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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0340

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326 Einem Sterbenden, das Kopfkissen wegziehen.
von dessen Frau aus dem Bette gerissen und so dem Tode über-
liefert wurde/
Nur hätte Rochholz hinzufügen sollen: die alte Sitte des ,levare
de lecto‘ und des ,deponere ad terram‘ lebt fort in der Sitte, dem
Sterbenden das Kopfkissen wegzuziehen, um ihm das Sterben
zu erleichtern. Rochholz selbst erwähnt die Sitte S. 170 (mit einer
wenig einleuchtenden Erklärung). Sonst z. B. zu vergleichen: P.
Drechsler, Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien 1, 290. E. H.
Meyer, Badisches Volksleben im neunzehnten Jahrhundert 581: Die
noch hie und da z. B. in Köndringen übliche rohe Gewohnheit,
dem Kranken das Sterben durch plötzliches Wegreißen des Kopf-
kissens zu erleichtern, bekämpft schon das Mildheimer Noth- und
Hülfsbüchlein.1 Würzburg, 1790. — Grohmann, Aberglauben und
Gebräuche aus Böhmen und Mähren I Nr. 1316: Wenn man auf
einem Kissen von Hühnerfedern liegt, kann man nicht eher sterben,
als bis das Kissen beiseite geschafft ist. — Bei den Tscheremissen
wird der Federpfühl beim Eintritt des Todeskampfes unter dem
Sterbenden weggerissen und ihm Stroh untergelegt, weil das Weg-
werfen eines Federpfühls zu kostspielig sei (Dieterich, Mutter Erde
S. 27; nach Caland). Wenn Wuttke § 723 sagt, daß man mit dem
Fortreißen des Kopfkissens vielleicht die Fäden zu durchreißen meine,
die den Sterbenden noch an das Diesseits fesseln, so gilt von dieser
Erklärung dasselbe, was B. Kahle gegenüber der Erklärung eines
anderen Brauches sehr richtig bemerkt hat: Diese Erklärung ist viel
zu abstrakt, so denkt das Volk nicht (Ztschr. des Vereins für Volks-
kunde 11, 434, Anm.).

41. Einem Sterbenden das Kopfkissen wegziehen.
(Archiv für Religionswissenschaft 11, 151 —153. 1908.)
Die ,schlimme Gewohnheit1, einem Todkranken das Kopfkissen
wegzuziehen, wird im Mildheimer Noth- und Hülfsbüchlein, Würz-
burg 1790, bekämpft, weil der Kranke auf diese Weise vor der Zeit
ums Leben gebracht werden könne (s. dieses Archiv IX, 541). Aber
der Glaube, daß durch das Wegziehen des Kopfkissens der Tod eines
1) In der mir vorliegenden Ausgabe (Gotha 1825) lautet die angezogene
Stelle auf S. 18: Damit man in der Zeit, bis die sicheren Zeichen des Todes
kommen, die Kranken nicht etwa aus Unvorsichtigkeit ums Leben bringe: so muß
man ihnen, wenn es scheint, als wollten sie sterben, ja nicht das Kopfkissen weg-
ziehen. Dieses ist eine sehr schlimme Gewohnheit usw.
 
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