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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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R., M.: Städtebilder[2]
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Hottner, F.: Hannibal
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0328

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Hannibal.

ziger ist stolz auf dies Kleinod (s. die Radirung in Heft 10). Seit seiner Errichtung
vornehmlich ging in den Herzen der alten Patrizier die Sonne italischer Kunst mit voller
Wärme auf; nun begriff man, begeisterte man sich für die schöne Gestaltung des Lebens,
nun verschrieb man Künstler aus dem Süden oder machte reiche Bestellungen bei ihnen, oder
beschäftigte jahrelang die von Renaissance durchdrungenen heimischen Künstler; mit Wett-
eifer strebte man nach dem neuen und so edeln Ziele des gesammelten Reichthums. Mit
Gemälden und Bildwerken schmückten sich die Wände und Decken im Innern der Häuser,
ja selbst die alten kahlen Giebel erhalten den fremden Schmuck. Wer aber konnte, er-
richtete sich ein neues Haus und die Backsteine bekleidete er mit Granit- und Sandstein-
platten, verschönt von dem Meißel der Renaissance. So ergoß sich über Danzig der
Reichthum der Kunst, den ich am Anfänge pries, und die Kunst blieb nicht jene herbe,
kalte der früheren Hansazeit, dem strengen Nordwind gleich, sondern weich und von Milder-
Schönheit wurde sie vor dem Hauche Italiens eine Stadt der Renaissance, wie der An-
fang sie schildert. Wenig im Allgemeinen haben hiervon die späteren Jahrhunderte, selbst
die sonst in Deutschland so siegreiche Zopfzeit, in den besseren Theilen der Stadt geändert;
daher erstaunt man fast, z. B. auf Langgarten das umfangreiche Kommandanturgebäude
in üppigstem Rokoko anzutreffen, das Werk eines Italieners von 1750. Durch Feuer
freilich, Verarmung der Patrizierfamilien und die zum Theil furchtbar Harten, wechselvollen
Schicksale der Stadt seit 1610 ist viel der alten Pracht zerstört, verfallen, und die trockene
Rechenseele oder kalte Spekulation der Gegenwart erbaute zahlreiche, zierlos kahle Wand-
flächen, ja zerschlug erbarmungslos so manche kostbare Steinarbeit einer gebildeteren Zeit.
Aber die Freude an der Kunst und ihrer Förderung blieb im Allgemeinen doch lebendig in
den Nachkommen jener großen Kaufherren und ihrer Zeitgenossen; Rath und Bürger, Ein-
zelne und Vereine, Künstler und Nichtkünstler streben — vor vielen und größeren Städten
darin hoch ausgezeichnet — die neuen Schöpfungen wahrer Kunst allseitig zu unterstützen,
die alten überlieferten Werke dankbar, pietätvoll bewundernd zn erhalten. So blieb der
Kunstruhm des alten Danzig ungemindert. Und oft noch, wenn wir an lauen Sommer-
abenden vom Spaziergange heimkehrend in die Langgasfe traten, blieben wir voll Staunen
stehen; denn der Mond beleuchtete mild einigend von: stolzen Rathhausthurme herüber alle
die schönen Faoaden und Giebel, und das zauberhafte Bild umrahmte dicht vor uns das
Renaifsancethor der Straße. Es war, als müßte im Augenblick eine italische Zither und
Sang am nächsten Balkon erklingen.

Hannibal.
Statne von Vincenz Pilz.
Mit Abbildung.

Befreiung vom fremden Joch, Vertheidigung des Heimathlandes, Schutz und Verbrei-
tung der Kultur, und Aufrechthaltung des Rechtszustandes — darin liegt die sittliche Be-
rechtigung zum Kriege. Nur diejenigen Kriegesthaten, welche einer solchen Ursache ent-
sprungen sind, verdienen die Unsterblichkeit im Andenken der Nationen, und gebrandmarkt
statt verherrlicht sollten die Heeresfürsten und Führer werden, die um eines anderen Motives
willen Länder verwüsten und ihre Mitmenschen schlachten. Nur kriegerischen Erinnerungen
 
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