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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft: 4.Kongress-Bericht — Beilagenheft.1931

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Frey, Dagobert: Das Kunstwerk als Willensproblem
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Utitz, Emil: Natur in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.49717#0254
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244

EMIL UTITZ.

wie es Warburg bezeichnet, nicht einmal aufgeworfen werden konnten.
Worum es sich mir bei dieser skizzenhaften Darstellung handelte, war
auch nicht, ein philosophisches System der Kunst aufzustellen, was ich
Berufeneren überlassen möchte, sondern als Kunsthistoriker den Versuch
zu unternehmen, eine theoretische Grundlage für eine geistesgeschicht-
liche Untersuchungsmethode zu gewinnen, gewissermaßen eine Hilfs-
konstruktion für die geschichtliche Betrachtung aufzustellen. Ich habe
in meinem Buche „Gotik und Renaissance“ versucht, die geistige Ent-
wicklung in ihren verschiedenen Äußerungsformen auf die Entwicklung
des Vorstellungsvermögens zurückzuführen. Schon dort habe ich dar-
auf hingewiesen, daß ich als notwendige Ergänzung hiezu eine Unter-
suchung der Entwicklung der Willensformen und Willenstendenzen an-
sehe. Hiezu müssen aber erst aus einer Strukturanalyse des schöpfe-
rischen Willens und des ihn begründenden Verhältnisses von schöpferi-
schen Subjekt und geschaffenem Objekt die notwendigen Kategorien ge-
wonnen werden, an denen die historischen Erscheinungen verglichen und
gedeutet werden können. Ich glaube, daß die hier entwickelte Struktur-
analyse die Handhabe dazu bieten kann, indem sie das künstlerische
Schaffen auf bestimmte Formen des Subjekt-Objektverhältnisses, und
damit auf allgemein gültige Bewußtseinsformen zurückführt. Damit
würde aber auch die Grundlage geschaffen, in gleicher Weise, wie ich
dies hinsichtlich des Vorstellungsvermögens versucht habe, auch hin-
sichtlich der Willenseinstellung alle geistigen Äußerungen einer Zeit
au5 bestimmten geistigen Grundformen und deren Entwicklung abzulei-
ten und zu erklären. Doch bis dahin liegt noch ein weiter Weg.
Emil U t i t z :
Natur in der Kunst.
Alle Kunst steht unter dem Zeichen bestimmter Gestaltung. Diese
Einsicht klar und deutlich entwickelt zu haben, erscheint als wesentlich-
stes Verdienst jener Bestrebungen, die sich von Kant über Fiedler in die
Gegenwart erstrecken, um deren Sinn und Deutung auch ich in verschie-
denen Schriften mich bemüht habe.
Jeglichem Naturhaften kommt darnach eine Spannweite künstleri-
scher Möglichkeiten zu. Wirklichkeit werden sie erst in der Formung
der Kunst und durch sie. Hier liegt die Entscheidung. Wer sie über-
sieht, mißversteht das Wesen der Kunst. Immer wieder zeigt sich, wie
alles auf Gestaltung hinzielt, in der Eigenart und Eigenrecht der Kunst
gründen und sie so von den anderen Kulturreichen abheben. Ihr gemein-
 
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