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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 23.1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.14175#0371
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BESPRECHUNGEN.

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zerstört aber bis dahin die ganze Nacht den einheitlichen Raum und verhindert
damit eine gemeinsame Feier. Plutarch berichtet eben nicht von Spitzenleistungen
der drei sich ablösenden Baumeister, sondern lediglich von Bauabschnitten.

Zur Wiederherstellung des iktinischen Entwurfes Taf. 9/10 ist zu sagen, daß
das Zwischengebälk im Innern nicht durchgelaufen sein kann, weil sonst die immer-
hin 6 m hohen oberen Säulen auf Holz stehen müßten. Für den perikleischen Bau
lehnt Noack selbst das S. 183 ab, nur wird die Schwierigkeit nicht durch Holzsäulen
oben beseitigt, sondern durch quadrate Steinblöcke zwischen den Säulen, die an
den Seiten Nester für die Balkenköpfe haben. Abb. 68 bestimmt die Höhe des
perikleischen Rumpfbaues ganz richtig nach der Felsterrasse und der späteren
philonischen Halle. Allein dann ist die Wiederherstellung der Iktinoshalle Taf. 10
abwegig: um deren Höhe zu finden, müssen wir an den Traufseiten der Dachlinie
über die Breite der geplanten Ringhalle fortsetzen, wodurch sie fast 2 m niedriger
und die Säulen nur etwa 10,5 m hoch werden. Mit anderen Worten, Noack hat das
Dach viel zu hoch angenommen, da die Sparren wie bei jedem anderen Tempel
unmittelbar auf der Cellamauer zu ruhen haben, die eben höher geführt wird als
die Peristase. Dadurch wird die Deckenkonstruktion viel leichter; möglicherweise
muß aber die Fronthalle darum mehr als 16 Säulenjoche gehabt haben.

Ich hoffe nicht mißverstanden zu werden, wenn der begrenzte Raum mich ge-
zwungen hat, mehr auf meine abweichende Ansichten einzugehen, als das Positive
in Noacks Arbeit hervorzuheben. Dazu reicht der Raum erst recht nicht und es
wäre mir zu schwer gefallen, den hoffnungslosen Versuch zu machen, anstatt den
Lesern zu zeigen, daß so groß angelegte und gelungene Arbeiten nicht abschlie-
ßend sein sollen und wollen, sondern der Erforschung neuen Antrieb geben müssen.
Ich stehe daher nicht an zu erklären, daß das neue Werk uns nicht allein den
großen Künstler Iktinos näher gebracht hat, sondern auch den großen Forscher
Noack.

Rom. Armin von Gerkan.

Vierter Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft.

Der IV. Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft findet Anfang
Oktober 1930 in Hamburg statt. Das im Mittelpunkt stehende Problem, um das
sich die Verhandlungen gruppieren werden, ist das der Gestaltung von Raum und
Zeit in der Kunst. Die Einteilung ist vorläufig folgendermaßen gedacht: an erster
Stelle soll in 3 Vorträgen die philosophische Problematik von Raum und Zeit behan-
delt werden. Es ist bereits ein Vortrag von Prof. Ernst C a s s i r e r über „Mythi-
scher, ästhetischer und theoretischer Raum" und ein anderer Vortrag von Prof. Albert
G ö r 1 a n d über „Die Modi der Zeit als stilbildende Faktoren" vorgesehen. Dann
folgen 3 psychologische Vorträge über Raum und Zeit in der Kunst des Kindes, der
Primitiven und der Geisteskranken. Drei weitere Vorträge sollen das Raum- und
Zeitproblem in der bildenden Kunst behandeln, ebenso viele dasselbe Thema im Hin-
blick auf die Dichtung und die Musik. Im Anschluß an die Veranstaltungen des Kon-
gresses wird Prof. Georg A n s c h ü t z eine Ausstellung von Bildmaterial zu seinen
synästhetischen Forschungen veranstalten. Ferner wird in der Kulturwissenschaft-
lichen Bibliothek Warburg der Leiter der Bibliothek Prof. Aby W a r b u r g über das
„Transitorische" sprechen. Außer den genannten Themen sind noch 3 Vorträge
über allgemeine Fragen im Zusammenhang mit den Kongreßverhandlungen geplant.
— Anfragen, den Kongreß betreffend, sind zu richten an den Schriftführer des Ham-
burger Ortsausschusses, Privatdozent Dr. Hermann Noack, Hamburg 39,
Gryphiusstraße3.
 
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