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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 34.1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.14215#0148
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Besprechungen

Othmar Sterzinger: Grundlinien der Kunstpsychologie.
II. Bd. Die Innere Welt. Graz 1939. Leykam-Verlag. 294 S. m. 8 Textfig. u.
26 Tafeln m. 3 Abb. in Färb- und 46 in Schwarzdruck. (Ganzleinenband 15 RM.).

Schon nach Jahresfrist, also kaum viel später, als die Drucklegung erfordert
haben muß, ist dieser II. Band des Werkes erschienen. Der Einblick bestätigt, daß es
in der Tat aus einem Guß entstanden ist, in dem uns die Ergebnisse langjähriger
Untersuchungen und ihrer geistigen Verarbeitung dargeboten werden. Galten sie im
I.Bande der Sinnenwelt (vgl. die Besprechung in der Zeitschr. f. Ästh. 1939, S. 262ff.),
so umfassen sie im vorliegenden die innere Welt, aus der jede Art höherer Kunst-
schöpfung entspringt. Damit erstrecken sie sich nahezu über den gesamten Bereich
der zeitgenössischen Psychologie, abgesehen von derjenigen des rein begrifflichen,
rationalen Denkens, wenngleich durchweg vom Gesichtspunkt ihrer Bedeutung für die
Kunst. Wie im I. Bande für die künstlerische Ausschöpfung der Sinneseindrücke, so
glaubt der Verf. hier auch für die Innenschau im Gesamtgebiet der Kunst eine ein-
heitliche Gesetzmäßigkeit sowohl des Kunstschaffens als auch des Kunsterlebens
(bzw. -genießens) feststellen zu können, die nur eine Differenzierung in den Einzel-
künsten erfährt, m. E. mit Recht. Am reichsten entfaltet sie sich in der Dichtung
und der ihr darin am nächsten kommenden Malerei, denen deshalb die meisten
Belege entnommen sind, in engeren Grenzen in der Musik, während nicht nur die
Gestaltung im Bereich der niederen Sinne in der inneren Welt fast ausfällt, sondern
auch die reinen Körperkünste der Mimik und Plastik nur entfernt, d. h. mittelbar
durch sie bedingt sind und daher nur selten herangezogen werden. Bei alledem bleibt
die Fragestellung eine mehr psychologische als kunstwissenschaftliche, da sie von
den geistigen Leistungen (Funktionen) und nicht von der Phänomenologie der Künste
ausgeht, sondern nur den Einwirkungen der ersteren auf die letztere nachforscht.
Dadurch wird auch die Anlage des II. Bandes bestimmt. Er enthält 7 Kapitel von
sehr ungleichem, durch ihre Beziehung zur Kunst bedingtem Umfange, wie es auch
ihre Reihenfolge ist, die sich jedoch vielleicht zum Vorteil des Aufbaues etwas ver-
schieben ließe.

Das ällerlängste erste Kapitel umfaßt die subjektiven Abbilder (bzw. Gebilde),
die durch die Sinneseindrücke in der Innenschau hervorgerufen werden und eine
mannigfaltige Abwandlung durchmachen. Am Anfange stehen die dem Wahrneh-
mungsakt nächstverwandten, d. h. mehr oder weniger gleichartigen sog. eidetischen
subjektiven (optischen oder akustischen) Anschauungsbilder. Im nächsten Abschnitt
behandelt der Verf. die auf andere Sinnesgebiete übergreifenden Mitempfindungen
(Synästhesien) und erweist an einzelnen Beispielen deren Beteiligung an der ästhe-
tischen Wirkung einschlägiger Kunstschöpfungen, wie dem „Waldweben" R. Wagners
und seiner Veranschaulichung in der Malerei. In den vier folgenden Abschnitten des
 
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