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Zeitschrift für bildende Kunst — 1.1866

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Woltmann, Alfred: Nachschrift
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Th, M: Kupferstich und Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.68868#0347
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Kupferstich und Photographie.

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gleichfalls nicht das Mindeste mit Mathäns Grünewald gemein. Daß anch Basilins
Amerbach, der das Inventar zu Ende des 16. Jahrhunderts verfaßte, Grünewald nnd
Grien verwechselt hat, geht aus Folgendem hervor: Im Inventar der Zeichnungen wird
Hans Baldnng nicht genannt, dagegen werden dem Mathis von Aschenburg 20 Stück bei-
gemessen. In Wirklichkeit aber ist keine Zeichnung, die von Grünewald sein könnte, vor-
handen, an Handzeichnungen des Grien dagegen habe ich, die ungerechnet, die aus der
Sammlung Fasch stammen, 21 gezählt, was also der obigen Zahl ganz nahe kommt.
A. Woltmann.

Kupferstich und Photographie.

Die Liebhaberei für alte Kupferstiche und somit anch deren Werth sind in stetem Zu-
nehmen begriffen. Nachfrage und Preise steigen fortwährend, je seltener die Exemplare
alter Stiche werden, die sich immer mehr in unveräußerlichen und öffentlichen Sammlungen
festsetzen. Raritätenkram und jene kindliche Eigenschaft, die ein befriedigendes Anscheinen
nur dann zuläßt, wenn sich damit der Begriff des eigenen Besitzes verbindet, mögen dabei
auch eine Rolle spielen. Sicher aber liegt ein tieferes Verständniß, ein rein ästhetisches
Wohlgefallen an den alten Denkmälern der Kupferstechkunst dieser Erscheinung zu Grunde
und das Interesse dafür mußte mit den Fortschritten der kunstgeschichtlichen Studien mehr
nnd mehr steigen, so daß der alte Kupferstich sich derzeit einer ebenso ausgebreiteten wie
eingehenden Literatur und zahlreicher Liebhaber und Kenner erfreut.
Ganz in der entgegengesetzten Lage befindet sich der moderne Kupferstich. Wer
kümmert sich heutzutage um die neuen Erscheinungen auf diesem Gebiete? Kaum daß die
bedeutendsten öffentlich bemerkt werden. Nach Jahren mühevoller Arbeit lohnt den Stecher
kaum die Erwähnung in einem Tagesblatte, wo doch alle Grade ephemerer Virtuosität
ihren Raum finden. Im Kunsthandel gehen gute Kupferstiche schlecht oder gar nicht, und
selbst wenn das Blatt wirklich in weitere Kreise der Gebildeten gelangt, ho verirrt sich
ein Blick auf die rechte Seite des unteren Randes. Man begnügt sich gewöhntich
mit dem Namen des Meisters, der das Bild ersonnen; dem Meister, der uns den Anblick
desselben vermittelt, weiß man keinen Dank; man erspart sich die Würdigung seines Ver-
dienstes dadurch, daß man es gar nicht kennen lernt.
Und das zu einer Zeit, in welcher die Kupserstechkunst mit wissenschaftlicher Erfindung
und industrieller Technik einen Kampf auf Leben und Tod kämpft, und zwar einen un-
gleichen Kamps, wobei es der Knust wenig nützt, daß das klare Recht und die Tradition
aus ihrer Seite stehen, iudeß ihre Gegner durch den Zug der Mode und den Beifall der
Menge unterstützt werden. Namentlich in Deutschland sieht man diesem Kampfe theiluahms-
los zu, ohne zu bedenken oder es auszusprechen, was für die Kunst dabei auf dem Spiele
steht, — und doch füllt die Geschichte des Kupferstichs und seiner Erfindung ein schönes
Blatt deutschen Ruhmes!
In Frankreich ist man auf die Gefahr längst aufmerksam geworden; man hat die
Lage des modernen Kupferstichs zum Gegenstände öffentlicher Diskussion gemacht, um das
Interesse des Publikums zu wecken, um eine kräftige Unterstützung der gefährdeten Kunst-
übung und ihrer Jünger zu veranlassen. Während unter den Trägern des römischen
Preises nach wie vor ein junger Kupferstecher in die Villa Medici wandert, beeilt sich die
 
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