Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zahn, Wilhelm
Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herculanum und Stabiae: nach einigen Grundrissen und Ansichten nach den an Ort und Stelle gemachten Originalzeichnungen (Band 2) — Berlin, 1842/​1844

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3963#0084
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VIII. Heft.

71.

72.

73.

74.

75.

76.

77.

78.

79.

80.

Aus der Casa di Castore e Polluce zu Pompeji, ausgegraben 1828. Ein Krieger in ruhiger Stellung Qn der Grösse des Originals), auf gelbem Grunde gemalt, hat in seiner Rechten eine

umgekehrte Lanze mit eiserner Spitze, in seiner Linken ein Schwert in der Scheide; das ihm von der linken Schulter und über den linken Arm hinten herunter hängende Gewand ist violett.

Diese Figur ist ausserordentlich schön gemalt und hat ein kräftiges Colorit, so dass sie den schönsten Malereien von Tizian zur Seite zu stellen ist.

Aus der Casa di Castore e Polluce zu Pompeji, ausgegraben 1828. Ein sich verteidigender Krieger, in der Grösse des Originals, mit der Linken seinen Kopf durch den Schild schützend

und in seiner Rechten das blanke Schwert zum AngrifT haltend, ist ebenfalls, wie sein Gegenstück auf Taf. 71, auf gelbem Grunde gemalt, hat blaues Gewand und blaue Mütze. Diese beiden

Figuren befinden sich an der Wand des mittleren Peristyliums mit der Piscina, wenn man aus dem Toscanischen Atrium kommt, gleich rechts und links vom Eingange.

Wand aus der Casa de' Capitelli colorati zu Pompeji, ausgegraben 1833. Diese Wand auf weissem Grunde mit dunkel violett rother Lambris, befindet sich, wenn man von der Strada della

Fortuna CStrada della Porta di Nola) in dies Haus kommt, auf der rechten Seite des ersten Tablinums. Die meisten Ornamente, so wie die Candelaber, sind gelb, einige derselben auch roth,

mehrere Säulen und Gebälke sind röthlich grau, auch violett und hellblau; das Rlätterwerk ist meistens grün; so Avie oben die kleinen Landschaften und die Seepferde über der Lambris, in

ihren natürlichen Farben gemalt. Die oben dargestellten kleinen Gemälde mit ihren Thüren, wie die Diptychen, so wie unten die Treppen, die Balcons u. s. w. geben immer mehr Belehrung

über die Einrichtung der Wohnhäuser der Alten. Bei dieser Wand vereinigen sich die meisten perspectivischen Linien alle in einen Punct, ganz nach den mathematischen Regeln der

Perspective, wodurch wir immer mehr Reweise erhalten, dass die Alten die Perspective recht gut verstanden haben, wie auch Vitruv, Plinius und andere alte Schriftsteller erwähnen. Yitruv

erzählt in der Vorrede des YH. Ruches : Avährend Aeschylus seine Tragödien in Athen aufführen liess, malte Agatharchus die Decorationen dazu und hinterliess in Folge dessen eine Abhandlung

über Perspective, aus der später Democritus und Anaxagoras ein zweites Werk der Perspective über Scenen-Malerei bearbeitet haben.

Wand aus der Casa del Centauro zu Pompeji, ausgegraben 1829. Diese hier in den Farben des Originals auf schwarzem Grunde erscheinende einfache, aber geschmackvolle Wand, Avelche

mit den Avenigsten Kosten in der practischen Amvendung leicht nachzuahmen ist, befindet sich in dem Zimmer rechts vom kleinen Peristylium. Wahrscheinlich Avar diese Abtheilung des

Hauses für die Frauen bestimmt.

Aus der Casa di Castore e Polluce zu Pompeji, ausgegraben 1828. Einzelne Ornamente in der Grösse und den Farben der Originale. Die beiden oberen Ornamente auf blauem und rothem

Grunde befinden sich auf dem Tablinum an der reichen Wand mit dem Ilauptgemälde: Achilles vom Ulysses unter den Töchtern des Lycomedes entdeckt, die ich auf Taf. 23 im Ganzen

gegeben habe.

Wand aus der Casa di Apollo zu Pompeji, ausgegraben 1839; in der Strada di 3Iercurio, der Casa di 3Ieleagro gegenüber. Rei dieser kleinen graziösen Wand mit drei thronenden Gott-
heiten, die blauen Nimbus haben, sind die Säulen nebst ihren Piedestalen und Gebälken gelb, die unterste Platte des Piedestals, so Avie die Friese in den Gebälken violett, mehrere thüren-
artioeWischemvände haben Holzfarbe, die grösseren Felder (Durchsichten) sind blau, kleinere ZAvischenfelder grün, einige auch zinnoberroth, unten der Fussboden mit seiner Platte ist grün.
Alle5 drei Throne haben die Farbe des Elfenbeins. Die Figur links mit violettem GeAvande habe ich auf Taf. 40 in der Grösse des Originals gegeben. Die mittlere Figur mit goldenem
Scepter-Stabe in ihrer Rechten, sitzt auf gelbem Kissen, ihr GeAvand über den Reinen ist roth, das GeAvand hinter ihr dunkel lackroth, das GeAvand auf der Rücklehne des Thrones, wovon
man links ein Stück sieht, ist violett, unten das Fusskissen gelb. Die rechts sitzende Aveibliche Figur hat grünes GeAvand mit violetter Einfassung, ihr Kissen ist auch violett, der Halsschmuck,
das Armband und der Fussring sind golden. Die beiden männlichen Figuren haben braunes Haar, die Aveibliche Figur hellrothbraunes Haar. Hlaue Nimbus sind in den letzten achtzehn
Jahren, ausser den schon früher bekannten, mehrere bei den Malereien in Pompeji zum Vorschein gekommen. Der blaue Nimbus findet sich auch noch auf alten christlichen Malereien in den
Catacomben, Avie auch in den ältesten christlichen Miniaturen.

Glas-Vase, gefunden in einem Grabmal neben der Casa délie quattro Colonne a Musaico an der Gräberstrasse zu Pompeji am 29. December 1837. Diese blaue Glas-Vase Ooch mit der
Asche des Verstorbenen vorgefunden) mit weissen Rasreliefs, gegenwärtig im Königlichen Museum zu Neapel, oben im Kleinen in der Farbe des Originals und unten in Umriss in der
Original «rosse abgebildet, besteht aus einem dunkelblauen, durchsichtigen, und darüber einem Aveissen, opaken Glasfluss, Avovon der obere cälirt ist, und dürfte Avohl als die schönste uns bis
ietzt aus dein Alterthume aufbewahrte Glas-Vase zu betrachten sein, selbst die Rarberinische, aus der sogenannten Graburne des Alexander Severus (jetzt Portlands-Vase) im Rritischen
Museum nicht ausgenommen, und giebt uns einen Regriff von der grossen Vollkommenheit der antiken Glasarbeiten. Plinius XXXVI. 15. 25. Auf einer Seite sind vier kleine Knaben
TRacchische Genien) dargestellt, Avovon der eine auf einem Piédestal stehend, Weintrauben abpflückt, der ZAveite ebenfalls auf einem Piédestal die Trauben in einem Gefässe auf dem Kopfe fortträgt,
der dritte, auf einem Ruhebette liegend, schlägt mit seiner Rechten ein Schnippchen und hält in seiner Linken eine kleine Trinkschaale, avozu ihm der vierte auch auf dem Ruhebette sitzende
Knabe die Lyra spielt. Auf der andern Seite sind ebenfalls vier kleine Genien abgebildet, wovon der eine die gesammelten Trauben in die Kelter schüttet, Avährend der ZAveite, der mit den
Füssen und mit einem Stampfer-Stabe, den er mit seiner Rechten zum Stampfen in die Höhe gehoben, keltert und in seiner Linken eine kleine Trinkschaale hat, um vielleicht den neuen
Rebensaft zu kosten; links auf einem Piédestal sitzt der dritte Knabe, der die Doppelflöte (Tibiae) blässt, Avährend rechts auf dem andern Piédestal der vierte Knabe sitzt, der im Regriff ist
die vielröhrige Hirtenflöte CSyrinx) an den Mund zu setzen. Die Masken auf beiden Seiten, nebst den Weinranken, Fruchtgehängen und Vögeln, sind ausserordentlich schön gearbeitet. Den
unteren Theil der Vase umgiebt ein herumlaufender Fries mit Ziegen und Schaafen unter Räumen auf der Weide. Reim Ausgraben fand sich die ursprüngliche ringartige, Avahrscheinlich
goldene Rasis, auf der diese Vase gestanden haben musste, nicht mehr vor, sondern es schien schon dieses edle Metall von den Alten dort entnommen Avorden zu sein, indem statt dessen
einige zerbrochene Backsteine den Fuss der stehend entdeckten Vase umgaben; auch Avar der Eingang zu diesem Grabmale von den Alten Avieder zugemauert. .Meine Vermuthung, dass dieses
schöne Gefäfs eine goldene ringartige Basis ursprünglich gehabt habe, stützt sich auf meine in mehreren andern antiken Gräbern gemachten Reobachtungen ; so AAoirden noch vor mehreren
Jahren in antiken Grabmälern bei Ruvo mehrere kleine farbige Glasgefässe, die unten auch spitz endigen, auf goldenen ringartigen Rasen gefunden, die gegemvärtig im Königlichen Museum
zu Neapel aufbeAvahrt Averden. Vor der mittleren Nische, dem Eingange gegenüber, in der diese Vase stand, Avar eine kleine Treppe, auf der sicli dreizehn kleine Götterstatuetten, nebst zAvei
Thieren und einer Maske von Terracotta von sehr untergeordnetem KunstAverthe aufgestellt befanden.

Aus der Casa di Castore e Polluce zu Pompeji, ausgegraben 1828. In einem Zimmer links vom Corinthischen Atrium AAiirde dieses hier in der Grösse des Originals erscheinende ausser-
ordentlich schöne Gemälde entdeckt. Vielleicht stellt es Diana und Endymion dar, oder Venus und Adonis, am Avahrscheinlichsten aber Avohl, die Erscheinung der Aurora beim Attischen Cephalus
auf dem Rerge Hyinettus, von seiner eifersüchtigen Gattin Procris belauscht; es bildete das Gegenstück zu dem sich im Wasser spiegelnden Narcissus, und befindet sich jetzt im Königlichen
Museum zu Neapel. Der Grund des ganzen Gemäldes, soAvohl Luft als Felsen, haben einen kalten bläulichen Ton, zAvischen Mondschein und Morgenlicht. Die heruntersclnvebende Göttin
mit hell röthlichbraunem Haar, mit goldenen Armbändern und goldenen Ohrringen, trägt eine durchsichtig Aveisse Tunica und einen violetten Mantel mit blauer Einfassung, der imvendig auch
blau ist. Der sitzende Jäger hat braunes Haar, seine Reine sind mit grünem GeAvande, mit schmaler rosarother Einfassung, bedeckt, sein kleiner 3IanteI, der durch eine goldene Fibula über
der rechten Rrust zusammengehalten ist, hat dunkel lackrothe Farbe, die Sandalen-Schuhe sind blau mit ledernen Sohlen, die Strümpfe lackroth, die beiden Speere haben eiserne Spitzen.
Die ZAvei spähenden Frauenzimmer im Gebüsch, Avovon die eine die eifersüchtige Procris und die andere diejenige von der sie zu dieser Scene herbeigeholt Avorden, vorstellen mögen, haben
violett graue Hekleidung. Der dunkelgelbe Hund ist vielleicht der Lälaps, den die Procris vom Minos erhalten und dem Cephalus geschenkt hatte. Vorn das Erdreich ist grünlich, auch an
manchen Stellen gelblich. Das oben rechts über der Aurora blass gezeichnete Stück, Avelches im Originale fehlt, ist hier restaurirt.

Mosaik-Fussboden aus Pompeji, gegemvärtig im Königlichen Museum zu Neapel; avo sich das obere Mosaik im Zimmer der Münz-Sammlung und das untere im vorletzten Zimmer der Vasen-
Sammlung befindet. Diese Mosaik-Arbeiten bestehen aus lauter kleinen farbigen Marmorstückchen C nicht aus Glas-Pasten), Avie sie hier ganz getreu angegeben sind, so dass darnach die
Ausführung in der Originalgrösse leicht möglich ist.

Grundrisse verschiedener Häuser zu Pompeji, ausgegraben 1833 — 1837. Casa de' Hronzi, ausgegraben 1833. Casa della Caccia Cdi Dedalo e Pasifae), ausgegraben 1834. Casa della
Toeletta delF Ermafrodito Cdi Venere e di Adone), ausgegraben 1835 — 1836. Casa del Gran-Duca Michèle di Russia, ausgegraben 1835—1837. Casa delle quattro Colonne a Musaico
in der Vorstadt an der Gräberstrasse, ausgegraben 1837. Auf diesen Grundrissen sind die Orte genau angegeben, avo viele der bis jetzt in diesen acht Heften publicirten Gegenstände, soAvohl
«ranze Wände, als einzelne Gemälde, und andere Gegenstände in meiner Gegemvart ausgegraben Avorden. In den meisten Häusern Avaren die unteren Räume nach der Strasse zu Kaufläden.
Die oberen Stockwerke sind in Pompeji sehr selten erhalten vorgefunden, da das HolzAverk der Dachstühle und die sonstigen Ralkenlagen vermodert sind, doch finden sich Avährend der Aus-
grabungen bei näherer Reobachtung viele Reste der untern Theile der Zimmer der oberen StockAverke. Fragmente von Meubles und andern Utensilien aller Art, die uns in das häusliche
Leben der Alten immer mehr einführen, Averden in jedem Hause vielfach gefunden. Scelette von alten ReAVolmern Averden in Pompeji beinah in jedem Hause ausgegraben. Besondere Sorgfalt
verwendeten die Alten auf das Wasser, denn beinah in jedem Hause gab es drei verschiedene Gattungen von Wasser, 1) Avirkliches Quell-Rrunnemvasser, 2) das durch bleierne Röhren,
vielleicht von einer Anhöhe des Vesuvs oder aus der Gegend von Sarno hergeleitete Wasser, Avelches zugleich für die Springbrunnen diente, 3) RegemAasser, Avelches in den Cisternen unter
dem Impluvium gesammelt und aufbeAvahrt Avurde. Noch jetzt enthalten mehrere beinah 100 Fufs tiefe Rrunnen in Pompeji, Avelche Avährend des Aschenregens bedeckt geAvesen Avaren. das
beste TrinkAvasser- ich selbst habe jeden Tag Avährend vieler Jahre daselbst Wasser aus einem antiken Rrunnen, Avelches etAvas eisenhaltig Avar, getrunken.
 
Annotationen