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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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Stark, Carl Bernhard: [Rezension von: Karl Justi, Winckelmann. Sein Leben, seine Werke und seine Zeitgenossen]
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[Rezension von: I. Rudolf Rahn, Ueber den Ursprung und die Entwicklung des christlichen Central- und Kuppelbaus]
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0184
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Recensionen.

„nach überwältigender Wirkung sich selbst überbietend fortging; die koncentrirteste, berechnetste und
„kunstvollste Zusammenfassung aller Darstellungsmittel, welche die Vergangenheit aufgehäuft hatte."
Und fo bleibt er noch heute, wie einst dem Michelangelo, das Wunder der Kunst.
Heidelberg. K.B. Stark.

Ueber den Ursprung und die Entwicklung des christlichen Central- und Kuppelbaus
von J. Rudolf Rahn. Leipzig, Seemann. — 1 Thlr. —
— ^. Die Bedeutung der Kuppel für die Geschichte der Architektur kuüpft sich, wenn wir von
den mehr oder weniger exotischen Ausartungen einer ursprünglicheren Entwicklung absehen, an drei
Epochen: die altrömische, die christlich-occidentalische und die byzantinische. Später tritt die Re-
naissance in das ganze Erbe ein, um es noch einmal für ihre Zwecke zur Verwendung zu bringen.
Der altrömische Centralbau feiert seinen höchsten Triumph in dem Riesenbau des Pantheon; der
mustergültige Abschluß der byzantinischen Baukunst ist mit der Sophienkirche gegeben, deren Voll-
endung in's Jahr 537 fällt. Was nnn den christlich-occidentalischen Central- und Kuppelbau be-
trifft, so gab es eiue Zeit, iu welcher man diese ganze Entwicklnngsreihe auf direkte byzantinische
Einflüsse zurückzuführen suchte. Noch jetzt ist Viollet-le-Duc ein berühmter Vertreter dieser Theorie,
und in ihren Nackklängen hat sich dieselbe durch einen Theil unserer populären Kunstgeschichten Hin-
durchgezogen bis in die Reisehandbücher, welche dem Laien jedes, namentlich kirchliche, Bauwerk mit
einer Kuppel als „byzautiuisches" vorzuführen pflegen. Nun ist freilich durch die Untersuchungen
anderer Forscher, namentlich Kreuser's und Schuaase's dieser byzantinische Einfluß auf ein beschei-
denes Maß zurückgebracht, und die sorgfältige Einzelforschung hat manches berühmte Bauwerk in
eine von der altrömischen Epoche ausgehende, selbständig sich fortsetzende Entwicklnngsreihe gerückt;
immerhin aber bleibt die „byzantinische Frage" eine der schwierigsten aus dem gesammten Gebiete
der Kunstgeschichte, und eine Schrift, welche, wie die vorliegende, bei fester nnd umfänglicher wissen-
schaftlicher Grundlage, auch dem Nichtkenner einen selbständigen Einblick in den Stand der Dinge
zu thun gestattet, muß uns höchst willkommen sein.
In der byzantinischen Frage steht der Verf. auf Seite der letztgenannten Forscher. Bei den
Schwierigkeiten, mit welchen die Untersuchung Schritt für Schritt zu kämpfen hat, zeigt sich der
Erfolg der Arbeit nicht sowohl in der Aufstellung nener Gesichtspunkte, als in der Förderung des
Einzelnen. Die Konsequenzen, welche der Verf. aus den Resultaten fremder und eigner Forschung
für die einzelnen Denkmäler zieht oder auf's neue hervorhebt, fiud nach allen Gesichtspunkten be-
gründet, und das Material mit einer großen Umsicht znsammengetragen. Daß freilich bei der An-
häufung eines so umfangreichen Apparats von manchen in diesem Zusammenhänge noch nicht zu-
sammengestellten Einzelheiten nicht alles für den Grundgedanken von gleicher Wichtigkeit ist, darf
nicht befremden. Andererseits mnß es dem Kunstfreunde erwünscht sein, daß von dem Centrum der
Untersuchung aus stets aus frühere und spätere Entwicklungen Rücksicht genommen ist, und so das
Buch die gestammte christliche Architektur, mit Ausschluß der Gothik, wenigstens berührt. Dabei
ist der historische Hintergrund der kunstgeschichtlichen Bewegungen in passender Weise eröffnet, und
der Einblick in die literarische Grundlage der Untersuchung an jeder Stelle durch den ganz besonderu
Fleiß des Verf. dem Leser ermöglicht.
Der Vers, geht von der altchristlichen Basilika aus, weil diese auf die Anlage des Central-
baus bestimmend einwirkte. Die wahrscheinlich von Leo Battista Alberti herrührende Ableitung
der ersteren aus der alten forensischen Basilika ist längst widerlegt, aber die vollständige Behandlung
der Frage nicht ohne Interesse für den Leser, welcher sich in manchen populären Büchern noch
täglich solche antiquarische Märchen auftischen lassen muß. — Die zweite Form des christlichen
Kultgebändes ist die Rotunde, welche mit Recht auf den antiken Grabtempel zurückgesührt wird,
wie sie denn auch in christlicher Zeit vorzugsweise als Grab- oder Taufkirche verwendet ist. Diese
ungesänlte Rotunde erhebt sich, wie ihr Vorbild, das Pantheon, auf rundem oder seltener poly-
gonem Unterbau, welcher der Kuppel ein ununterbrochenes Auflager gewährt. Da dieser Bau
 
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