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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft: Zweiter Kongreß für Ästhethik und allgemeine Kunstwissenschaft Berlin, 16.-18. Oktober 1924 — 19.1925

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Scheltema, Adama van: Ornament und Träger
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Frankl, Paul: Stilgattungen und Stilarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3819#0108

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STILGATTUNGEN UND STILARTEN. 101

und ewig sind? Diese Fragen können hier nur aufgeworfen, nicht aber
beantwortet werden. Indes, es besteht kein Zweifel, daß das Studium
der Kinderornamentik dermaleinst sein bescheiden Teil zur Lösung
dieser Fragen beitragen wird.

Aussprache:

Hans Cornelius (zu Scheltema): Der Vortrag Scheltemas war auf Tatsachen
gegründet und daher besonders begrüßenswert. Er gab eine Bestätigung meiner
ornamentalen Theorie.

Paul Frankl:
Stilgattungen und Stilarten.

Was Stil sei, setze ich als bekannt voraus und darf dies tun, ob-
wohl es so viele voneinander abweichende Definitionen von Stil gibt;
denn durch alle Schattierungen des Begriffes erhält sich die Kernbe-
deutung von anschaulicher Einheitlichkeit oder einheitlicher Anschaulich-
keit. Wallbach sagt in seiner Dissertation1) Gleichförmigkeit und kommt
damit dem Sinn wohl ganz nahe; denn eine Gleichheit innerhalb des
Formalen ist gemeint, Gleichheiten von Teilen innerhalb einer Form.
Man könnte besser als Gleichförmigkeit Gleichförmigkeit sagen. Von
dieser Umschreibung aus läßt sich bei genügend weitgetriebener Analyse
der Form begreiflich machen, warum der Stilbegriff so vielseitig und
schillernd ist, die »Gleichheitlichkeit« (wenn diese Wortbildung erlaubt
ist) bezieht sich oder kann sich beziehen auf jede analytisch heraus-
lösbare Seite der Form, z. B. auf die Größenabstände in einer Figur,
die Zeitdauer von Tönen, die Sättigung von Farben usw.; es ist mög-
lich, alle Sonderfälle von Stil auf abstrakt-theoretischem Wege zu ge-
winnen. Ich lasse aber notgedrungen diesen Unterbau hier beiseite
und gebe die bloßen Resultate, die ich mit Beispielen anschaulich zu
machen suche.

Es gibt drei Gattungen von Stil, deren jede in mehrere Stilarten
zerfällt Für letztere ist wenigstens teilweise eine Terminologie vor-
handen, für die Gattungen fehlt sie, ich wähle als Bezeichnungen:
figuraler, kompositiver und qualitativer Stil2).

1. Figuraler Stil ist Gleichförmigkeit der Figuren; unter Figuren
verstehe ich in jeder Kunst die Formen der Unterganzen, aus denen
sich das Oberganze zusammensetzt. In der Architektur sind die not-
wendigen Unterganzen jedem geläufig: Fußboden, Wand, Decke, Stütze,

') Rob. Wolfg. Wallbach, Stil. München 1920, Verlag Reinhardt.

') Auf dem Kongreß sagte ich noch statt kompositiver Stil polarer Stil, finde
aber jetzt bei der Korrektur (März 1925), daß die Bezeichnung irreführend war und
geradezu unberechtigt; denn eine Antithese ist auch innerhalb des qualitativen und
sogar innerhalb des figuralen Stiles begrifflich formulierbar.
 
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