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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0529
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BESPRECHUNGEN.

Begriffe subsumiert. Sehr erfreulich — und ganz im Sinne des Begründers und
Herausgebers dieser Zeitschrift — ist der Gedanke, daß spanische Kunst nur ein
Zeuge der alten Kultur jenes Volkes ist, daß weiter als Ergänzung zur Untersuchung
bildender Kunst festzustellen wäre »wie Seele und Formgefühl dieses großen und
alten spanischen Kulturvolkes in Musik und Dichtung sich auswirkten« (S. 344).

Eine große Zahl prachtvoller Abbildungen illustriert den wertvollen Text.

Friedland in Mecklenburg.

_ Alfred Werner.

Alfred Kuhn, Aristide Maill ol. Landschaft. Werke. Gespräche. 50 Abbildungen.
Leipzig, E. A. Seemann, 1925.
Maillols Name ist durch Graf Keßler in Deutschland seit bald 20 Jahren be-
kannt. In Frankreich ist er noch heute so gut wie unbekannt; nur in Paris wird er
von einer kleinen Elite geschätzt. Daher ist es verständlich, daß die erste Mono-
graphie über ihn in Deutschland erscheint. Alfred Kuhn hat in der Lebensgeschichte
des Künstlers nicht weit ausgeholt, sondern nur die notwendigsten Daten und Tat-
sachen gegeben. Es wäre ihm gewiß nicht leicht gefallen, wenn er diesen kürzesten
Teil seiner Einleitung hätte weiter ausspinnen sollen; denn Maillols Leben ist arm
an äußeren Geschehnissen. Sein Inhalt ist reich. Er erschöpft sich in dem einen
Wort: Arbeit. Maillol ist ein ganz unzeitgemäßer künstlerischer Arbeiter. Er wirkt
unberührt von der jagenden Hast der Gegenwart, steht außerhalb des ruhelosen
Strudels der Zeit, schafft nicht für die Ausstellungen, ist den Lockungen von Auf-
traggebern gegenüber taub. Er hat überhaupt kein Zeitempfinden. Unter dem ewig-
blauen Himmel des Südens rechnet er nur mit der Ewigkeit. Er hat ganz im Gegen-
satz zu dem schnellen Impressionisten Rodin gar keinen Sinn für die Quantität seines
Lebenswerkes, sondern rechnet nur mit der Qualität. Es ist ihm ganz gleichgültig,
ob er zwei oder zwölf Skulpturen fertig bringt, wenn die, die er vollendet, nur
alles enthalten, was er zu sagen hat. In diesem Sinn ist Aristide Maillol ein Außen-
seiter seiner Zeit, dem kein anderer Künstler der Gegenwart zu vergleichen ist.
Diese innere Gelassenheit verdankt er nicht nur der ruhestolzen, Griechenland ver-
wandten Mittelmeerlandschaft, in der er lebt, sondern auch seiner seelischen Ver-
ankerung in der Antike. Kuhn hat ihn scharf und klar als den Gegenpol Rodins,
als den stillsten und weisesten Neuklassizisten charakterisiert. Seine kritische Unter-
suchung ist durch wertvolle Aussprüche des Meislers belebt. Sie bestätigen die Dar-
legungen Kuhns und führen sie ins Allgemeine und Große. Das schön ausgestattete
Buch ist ein würdiges Denkmal für den größten Bildhauer des gegenwärtigen
Frankreichs.

Berlin. _ Otto Grautoff.

C. von Lorck, Grundstrukturen des Kunstwerks. Entwurf einer Physiogno-
mik der bildenden Kunst nebst Beiträgen zur Erklärung der Perspektive- und
Raumdarstellung. Athenaion 1926.
Der Verfasser verlangt von der Kunstwissenschaft eine Beschreibung jedes
Kunstwerkes, die er »Physiognomik«: nennt. Zu einer solchen ist aber Erkenntnis
der »Grundstrukturen: des Kunstwerks nötig, und diese führen auf die Welt-
anschauung als die Wurzel aller Lebensäußerungen, und diese wieder auf die allge-
meine Geistesgeschichte zurück. Der Verfasser ermittelt nun eine Anzahl typischer
Grundstrukturen, z. B. das »Ovalgesetz«, und gibt ihnen eine »Deutung«, d. h. er
sucht ihre Wurzeln im »Weltbild« der Zeit. Aus der Unzahl dieser Deutungen greife
 
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