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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft: Zweiter Kongreß für Ästhethik und allgemeine Kunstwissenschaft Berlin, 16.-18. Oktober 1924 — 19.1925

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Wulff, Oskar: Die psychophysischen Grundlagen der plastischen und malerischen Gestaltung
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Mitbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.3819#0135

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128 ■ G. JOHS. VON ALLESCH.

tensiven oder die intensiven Werte in der Gestaltung das Übergewicht

haben.

Mitbericht.

G. Johs. von Allesch:

Es scheint im gegenwärtigen Zusammenhang nicht so wichtig, die
psychologischen Begriffe, mit denen Herr Wulff operierte, sowohl für
sich selbst, als in der besonderen Anwendung, die sie hier erfahren
haben, zu erörtern und die Frage ihres systemgerechten Gebrauches
zu untersuchen. Vielmehr scheint das Wesentliche folgendes zu sein:
Im Zentrum des Interesses stand für Herrn Wulff die illusionistische
Malerei. Diese ist aber doch nur ein verhältnismäßig verschwindender
Ausschnitt aus der Weltkunst und sie ist z. B. den byzantinischen
Mosaiken, unter deren Kennern Herr Wulff bekanntlich einen so her-
vorragenden Platz einnimmt, gerade entgegengesetzt. Der Künstler
schafft ein neues Ding und ist dabei von Natur und Gegenständlich-
keit in weitem Umfange unabhängig. Selbst in der naturalistischen
Kunst spielt diese innere Struktur des Kunstwerkes als selbständigen
Gegenstandes die entscheidende Rolle. Außerdem ist aber auch die
Natur nichts Einfaches oder Eindeutiges. Es gibt unzählige (phänome-
nale) Wirklichkeiten.

Was die experimentelle Psychologie für die Betrachtung von Kunst-
werken leisten kann, ist nicht unwesentlich. Im gegenwärtigen Augen-
blick steht übrigens die Sache noch so, daß durch das experimentelle
Studium ästhetischer Vorgänge dauernd neue Struktureigentümlichkeiten
aufgefunden werden, so daß die Zeit noch lange nicht gekommen ist,
wo man fragen kann, ob denn auch alles, was zum Ästhetischen ge-
hört, der experimentellen Behandlung zugängig ist. So hat sich zum
Beispiel auf dem Gebiete der Farbe gezeigt, daß sie innerhalb des
ästhetischen Geschehens eine ihr sonst in diesem Grade nicht eigen-
tümliche spezifische Wandelbarkeit zeigt, die trotz gleichbleibender
äußerer Veranlassung nicht nur eine breite Streuung des Phänomens
erkennen läßt, sondern auch, daß der Wandel nach ganz bestimmten
Regeln erfolgt, die auf einem anderen als dem experimentellen Wege
nicht festgestellt werden können.

Auch die Gesetze und Regeln, denen sein Entstehen und seine
Veränderungen unterliegen, lassen sich mit unseren Methoden auf-
finden und klären.

Aussprache.

Rudolph Bosselt:
Ich unterstütze die Auffassung von Herrn Wulff. In seltenen Fällen treffen male-
rische und plastische Fähigkeiten zusammen. Die Dingvorstellung von Objekten ist
unabhängig von der jeweiligen Wirkungsform. Es wäre unmöglich, daß viele Men-
 
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