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Zahn, Wilhelm
Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herculanum und Stabiae: nach einigen Grundrissen und Ansichten nach den an Ort und Stelle gemachten Originalzeichnungen (Band 2) — Berlin, 1842/​1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.3963#0002
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Vorwort.

m
in

Jj-lein erneuter Aufenthalt in Italien seit 1830, so wie meine gleichzeitigen Studien in Pompeji, Herculanum und in dem Museum zu Neapel, wo die Resultate der neuesten Entdeckungen jener
im J. 79 n. Chr. verschütteten Städte den Hauptbestandteil ausmachen, geben mir erwünschte und ausreichende Gelegenheit zur Vervollkommnung meiner auf diesen Gegenstand gerichteten For-
schungen, deren Ergebniss ich »un m veröffentlichen beabsichtige. Dieses Werk, welches als Fortsetzung meines früheren, im Jahre 1828 und 1829 erschienenen anzusehen ist, und daher
Inhalt, Form und Ausstattung mit demselben übereinstimmen soll, wird vorzugsweise Ornamente und Gemälde in der Grösse der Originale in entsprechenden Farben, so wie ganze Wände
ihrer vollen Farbenpracht neben architektonischen Gegenständen liefern.

Unter den in der neuesten Ztit gemachten Ausgrabungen zeichnen sich besonders aus, die in der Strada di Mercurio veranstalteten: der Casa di Castore e Polluce, Casa del Centauro,
Casa di Meleagro, Casa di Venere ed' Adone (della Toeletta delP Ermafrodito), Casa de' Vasi d'Argento, Casa di Apollo, so wie in der Strada della Fortuna die Aufdeckung der Casa de' Bronzi,
Casa del Gran-Musaico (Casa di Goehe), Casa del Gran-Duca, Casa de' Capitelli colorati, Casa della Caccia; so wie der andern neuen Häuser in dieser Strada della Fortuna, ganz nahe liegend
bei der im Jahre 1748 zuerst unternommenen und wieder zugeschütteten Ausgrabung, wodurch Pompeji zu jener Zeit zuerst entdeckt wurde; desgleichen das neue in der Gräberstrasse mit den
vier Mosaik-Säulen geschmückte Haus (der sogenannten Villa des Cicero gegenüber), in welchem auch die schöne Glasvase gefunden worden, und die neuesten Ausgrabungen in der Strada
de' Mercadanti. Auch verdienen die nLn Ausgrabungen in Herculanum von 1828 bis 1838 hier besonderer Erwähnung.

Unter den obo-edachten Umständen fand ich genügende Gelegenheit bei allen neueren Ausgrabungen gegenwärtig zu sein, und alle Malereien sofort in ihrer ursprünglichen Farbenfrische nach-
zubilden, so wie auch viele von den verhütteten, zum Theil vermoderten Gegenständen von Holz und anderen Stoffen in der Asche abgedruckt zu sehen, z. B. Thüren, Meubeln und andere Geräthe,
ferner die Holzverbindungen der oberer Stockwerke, und dieselben nach den Abdrücken, ehe solche zusammen stürzten, zu zeichnen. Sehr wichtig in architektonischer Hinsicht sind die neuen
Ausgrabungen in Herculanum, wo Balk>n und sonstige Holzverbindungen der oberen Stockwerke, vermittelst ihrer Verkohlung, gut erhalten blieben, so dass die ganze Holz-Construction der obe-
ren Stockwerke daran zu erkennen ist, Was die Restauration derselben wesentlich erleichterte. Auch manche interessante Bemerkungen hinsichtlich des Verhaltens der Farben boten sich dar, wie
z. B. dass viele ockergelbe Farben durCl die Hitze der vulkanischen Masse (besonders in Herculanum) «» ™th verwandelt wurden. Das Zinnoberoth, welches bei der Ausgrabung ganz brillant
zum Vorschein kommt, verwandelt sich htUng durch Einwirkung der Luft nach einiger Zeit in Schwarz. Viele Künstler und Gelehrte, welche nicht Gelegenheit hatten an Ort und Stelle diese Ver-
wandlung zu sehen, haben irrthümlich Aermuthet, dass die Alten einige der jetzt schwarz gewordenen Wände, bei denen sich noch hie und da Spuren des Zinnobers zeigen, erst roth untermalt
und dann schwarz überzogen hätten.

Auch viele bemalte architektonisch Gegenstände, so wie mehrere bemalte Sculpturen in Marmor, konnte ich glücklicherweise gleich nach der Ausgrabung in Farben nachbilden, welche bei
diesen wichtigen und seltenen Monument^ nach einigen Tagen, in Folge sehr starker Regengüsse, verschwanden. Diejenigen Abbildungen, denen kein Maassstab, oder anderweitige Bemerkung
beigefügt ist, entsprechen der Grösse der Originale. Bei den farbenlosen Nachbildungen aber werde ich aufs genaueste die Farben angeben. Die Jahreszahl zeigt an, in welchem Jahre der Ge-
genstand entdeckt worden. Die Maassstä<e sind durchgängig Preussische Fusse.

Berlin im Mai 1841- W. failli.

I. Heft

mit seinem



1 Gemälde auf Marmor, ausgegraben \ Herculanum 1837, in der Original - Grösse, jetzt im Königl. Museum zu Neapel. Eine Quadriga mit zwei Personen, vielleicht den Achilles mi _____

Wa^enlenker vorstellend. Dieses Gemjde, aus der neuen Ausgrabung in Herculanum, von 1828 bis 1838, ist das fünfte Monochrom - Gemälde auf Marmor, welches bis jetzt zum Vorschein
gekommen. Sowohl dieses, als die früleren vier Monochrome, aus Herculanum 1746 und 1749,-sind von rother Farbe. Sie wurden mit Zinnober gemalt (Plinius XXXIII. 7.); diese Art ein-
farbig zu malen ist bekanntlich sehr alt,aus dei Zeit des Polygnot und Zeuxis.

2. Pompeji 1840. Zwei schwebende Genie» jn der Original-Grösse, welche den Köcher des Apollo tragen, ausgegraben hinter der Casa del Cignale im April 1840. Der Grund der Wand ist
gelb die Gewänder weiss, in den Schattmpartien rothgelb, die Fussbänder goldfarbig, der Köcher holzfarbig. Sowohl diese Gruppe, als zwei Gegenstücke derselben, welche das nächste Heft
liefern wird, gehören zu den ausgezeichneten Malereien von Pompeji.

3. Wand aus der Casa del Gran-Duca Zu P)mpeji, ausgegraben am 1. Juni 1833, in Gegenwart S. K. H. des Grossherzogs von Toscana. Das Haupt-Gemälde dieser Wand stellt hier, nach der
Tragödie des Euripides bearbeitet, die Dice vor, wie sie an den Stier gebunden wird. Dirce, die Gemalin des Königs Lycus in Theben, misshandelte ihre Vorgängerin die Antiope dergestalt,
dass* Antiope Zuflucht zu ihren beiden Sölnen Amphion und Zethus nahm, welche sich an der Dirce auf das fürchterlichste rächten, indem sie diese an einen wilden Stier banden und so zu Tode
schleifen Hessen. D*e Landschaft dieses ftides, den Berg Cithäron vorstellend, ist ganz der Composition angemessen, historisch behandelt, zur Luft ist der weisse Grund der Mauer benutzt:
Bäume, Felsen und das Erdreich sind einflcft und schön gemalt. Das Colorit der Dirce, so wie der Antiope, ist zart, das des Amphion, des Zethus, so wie ihres Erziehers, des alten Hirten,
dagegen kräftiger gehalten. Der Stier ist othbraun. Der Kopf der Dirce ist noch bacchantisch mit Laubwerk von der Feier der Orgien geschmückt, ihr Haar ist gelbbraun, ihr Gewand violett.
Die Antiope hat ebenfalls gelbbraunes Haar ein violettes Untergewand und ein weisses Obergewand. Die Kleidung des Sohns, welcher neben der Antiope steht (den ich fur den Amphion halte),
ist dunkel violett, mit einem kurzen röthlicl-gelben Obergewande; die Stiefel sind violett, und da, wo sie vorn geschnürt sind, röthlich durchscheinend; ein herunterhängendes Thierfell bedeckt
den Rand des Stiefels- Das kurze Gewanl des andern Sohnes (Zethus), welches nur die Hüften bedeckt, ist gelbröthlich, unten grün gesäumt, seine Schwertscheide ist grün (Bronze) und
deren Band violettblau; das Haar «1er beidn Jünglinge braun. Das Unterkleid des Alten mit weissen Haaren ist blau, sein Obergewand gelbröthlich, die Scherpe hellroth. Der Rand des Bildes
ist schwarz, der Grund der beiden schmale^ an den Rand des Bildes stossenden Felder, worauf die dünnen gelben Candelaber sich befinden, sind zinnoberroth, die vier Felder mit den schrägen
Ornamente-Stäben sind schwarz, die beide* Felder mit den schönen Ornamenten, Köpfen und Vögeln, sind zinnoberroth, die Thiere, Köpfe, Blätterwerk und Früchte, alle in ihren natürlichen
Farben. Die ganze Lambris ist scWarz; di; runden und länglich viereckigen Felder in derselben sind grün. Der Fries oben ist braunroth, die Quadrate mit den Köpfen und die Spitzovale grün.
Beim Ausgraben erschien diese Wand in dei leuchtendsten Farbenpracht; allein das Zinnoberroth verwandelte sich in wenigen Tagen in Schwarz, und war nach einigen Monaten sogar schwärzer
als die schwarzen Gründe, da diese in der Tiefe der Farbe abnahmen, wogegen das durch den Zinnober entstandene Schwarz im Steigen war. Das Haupt - Gemälde befindet sich schon seit
mehreren Jahren im Magazin des königl. Mtseums 7M Neapel.

Unter den antiken Malereien erscheintuns hier die Geschichte der Dirce bis jetzt zum ersten Mal; wir besitzen aber denselben Gegenstand in der berühmten grössten Marmor-Gruppe des
Alterthums, in dem bekannten Toro Farnese, ^tzt im Königl. Museum zu Neapel dargestellt, dem Plinius XXXVI. 5. zufolge ein Werk der Künstler Apollonius und Tauriscus; es war von der Insel
Rhodus nach Rom gebracht; ausserdem zeigt ein geschnittener Stein im Königl. Museum zu Neapel und eine Gross-Bronze-Münze von Thyateira in Lidien denselben Gegenstand. Es würde
gewiss von grosser Wichtigkeit gewesen sein, wenn man dieses Pompejanische Gemälde schon im 16** Jahrhundert, vor der Restauration des Toro Farnese gefunden hätte.

4. Wand aus der Casa della seconda Fontana ci Musaico zu Pompeji, ausgegraben 1827, in Original-Farben.

5. Wand aus der Casa della seconda Fontana di Musaico zu Pompeji, ausgegraben 1827, gleichfalls in Original-Farben. Diese beiden Wände befinden sich in einem kleinen Zimmer am zweiten
Atrium des genannten Hauses. Ich habe absichtlich beide Wände gegeben, um ihre vollständige Ausführung möglich zu machen.

6. Wand aus der Casa d'Argo ed'Jo in Hei'culanum? ausgegraben 1830. Diese Wand befindet sich an dem noch halb bedeckten Atrium. Der Grund der ganzen Wand, so wie der Lambris, sind
schwarz, die kleinen Bilder? die Thiere, die Blätter, die Blumen und Früchte in natürlichen Farben. Die architektonischen Ornamente sind theils gelb, roth, röthlich, violett und blau. Zwei
der kleinen Ornamente finden sich auf der Tafel 9 dieses Heftes in Original-Grösse und Farben. Alle okergelben Farben an dieser Wand sind durch die Hitze der vulkanischen Masse roth
gebrannt, gleichergestalt viele gelbe Wände, sowohl der neueren als älteren Ausgrabungen in Herculanum. Diese Wand ist vielleicht die erste aus Herculanum, welche im ganzen Zusammen-
hang nach gebildet ist, indem man bei den früheren Ausgrabungen in Herculanum nur einzelne Gemälde herausgenommen, und dann die unterirdischen Räume wieder zugeschüttet hat, während
die neuen Ausgrabungen offen liegen blieben.

7. Wand aus der Taverna in der Strada di Mercurio zu Pompeji, ausgegraben 1829, hier ganz in Farben dargestellt. Diese Wand befindet sich in einem Zimmer, links vom Atrium, hinter dem
kleinen Zimmer mit den obscenen Malereien. Seit mehreren Jähren ist diese Wand dergestalt beschädigt, dass ihr Inhalt nicht mehr zu erkennen ist.

8. Pompeji 1839. Pompeji 1840. Zwei schwebende weibliche Figuren in Original-Grösse. Die Figur, welche im November 1839 in dem neuen Hause in der Strada della Fortuna aufgefunden
wurde, ist auf rothen Grund gemalt, ihr Gewand ist gelb md ^ dßr innere* Seite weiss; das über den linken Arm geschlagene Gewand ist violett. Die andere Figur mit den Früchten und dem
Zweige in der Rechten, vielleicht eine Höre des Sommers, oder Herbstes Odern das Gegenstück die Höre des Winters vorstellt), ist aus dem nemlichen Hause und auf gelben Grund gemalt.

9. Herculanum 1830 und Pompeji 1833. Ornamente in Farben, in der Original-Grösse. Die untern beiden Ornamente sind aus der Casa d'Argo ed' Jo in Herculanum, von der Wand, welche Tafel 6
darstellt Das obere Ornament, weiss auf gelben (Jnmd? das mittlere gelb auf schwarzen Grund, sind beide aus der Casa de' Capetelli colorati. so wie das Ornament roth auf weissen Grund ist
aus der Casa della seconda Fontana di Musaico zu Pompeji

10. Pompeji 1839. Vier schwebende Genien m der Original - Grösse, auf weissen Grund gemalt, aus dem neuen Hause in der Strada della Fortuna, der Casa della Caccia gegenüber, aus einem
Zimmer links vom Atrium, im Sommer des genannten Jahres ausgegraben. Die Flügel des die Tibiae blasenden Genius sind grau violett, sein Gewand gelb. Das Gewand des andern hier oben
abgebildeten Genius ist violett. Der Genius mit dem goldnen Füllhorn hat blaues Gewand und violette mit gelb abwechselnde Flügel. Die Flügel des vierten Genius sind blau und grün das
Gewand mit den Früchten ist weiss, m den Schatten gelb.

ir.

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