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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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L-n., F.: [Rezension von: Charles Narrey, Albert Dürer à Venise et les Pays- Bas]
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Korrespondenz. Eröffnung der Pariser Weltausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0190

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Korrespondenz.

Auszeichnungen" zu kennzeichnen, nach denen dieses Verzeichniß gemacht sein soll. In dem übrigen
Theile der Einleitung erkennen wir mit Vergnügen die im Ganzen richtige Würdigung Dürer's und
seines Verhältnisses zur Kunst des 16. Jahrhunderts an; nur wenn einige Briese und Dokumente
angesührt werden, die seine Stellung in seiner Umgebung darzulegen geeignet sind, muß man wieder
fragen, warum gar Nichts vou den gerade hierfür fo wichtigen Briefen an Jakob Heller erwähnt
wurde. Ueberhaupt würde es Unsereinem scheinen, daß Narrey seinen Lesern einen bessern Dienst
erwiesen haben würde, wenn er alle auf Dürer bezüglichen Dokumente, wie sie sich in den „Reliquien"
finden, gegeben hätte. Dem ganzen Umfange nach find nur die Briefe an Pirkhaimer und das
niederländische Tagebuch übersetzt, Alles aber in einer Weise, die auf Treue und Genauigkeit durch-
aus nicht Aufpruch machen kann. Die Schwierigkeiten, das Deutsch, in dem Dürer schrieb, mit
möglichster Beibehaltung der einfachen Ausdrucksweise in modernes Französisch zu übertragen, sind
allerdings groß, doch macht Narrey es sich ost gar zu leicht, weun er den Sinn willkürlich verändert
oder halbe und zuweilen auch ganze Sätze ansläßt. Beispiele brauchen wir nicht anzuführen; eine
Vergleichung wird deren auf jeder Seite zeigen. Hierin unterscheidet sich diese Uebersetzung nur-
wenig von der höchst mangelhaften, die früher einmal das „Oadinst äs I'Amatsur" vom „Tagebuch"
brachte. Die groben Böcke und Druckfehler, die überall vorkommen, wo einige Worte im Original-
Text citirt sind, lassen aus eiue nur sehr unvollkommene Kenntniß der deutschen Sprache bei Herrn
Narrey schließen. Ein eigener Unstern waltet übrigens anch über den schon erwähnten Abbildungen.
So viel Mühe, einen solchen Aufwand technischen Geschickes und Kosten darauf zu verwenden, nm,
wie es hier passirt ist, Kopien nachznmachen — das kann man in der That traurig nennen. Da
hat Herrn Narrey ein böses Mißgeschick statt des Dürer'schen Originales der Melancholie die selbst
von allen Neulingen der Kupferstichkenntniß sorgfältig gemiedene Wierx'sche Kopie in die Hände
gespielt, ein Blatt das ganz abgesehen von der Härte und Unfreiheit des Striches und dem voll-
ständigen Mangel an Harmonie anffällige Unterscheidungszeichen genng bietet, um sich sofort als
Kopie erkeuuen zu lasfeu. Diese siuden wir nun mit allen ihren Eigenthümlichkeiten hier imitirt,
bis aus das famose „Kreuz im Schlüssel" uud das fehleude 8-artige Zeichen nach dem Worte „Ns-
lunsllolim" Beinahe noch erstaunlicher ist, daß der Holzschnitt „die Verlobung der Maria" (aus
dem Leben der Maria) nach der in Kupfer gestochenen Kopie von Marcanton wieder bis auf
die später in die Platte eingekratzte Nummer nachgeahmt wurde. Die Gedankenlosigkeit selbst nur
des Zeichners bleibt unbegreiflich. Die Blätter freilich, bei denen zufällig Originale Vorlagen, sind
wirklich das Höchste, was man im Holzschnitt in dieser Beziehung leisten kann, wie die Madonna
mit der Meerkatze, das Wappen mit dem Todtenkopfe u. a.; auch jene, die in Kupfer ausgeführt
find, wie das Portrait Pirkhaimer's sehr vorzüglich. Es soll uns recht sehr freuen, wenn unsere
französischen Nachbarn sich nm die deutsche Kunst kümmern. Die Oberflächlichkeit aber, wie in
diesem Bnche mit dem kunstgeschichtlichen Material umgesprungen wird, verdient eine energische
Zurückweisung. F. L —n.

Korrespondenz.

Eröffnung der Pariser Weltausstellung.
Paris, den 2. April.
o^. Das Unwahrscheinliche ist zur Thatsache geworden. Allen Zweiflern zum Trotz, die bis
zum letzten Augenblicke Recht zu behalten schienen; alle Hindernisse überwindend, die Häuser hoch
sich aufthürmten, das Unmögliche selber möglich machend, hat die kaiserliche Kommission den von
Anfang an festgesetzten Termin eingehalten, und seit gestern ist der große Schauplatz des friedlichen
Wettkampfes aller Völker der Erde in dem Palaste des Märzfeldes eröffnet. Während der vorigen
Woche erschien die Idee der Eröffnung am 1. April, man wußte .nicht zu sagen, ob mehr tollkühn,
oder mehr lächerlich; und als sie nun endlich offiziell ausgeschrieben war, taufte sie der Pariser
Volkswitz alsbald als kolossalen „xoi88on ä'^vril"; mit andern Worten: „wer da hingeht, kann
 
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