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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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Thausing, Moritz: Zur Kupferstichkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0123

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Zur Kupferstichkunde.

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Von diesem verdienstlichen Werke ist nun der dritte Band erschienen. Derselbe beschreibt die Ra-
direrwerke von mehr als zwanzig meist weniger bekannten, zum Theil seltenen Meistern. Für den-
jenigen, welcher die Aufmerksamkeit unserer Zeit für gewerbliche Kunst oder Kunstindustrie theilt,
dürfte dieser Band einen besonderen Werth haben, da er zugleich mehrere Architekten und Orna-
mentisten enthält. Doch den größeren Theil desselben füllt das Werk des Tobias Stimmer mit
nahezu 180 Nummern. Diese ungewöhnlich hohe Zahl zeugt von gründlicher Nachforschung und
erklärt sich theilweise auch daraus, daß Formen des Monogrammes ans Stimmer zurückgeführt wer-
den, hinter denen Bartsch Chr. Maurer vermuthet hat. Zugleich erhalten wir das erste Mal zu-
verlässige Daten über die Künstlersamilie Stimmer, wie sie der verstorbene Kunstfreund I. J. Amann
in Schaffhausen in den Taufbüchern seiner Vaterstadt gesammelt hat. Demnach kam Christoph
Stimmer, geboren zu Burghausen in Bayern, im Jahre 1535 nach Schasshausen, erlangte das
Bürgerrecht allda und starb, vermählt mit Elisabeth Schneller, 1592. Dessen ältester Sohn ist
unser Tobias, der, 1539 geboren, bereits im Jahre 1582 ledig in den Diensten des Markgrafen von
Baden zu Straßburg starb. Der Glasmaler Abel (I. Band), der Formschneider Hans Christoph,
bei Bartsch und Passavant, und der Oelmaler Josias Stimmer sind sämmtlich jüngere Brüder des
Tobias. Dieser wirkte ebenso als Maler in Oel und Fresco, wie als Zeichner und Radirer, und
läßt sich in Anbetracht seiner kurzen Lebensdauer an vielseitiger Produktivität blos mit seinem Lands-
manne Jost Amman vergleichen. Sonst wissen wir über die Persönlichkeit Stimmer's des Näheren
wenig mehr, als Sandrart von ihm berichtet; nach dessen Ueberlieserung hätte Rubens bekannt, viel
aus Stimmer's Werken gelernt zu haben und dieselben für ein besonderes Kleinod der Kunst erklärt.
Jedenfalls gereicht es Stimmer zur Ehre, daß er ausersehen war, einen Theil von Fischart's Wer-
ken zu illustriren, während Fischart andererseits wieder Text und Verse zu Stimmer'schen Kompo-
sitionen schrieb.
Daniel Lindmeyer, ein sonst unbekannter Glasmaler und Zeichner von Schaffhausen, ist
der von Bartsch IX. pa.A. 420 angeführte Monogrammist; hier zählt sein Werk 2 Radirungen und
7 Holzschnitte. Wichtiger erscheint Josias Maurer, der Stammvater der Maurer'schen Künstler-
familie, der als Sohn eines Gürtlers von Grüningen 1530 zu Zürich geboren wurde. Er machte
sich zugleich als Glasmaler, Astronom und Poet, insbesondere durch ein Drama, Scipio Afrikanus,
rühmlichst bekannt, wurde Rath seiner Vaterstadt und Amtmann von Winterthur, wo er 1580 starb.
Wir besitzen nach ihm blos Holzschnitte, darunter als Hauptwerk den 6 Bogen großen Plan von
Zürich. Nagler, der ihm eine Radirnng und Anderes zugesckrieben, wird hier treffend berichtigt.
Zu den 12 Brüdern dieses Meisters gehört der vielseitige Christoph Maurer, namentlick be-
rühmt durch seine Glasgemälde, die aus Nah und Fern begehrt wurden. Er ward 1558 zu Zürich
geboren und folgte seinem Vater in dessen Würden nach. Seine künstlerische Ausbildung suchte er
in Straßburg bei seinem Landsmann Tobias Stimmer, dessen Manier er sich so angeeignet Hat,
daß seine Jugendarbeiten ohne Monogramm von denen Stimmer's kaum zu unterscheiden sind. Dies
führte denn zur Konfundirung beider Meister und selbst zur Verwechslung ihrer Zeichen. Die
Ausscheidung ist hier ebenso mit Glück versucht, wie sie in Nagler's Neuem Monogrammenlexikon
in gewohnter Weise vernachlässigt wurde. Wenn letzteres Werk bei dieser Gelegenheit ein äußerst
fleißiges, aber kritikloses, ein wenig gründliches und daher äußerst unzuverlässiges genannt wird,
so können wir diesem Harten Urtheile nur vollständig beipflichten. Das kritisch gereinigte Werk von
Chr. Maurer umfaßt hier gleichwohl 52 Radirungen und 15 Holzschnitte.
Es folgen dann die Sammelwerke der Goldschmiede Bernhard Zan von Nürnberg, Stephan
und Georg Hermann, Vater und Sohn, aus Ansbach. Nach dem Titelblatte der ersten Folge kann
kein Zweifel mehr über den Namen des Meisters L. 2. 1581. bestehen, während man hinter der
Signatur Lern. 2nn. auf dem ersten Blatte der zweiten Folge leicht eine weitere Abkürzung ver-
muthen konnte. In Nr. 30 ist „Fuß" wohl nur ein Druckfehler für „Frucht". Von den fünfzig
perspektivischen Bodenstücken des Wiener Hoftischlers Georg Has erhalten wir dagegen blos eine
allgemeine Beschreibung. Eine Detailbeschreibung der einzelnen Muster versucht der Verfasser nicht,
als „sehr schwierig und kaum nöthig, da die Blätter in ihrer Vereinzelung außerhalb des Buches
wenig Werth Haben". Je mehr wir sonst die kurze aber treffende Art, mit der der Verfasser die
 
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