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Zeitschrift für bildende Kunst — 1.1866

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Braun, Julius: Athen: zu dem Landschaftsbilde von Joseph Hoffmann
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Falke, Jakob von: Die arabische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.68868#0111
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Die arabische Kunst. Von Jakob Falke.

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Das Bild befindet sich in Löffler's Nachlaß. Dagegen der Oldenburger Millers, der nach
so mancher Campagne in römischem und griechischem Gebirg in München sich eines rüstigen
Alters erfreut, hat für die Galerie des Hrn. v. Schack Athen von der anderen Seite, von
Süden her, in Arbeit (Akropolis nnd Zenstempel), aber mit dem vollen Sonnenbrand eines
attischen Sommers nnd mit jener äußersten Natnrtrene in den Linien, welche bei dieser
Aufgabe, Dank der athenischen Landschaft, nicht zur Kleinlichkeit, sondern zur Großartigkeit
führt. Ein paar Palmen, die auch bereits in seinem Bilde standen, hat er wieder ausgewischt.
Was der königliche Garten unseres Bildes dagegen jedenfalls auch mit dem ältesten Athen
gemein hat, ist die Beleuchtung und das tägliche Farbenwunder des Sonnenuntergangs.
Könnten wir uns umdrehen in der vorliegenden Landschaft, dann würden wir zur Rechten
den grauen Hymettus warm violett überlaufen sehen. Er ist kahl, nährt aber immer noch
würzige Kräuter, die einen Honig von einzigem Arom abgeben. Weiter links der steile,
spitze, gelbe Lhkabettos wird brannroth in der sinkenden Sonne; tief im Hintergrund zur
Linken steht der tiefblaue hohe Pentelikon und läßt seine Marmorbrüche hellroth leuchten.
Nnd in welchen Linien Alles! Wenden wir uns der Sonne zu, so sehen wir einen rothen
Schimmer über das ganze braune Feld stießen, vom blauen Meer bis zur Burg herauf;
die peloponnesischen Küsten sind lichter Nebel, Akrokorinth ein rother Duft und die Berge
von Megara reines Gold. Nun leuchten aber auch die alten braunen Marmorschäfte des
olympischen Zeus und des Parthenon vom eingesogenen Feuer, daß man ihre Schäden, die
weißen Marmorwunden der türkischen Kanonenkugeln, nicht mehr sieht. Einen solchen Ge-
nuß möchte man niemals enden und freut sich schon den ganzen Tag darauf. Was sind
dagegen alle Reize von Stambul nnd dem Bosporus? So wenig wie die leeren Dekora-
tionen Neapels gegen einen Abend auf dem Palatin zu Rom.

Die arabische Kunst.*)
Von
Jakob Falke.

Wenn irgend ein Kunststil mit Volkssitten nnd nationaler Denkart von der Wurzel
bis in die Adern seines Laubwerks verwachsen ist, so dürfte es der des muhammedanischen
Orients sein und von allen seinen Abzweigungen, wenn man von solchen reden kann, ins-
besondere der arabische. Dieses Gefühl drängt sich jedem auf, der sich auf das Studium
der orientalischen Kunst einläßt und für ihre eigenthümlichen Reize empfänglichen Sinn
mitbringt. Unwillkürlich regt sich in uns bei der Betrachtung der arabischen Kunstwerke
die Begierde mehr zu wissen vom Volke und ans den Lebensanschauungen des Orients,
aus Sitte, Poesie und Religion über den Charakter der Kunst und ihre Entstehung ins
Klare zu kommen.
Bisher war es aber der gewöhnlichen Knnstforschnng schwer, zu diesem Ziele zu ge-
langen, wenn sie nicht aus ihr fern gelegenen Werken die Bruchstücke zu dieser Kenntniß sich
selbst höchst mühsam zusammentragen wollte. Und selbst dann konnte sie nicht in aus-
*) A. Fr. v Schack, Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sicilien. Berlin 1865. 2 Bde. 8.
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