Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft: Zweiter Kongreß für Ästhethik und allgemeine Kunstwissenschaft Berlin, 16.-18. Oktober 1924 — 19.1925

DOI Artikel:
Hilker, Franz: Kunst und Jugend
DOI Artikel:
Mitbericht
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3819#0288

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GRUNDLAGEN EINER LEBENDIGEN MUSIKKULTUR. 281

zwischen Kunst und Jugend und der kunstpädagogischen Bereiche im
einzelnen zu durchleuchten. Einige Schlaglichter auf die wichtigsten und
'hauptsächlichsten Fragen müssen genügen. Aber schon diese wenigen
Hinweise lassen erkennen, welche Bedeutung Kunst und künstlerische
Erziehung für die Jugend und darüber hinaus für das Kulturleben
überhaupt haben. Die Preußische Unterrichtsverwaltung hat in ihren
letzten Verordnungen den Weg einer über intellektuelle Ziele hinaus-
gehenden schöpferischen und ästhetischen Persönlichkeitsbildung be-
schritten; aber es sind starke Widerstände zu überwinden. Es wäre zu
wünschen, daß die Verhandlungen dieses Kongresses mit dazu beitragen
möchten, einer künstlerischen Erziehung der Jugend und damit einer
ästhetischen und künstlerischen Volkskultur den Weg zu ebnen.

M i t b e r i c h t.
Heinrich Jacoby:
Voraussetzungen und Grundlagen einer lebendigen Musik-
kultur.

Programmgemäß hätte ich die Beziehungen, die zwischen Musik
und dem Thema »Kunst und Jugend« bestehen, darzulegen. Es ist
nicht meine Absicht, mich dieser Aufgabe dadurch zu entledigen, daß
ich Ihnen einen Überblick über das gebe, was in der musikalischen
Praxis — der pädagogischen, wie der des »Kunst«-Betriebes — mit
der Jugend geschieht; was man »richtig« und »falsch« tut; was man
mit oder ohne Erfolg zu reformieren versucht. Es liegt mir allein daran,
Sie auf die tiefliegenden Ursachen aufmerksam zu machen, auf die all
die Krankheitserscheinungen zurückzuführen sind, an denen das, was
heute fälschlich »Musik-Kultur« genannt wird, leidet und ohne deren
Beseitigung alle nur an der Peripherie ansetzenden Reformversuche
zum Scheitern verurteilt bleiben. Die hier wirksamen Ursachen sind
nicht leicht zu erkennen, denn sie bleiben dem in längst zur Selbst-
verständlichkeit gewordenen Vorurteilen und Denkgewohnheiten be-
fangenen Beobachter verborgen. Außerdem fehlt es für das Weitergeben
von Einsichten im Bereich der Musik — mehr als auf irgend einem
anderen Gebiete — an klaren eindeutigen Begriffen. Die vielfältig ver-
schiedenen und verschwommenen Auffassungen von Wesen, Wirkung
und Aufgaben der Musik, die übliche Verquickung von Musik mit
Kunst bedeuten alles andere als eine brauchbare Verständigungsgrund-
lage.

Anstatt uns bei so ungeklärten Voraussetzungen in Betrachtungen
über musikalische Beziehungen und über Zustände unseres Musiklebens
zu verlieren, wollen wir uns lieber erst einmal fragen: Was meinen
 
Annotationen