen behandelt, an denen dem
Leser die einzelnen Gesetze der Perspektive nochmals erläutert werden. Sehr zu
loben ist die Ausstattung des kleinen Werkes mit schönen Wiedergaben zahlreicher
klassischer Gemälde, weniger befriedigend erscheint dem Referenten, namentlich im
Hinblick auf die Bestimmung des Buches für Schüler höherer Lehranstalten, die
stilistische Ausführung des Textes.

Berlin. Richard von Mises.

Die Kunstwissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen, herausge-
geben von Joh. Jahn. Leipzig 1924, Felix Meiner. S. 227 u. VIII.
Im Vorwort des Herausgebers (J. Jahn) heißt es, es sei Zweck des Werkes »ein-
mal, die Vertreter der Kunstwissenschaft zu einer Schilderung ihrer wissenschaftlichen
Laufbahn, die ja stets einen Querschnitt durch einen Teil der Geschichte ihres Fachs
darstellt, zu veranlassen, und dann, Auseinandersetzungen systematischer Art hervor-
zurufen über den gegenwärtigen Stand der Kunstwissenschaft, über die Richtlinien,
die zu ihrer gedeihlichen Weiterentwicklung innegehalten werden sollen, über die Me-
thode im weitesten Sinne und auf Spezialgebieten — kurz eine gegenseitige Aussprache
herbeizuführen, eine Aussprache, die in dem jetzt herrschenden Chaos der Meinungen
und Verfahrungsweisen notwendig zu sein scheint« (S. III). So sieht sich das Unter-
nehmen, die Kunstwissenschaft nach ihren Leistungen, Aufgaben und den durch sie
bedingten Methoden durch Selbstdarstellungen vorzuführen, von seiner besten Seite
an. Es läßt sich aber auch von einer andern Seite sehen. Man kann den Begriff einer
Kunstwissenschaft grundsätzlich ablehnen, wie es Tietze in seiner »Methode der Kunst-
wissenschaft' getan hat; man kann auch den Sammelbegriff Kunstwissenschaft, sowie
der Herausgeber ihn verstehen will, anfechten. Man kann aber auch gegen Selbst-
darstellungen sein und eine Selbstbespiegelung darin sehen. Es ist, das Vorwort ver-
rät es, des öfteren geschehen. Mancher Forscher konnte sich aus diesem Grunde nicht
zur Mitarbeit entschließen. Julius von Schlosser, der überhaupt leicht dem Zweifel
zugänglich ist (S. 95 f., 134, 128), schlug seine diesbezüglichen Bedenken schließlich
dadurch nieder, daß er beim Niederschreiben seiner »Commentarü* seiner geistigen
Entwicklung »fortwährend im Stillen an die heranwachsende Jugend« dachte, die mit
ihm eine Strecke lang gehen wird (S. 134). Die beste Entkräftigung grundsätzlicher
Art liegt aber wohl in der Erklärung des Herausgebers (S. VIII): »Dieses Werk
will nicht nur darstellend, sondern vor allem auch programmatisch wirken, es will
nicht nur ein Rückblicken, sondern auch ein Vorwärtsblicken auf dem Wege der
Forschung sein, wie das von einem einzelnen gar nicht geleistet werden könnte«.
Damit aber, daß dem Unternehmen soviel zugetraut wird, entsteht die Frage, ob es
das wirklich zu leisten vermag. Vorerst läßt sich das noch nicht beurteilen. Es liegt
erst ein Band vor. In ihm sind Cornelius Gurlitt, Karl Neumann, A. Kingsley Porter,
Julius von Schlosser, August Schmarsow, Josef Strzygowski, Hans Tietze, Karl
Woermann vertreten. Nach der Reihenfolge des Alphabetes. Darüber ist noch der
Herausgeber zu hören. Er hätte, erklärt er in dem an Gesichtspunkten reichen
Vorwort, den einzelnen Bänden gerne durch entsprechende Auswahl eine bestimmte
Note gegeben. Aber infolge der Unregelmäßigkeit des Eintreffens der Manuskripte
 
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