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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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W. A.: Penelope und die Freier
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Landschaften mit Scenen aus dem Leben der Psyche
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0110

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Landschaften mit Scenen aus dem Leben der Psyche. Temperabilder von Heinrich Gärtner. 81
lich der Tod; am 29. September 1865 erlag er zu Stuttgart einem Herzschlag. So
bald nach einander waren beide Freunde hingegangen, die an Streben und Gesinnung
einander so werth waren, mochte auch der Maler den Bildhauer weit überholt haben, was
die positiven Leistungen betrifft. ^. ^.

Landschaften mit Acenen aus dem Leben der Psyche.
Temperabilder von Heinrich Gärtner.

So erfreulich auch die Wahrnehmung ist, daß in neuerer Zeit der Sinn für monumen-
tale Ausschmückung bedeutender architektonischer Räume sich wieder regt, wir werden doch
nicht eher von wirklicher Heimführung der Kunst ins Leben reden dürfen, ehe sie nicht in
eigentlichem Sinne Hausgenossin geworden ist. Aber der öffentliche Geschmack wähnt in
der Regel, nur auf ausgedehnten Flächen in solennem Zwecke gewidmeten Bauten könne
monumentale Malerei wirken; und wo infolge dessen nicht Höhe und Würde die Vertrau-
lichkeit ausschließt, thut es wenigstens die Meinung, künstlerischer Wandschmuck sei viel zu
kostbar, um in den Kreis der edlen Luxusbedürfnisse des einfach wohlhabenden Hauses
Hereingezogen zu werden. Freilich auch hier uormirt die Aufgabe deu Aufwand, aber jeder
Beweis, der auf diesem Gebiete gegen landläufige Vorurtheile geführt wird, kommt nicht blos
den Kunstfreunden, sondern er kommt auch den Künstlern und darum der Kunst selber zu gute.
Denn nicht hoch genug ist der Nutzen anzuschlagen, den der Künstler sowohl seinen
Strebensgenossen wie der Gemeinde kunstbedürftiger Laien dadurch stiftet, daß er sich auch
bescheidenen Aufgaben nicht entzieht, sondern indem er sie durch den Geist seiner Schöpfungen
adelt, den Förderern gediegenen Strebens den Unternehmungsmuth stärkt und Nacheifernden
belehrenden Anweis giebt. Was den Maler vom Bilderproducenten unterscheidet, ist, daß
jener die Schätzung seiner Leistungen aus sich selber, dieser aus dem Geschmack des Publi-
kums nimmt. Sein künstlerisches Gewissen ist ihm das Forum, dessen Urtheil er anerkennt,
nach ihm bestimmt er Maße und Mittel seines Schaffens, aus ihm zieht er die Kraft,
auch in bescheidenem Werke des Genius würdig zu bleiben. Ja, eine gewisse äußerliche
Einschränkung ruft bei jeder tüchtigen Künstlernatur die eigenthümliche Stärke, anstatt sie zu
beengeu, vielmehr erst recht Hervor. Nicht so sehr im Weiten und Großen als im Engen
und Strengbegrenzten erprobt sich der reife Geist. Die größten Meister haben es nicht für
Nachtheil, sondern für Vorzug geachtet, weun ihnen durch die Natur ihrer Aufgabe geboten
war, ihre Gebilde gegebenen Räumen einzuordnen; weniger deshalb, weil durch vorhandene
Flächenformen mit den Möglichkeiten auch die Zweifel der Wahl verringert werden, als um
des Gebotes organischer Gliederung willen, das von der Natur der Oertlichkeiten, denen
ihre Werke angehören sollen, auf diese selbst übergehend ihnen erhöhte Prägnanz abverlangt.
Die Unsicherheit und Verwirrung des volksthümlichen Geschmacks unserer Tage muß
zurückgeführt werden auf die Emancipation der einzelnen bildenden Künste. Jede wird für
sich betrachtet, das Haus des Architekten, die Statue des Bildhauers, das Bild des Malers
ohne Beziehung zu einander beurtheilt. Das große Losungswort unserer Industrie, die
Theilung der Arbeit, hat leider in falschem Sinne unter den Künstlern überhand genommen,
und die Folge ist, daß wir zu leicht vergessen, in wie hohem Grade die Erscheinung der
einen Kunstgattung durch die entsprechende der andern ihre Rechtfertigung erhält. Architektur,
Skulptur und Malerei sind Ein Ganzes und können einander gegenseitig nicht entbehren
ohne selber zu verkümmern. Wie bittere Ironie muthet's uns an, daß man unser Zeit-
 
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