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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 27.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14172#0357
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BESPRECHUNGEN.

343

Gertrud Kuznitzky: Die Seinssymbolik des Schönen und die
Kunst. Berlin, Junker u. Dünnhaupt 1932. VII, 91 S. RM. 3.80.

Die vorliegende Untersuchung erscheint in starkem Maße als Ausdruck der
verwirrten Lage gegenwärtiger Auseinandersetzungen über die ästhetischen Grund-
fragen, von der Odebrecht in seiner Übersicht „Ästhetik der Gegenwart" (1932)
ein so treffendes Bild zeichnet. Es kommt heute in der ästhetischen Forschung
darauf an, erstens das sogen. Naturschöne vom Kunstschönen, zweitens das Schöne
als solches von der Gegebenheit des Kunstwerks reinlich zu scheiden, drittens aber
innerhalb der kunstphilosophischen Fragestellung als dem engeren Bezirke der
Ästhetik genau auseinanderzuhalten die Erlebensfrage, die Schaffensfrage, vor allem
aber die Würdigung des Kunstwerks als ei#es selbstgenugsamen, in seinem Be-
stehen sowohl seiner Entstehung wie seiner Aufnahme gegenüber unabhängigen
Daseins. Besonders wird die Wertfrage innerhalb dieser drei verschiedenen Be-
trachtungsmöglichkeiten des Kunstwerks mannigfache Wandlungen durchmachen
müssen. Von diesem Aufgabenkreis aus beurteilt, bringt die vorliegende Schrift
m. E. kaum Klärung. Trotz mancher beachtlicher Einzelergebnisse finden sich doch
die verschiedenen Betrachtungsweisen ästhetischer Art nicht deutlich genug ge-
schieden. Es ist bedauerlich, daß auf diese Weise so viel ernsthafte Arbeit für die
lebendige Forschung nicht recht fruchtbar wird. Der Anspruch der Verfasserin
schließlich, mit ihrer Untersuchung die „Kantische Betrachtung weiterzuführen",
scheint mir in Anbetracht der weit größeren Klarheit (trotz mancher Zwiespältig-
keit) und Entschiedenheit von Kants Ästhetik unberechtigt.

Greifswald. Kurt Gassen.

Philosophie der Literaturwissenschaft. Herausgegeben von Emil
Ermatinger. Berlin, Junker u. Dünnhaupt. 1930. VII, 478 S.

Das vorliegende stattliche Sammelwerk, zu dem dreizehn namhafte Forscher
sich verbunden haben, verfolgt die Absicht, einen Überblick zu geben über die
wesentlichsten Prinzipienfragen gegenwärtiger literaturwissenschaftlicher Methodik.
Der Herausgeber Emil Ermatinger war bestrebt, für jede Einzelfrage einen
maßgebenden Sachkenner zu gewinnen, so daß die hier gebotenen Erörterungen
von durchaus grundlegender Bedeutung sind. Angesichts der Überfülle der in diesen
dreizehn Aufsätzen angeregten Fragen und gebotenen Antworten kann es meine
Aufgabe nur sein, hier über die einzelnen Ausführungen in der Reihenfolge ihres
Abdrucks kurz zu berichten.

Die Reihe der Untersuchungen wird eröffnet durch einen Aufsatz von Franz
Schultz, der laut Inhaltsverzeichnis „Die philosophisch-weltanschauliche Entwick-
lung der literarhistorischen Methode", laut Überschrift „Die Entwicklung der Lite-
raturwissenschaft von Herder bis Wilhelm Scherer" behandelt. Sch. zeigt, wie die
Literaturwissenschaft sich als eine neue Wissenschaft zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts loslösen mußte von der historischen Wissenschaft im engeren Sinn, von
Philologie einer-, Ästhetik und Poetik andererseits, mit denen sie natürliche Grenz-
beziehungen unterhält, wie sich ferner in ihr auf Grund dieser nahen Beziehungen
auch in ihrem Ablauf während des 19. Jahrhunderts immer wieder Antinomien
geltend machten zwischen wesentlich historischem und wesentlich systematischem,
philosophisch-ästhetischem Verfahren, wie schließlich auch noch Spannungen
zwischen ihr und der Dichtung selbst sowie der literarischen Kritik wirksam werden,
auf welch letztere Gesichtspunkte in vorliegendem Sammelwerk auch noch die Bei-
 
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