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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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Schingnitz, Werner: Die Ästhetik im System der Philosophie: Johannes Volkelt zum 80. Geburtstag (21.Juli 1928)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0268
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DIE ÄSTHETIK IM SYSTEM DER PHILOSOPHIE.

255

VI.

Über allen Einzelheiten der bisherigen Betrachtungen stand das
Thema »Die Ästhetik im System der Wissenschaften«, das jedoch, wie
gleich die Anfangsbetrachtungen zeigten, eine rein unpersönliche und
systematische Behandlung nicht ohne weiteres verträgt. Wie eine solche
aber trotzdem unübertrefflich erfolgen kann, wenn nur die lebendige
Persönlichkeit des Ästhetikwissenschaftlers, des Ästhetikphilosophen
in der rechten Weise aus ihrer konkreten Geistigkeit heraus das
systematische Unternehmen fördert, das exemplarisch aufzuzeigen war
das letzte und vornehmste Ziel dieser dem verehrten Altmeister der
deutschen Ästhetik gewidmeten Betrachtungen. In welcher Weise dabei
eine ganz bestimmte Art von »Kontemplation« das eigentlich synthe-
tische Prinzip des Volkeltschen Denkens auszumachen scheint, ist an
anderer Stelle bereits betrachtet worden (in der Abhandlung »Kontem-
plation als Wurzel von Philosophie und Kunst« innerhalb der Fest-
schrift »Zwischen Philosophie und Kunst. Johannes Volkelt zum
100. Lehrsemester ). Hier erübrigte sich deshalb ein nochmaliges Zu-
rückgreifen auf dieses Prinzip »universeller Kontemplation«. Es kann
vielmehr in erster Linie auf die gegenständliche Leistung dieser Kontem-
plation innerhalb des Ästhetiksystems Volkelts an.

In dem Zurückgreifen auf die tieferen Schichten seines Werkes aber
offenbart sich der ganze Gehalt eines Systems, dessen Fruchtbarkeit
und dessen Reichtum an den allerverschiedensten Anregungen sich erst
noch entfalten muß und sicherlich entfalten wird. Verwirrend ist viel-
fach der Reichtum der gebotenen Aspekte und Hinweise; viel näher
an der konkreten Fülle und Bewegung des Ästhetischen in Natur und
Kunst als viele andere Lehrgebäude der Ästhetik ist gerade der System-
bau Volkelts errichtet. Niemals aber verleugnet sich ein im letzten
Grunde metaphysisches Streben der Betrachtung ins große Einfache
und Allgemeine der obersten Prinzipien bei Volkelt, der sich somit
sicher dem Worte des großen deutschen Klassikers aus dem 18. Jahr-
hundert verwandt empfindet, das als Motto über diesen Betrachtungen
steht, die nicht zuletzt den Dank des Schülers an den verehrten Lehrer
für die große geistige Förderung gerade auf dem Gebiete, dem diese
Betrachtungen gewidmet sind, ausdrücken sollen.
 
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