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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 35.1941

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Böhm, Wilhelm: Gestalt und Glaube in der Hölderlinliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.14214#0040
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Gestalt und Glaube in der Hölderiinliteratur

Von

Wilhelm Böhm

Als ich vor 10 Jahren meine zweibändige Hölderlinmonographie1)
abschloß, wurde mir von A. von Grolmann vorgehalten, daß die Zeit
zu einer solchen Arbeit noch nicht gekommen wäre, da die Hölderlin-
forschung erst in ihren Anfängen stehe. Ich begründete den Umfang
der Arbeit damit, daß die Literatur der vorangegangenen Jahre über
Hölderlin es wichtiger scheinen ließe, „sein Werk Schritt für Schritt zu
interpretieren, ja überhaupt erst den Inhalt festzustellen, als durch
höhere Formgebung und Zusammenschau Legendenbildung zu fördern."
Ich betonte die zu diesem induktiven Zweck notwendige biographische
Verfahrungsweise. Vielleicht kam diese Arbeit doch nicht zu früh; denn
in diesen zehn Jahren hat man sich um die biographischen Probleme
nicht weiter bemüht; auch die philologische Ausbeute dieser Zeit ist
gering, so groß sie im einzelnen ihren meist jüngern Verfassern erscheint.
Eduard Lachmanns Formanalysen2) kenne ich nicht und ich weiß nicht,
ob ich noch Zeit und Kraft finden werde, mich darauf einzustellen nach
den trüben Erfahrungen, die diese Methode auf dem Gebiete der Faust-
interpretation gezeitigt hat. — Aber meinem Gesamtbild Hölderlins stellte
Paul Böckmann sein Buch „Hölderlin und seine Götter"3) entgegen.
Ich habe seinerzeit in einem Aufsatz „Hölderlin als Mythendichter"4)
meine starken Bedenken dagegen geltend gemacht. — In M. Heideggers

J) 1928. 1930. Verlag Max Niemeyer, Halle/S. 502. 830 S.

2) Hölderlins Hymnen in freien Strophen. Vittorio Klostermann, Frankfurt a. M.
343 S.

3) C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, München. 1935. 456 S.

*) DVsft. f. Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, Bd. XV. 1937. S. 424 ff.
— S. 425 Anm. habe ich auf meine Stellungnahme zu anderen Erscheinungen der
Hölderlinliteratur hingewiesen. — Böckmann läßt das anfängliche Gleichgewicht im
Gespräch zwischen Hölderlin und seinen Göttern sich zunehmend auf die Seite der
Götter verschieben. — Vgl. ferner 5) und 13).

Wegen der zeitgemäßen Thematik nenne ich hier noch die Münsterer Diss. von
Arno Dreher: „Das Fragmentarische bei Kleist und Hölderlin als rassenseelischer
Ausdruck". 1938. Konrad Triltsch, Würzburg-Aumühle. Vgl. meine Besprechung im
demnächst erscheinenden Jahrbuch der Kleistgesellschaft 1940.
 
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