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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 29.1935

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Gesellschaft für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.14176#0203
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BESPRECHUNGEN

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zu dem künstlerischen Genius des eigenen Volkes quellenden Sätze, haben eine weit
über den Gedanken- und Sorgenkreis der Gegenwart hinausweisenden Anspruch auf
dauernden Wert und Geltung.

[In Klammern noch ein Wort an den Verleger, dem für künftige Auflagen im
Interesse eines weiteren Leserkreises als des fachmännisch vorgebildeten namentlich
für die Anfangspartien des Buches, die die außerhalb der Fachkreise so gut wie un-
bekannte älteste deutsche Kunst behandeln, ein wesentlich ausgiebigeres, in engem
Anschluß an den Text ausgewähltes Bildermaterial empfohlen werden muß. So wie
das Buch jetzt vorliegt, besteht die Gefahr, daß der gebildete Laie — der meist wert-
vollere Teil des Leserkreises — schon während der Lektüre der ersten zwanzig
Seiten das Buch entmutigt aus der Hand legt, weil ihm die Anschauung fehlt.]

Berlin. Edmund Hildebrandt.

Gesellschaft für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft.

Veranstaltungen der Berliner Ortsgruppe im Jahre 1934.

Donnerstag, den 25. Januar 1934.

Professor Dr. Walter F. Schirmer „Dichter und Publikum am Ende des 14. Jahr-
hunderts in England". Ein Bericht über diesen Vortrag, an den sich eine angeregte
Diskussion anschloß, erübrigt sich, da er in Form eines Aufsatzes in unserer Zeit-
schrift veröffentlicht werden wird.
Donnerstag, den 16. Februar 1934.

Dr. L. Coellen „Systementfaltung organischer Gestalten in Natur und Kunst".

Im Gegensatz zur materialistischen Auffassung begründet der Redner die Ent-
stehung der systematischen Gestalttypik der Organismen aus dem plan- und gesetz-
mäßigen Vollzug einer Auf schließung des Organismuswesens, insofern dieses
die identische Gleichheit des Organismusganzen und seiner Gliedgemeinschaft ist.
Die Aufschließung vollzieht sich durch die steigende Organbildung, und sie stellt
dabei die Stufenreihen der Systemtypen her, als eine Folge von Harmonie- Ord-
nungen aus Reihung und Symmetrie. Die Typen setzen sich voneinander ab durch
Verschiedenheit des organhaften Individualwertes der Organismusglieder: der Indi-
vidualwert steigert sich in Stufen vom niedrigsten Kollektiv- Typus (z. B. der
einfachen Reihung der Zell-Individuen eines Algenfadens) bis zum höchsten organhaft
durchgebildeten individualistischen oder besser organizistischen Typus (z. B.
dem kompositionellen Symmetrie-Gefüge der Organe einer Samen-Blüten-Pflanze).
Dieser Aufschließungsvollzug und die Folge der zugehörigen Stufentypen ergeben
aber auch die Systementfaltung der Kunst — deren Stilprozeß. Das Kunstwerk,
indem es, wie der Naturorganismus, als eine Gemeinschaft von Gliedindividuen und
zum gestalteten Harmonie-Gesetz aufwächst, weist sich damit als Organismus aus.
An der altnordischen Ornamentik, welche sich von der Steinzeit durch
Bronze- und Eisenzeit hindurch als eine Systemfolge von fünf Stilperioden mit den
zugehörigen Gestalttypen entwickelt, vom reinen Kollektivtyp bis zum höchsten orga-
nizistischen Typ, zeigte der Vortragende Gültigkeit und Erscheinungsweise des orga-
nismischen Aufschließungsgesetzes. Der Vortragende erläuterte seine Darlegungen
durch Zeichnungen und Lichtbilder.
Mittwoch, den 9. Mai 1934.

Professor Dr. Hans Mersmann „Musikanalyse und Wertästhetik" (mit musikali-
schen Beispielen).
 
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