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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft: Zweiter Kongreß für Ästhethik und allgemeine Kunstwissenschaft Berlin, 16.-18. Oktober 1924 — 19.1925

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Frankl, Paul: Stilgattungen und Stilarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3819#0116

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STILGATTUNGEN UND STILARTEN. 109

Struktur der Stilgeschichte die Wahrscheinlichkeit gegeben, eben diese
Stilgeschichte wissenschaftlich zu begreifen (und die Hoffnung gegeben,
mit den beirrenden Äquivokationen, die sich heute jeder erlaubt, aufzu-
räumen), so eben doch nicht mehr als diese Stilgeschichte. Geschichte
im umfassenden Sinn, Qeistesgeschichte, insbesondere aber die Frage,
ob diese Stilgeschichte als »Entwicklung- aufzufassen sei, sind Pro-
bleme, die hier unberührt bleiben.

M i t b e r i c h t.
Walter Timmling:

Nur wenige Bemerkungen formaler und prinzipieller Natur will ich
den Ausführungen Prof. Frankls zufügen. Wohl wird mir dadurch die
Stilstrukturlehre Frankls mehr zum Anlaß als zum Thema, aber den-
noch zum wohlbegründeten Anlaß. Die Begründung liegt darin, daß
dieser Vortrag in rein denkhafter Methode das Problem des Stiles als
Problem einer Objektästhetik aufspaltet, und eine auf ahistorischem und
wertungsfreiem Boden wenn nicht im psychologischen Sinne gewon-
nene, so doch im immanenten Sinne fundierte Gegenstandstheorie
des theoretischen Allgemeingegenstandes »Stil« bietet, deren
Ergebnissen selbst wiederum ahistorische und wertungsfreie Allgemein-
geltung zukommt. Damit scheint mir ein Schritt getan, den zu tun die
kunstgeschichtliche Forschung immer sich gescheut hat, nämlich den
Komplex von Problemen, den sie als Arbeitsgebiet sich zugewiesen
sieht (Kunstgeschichte ist kein »Sachgebiet«, das in sich selbstgenug-
sam ruht), mit Hilfe des kritischen Gesichtspunktes der möglichen
wissenschaftlichen Bearbeitung sachlich aufzulösen und das einzelne
Gebiet in der der Sache selbst entwachsenden Methode zur phäno-
menologisch reinen Darstellung zu bringen. Spreche ich von Stil,
und meine nicht die Gotik, die Renaissance usw., so stehe ich auf
rein theoretischem Boden, ich stehe dort schon, wenn ich von
Renaissancestil spreche und Stil — das Stilmäßige — das eigentlich
Intendierte ist. Damit aber verliert alles Materiale, Individuelle, Tatsäch-
liche, Historische seine autonome Bedeutung und wird zum konkreten
Beispiel für das intendierte reine Denkobjekt, das stets reicher und
ärmer zugleich als jenes andere ist, und dessen Heranziehung allein
pädagogisch-didaktische Bedeutung zukommt. Einem theoretischen
Gegenstand korrespondiert allein eine theoretische Methode: ein rein
denkhaftes Verfahren.

Das Problem liegt für mich nicht in Entwicklung von Konsequenzen
aus diesem bekannten Sachverhalt, sondern in der Nötigung, die ich
spüre, eben in diesem Sinne den Vortrag Frankls positiv wertend
zu unterstreichen, denn tiefer und nachhaltiger als alle möglichen
 
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