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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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Schnaase, Carl: Die italienische Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0202

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Die italienische Renaissance.

Abgeschlossenes beurtheilt werden kann. Es ist dies zwar nur eine Abschlagszahlung auf
jenes uns verheißene umfassendere Werk, aber doch eine sehr dankenswerthe Gabe und eine
wesentliche Förderung unserer Keuntniß jener Epoche.
Einigen Bemerkungen über dieselbe, zu denen das Buch mir Veranlassung giebt,
mag ein kurzer Bericht über die Gestalt der Arbeit voraugehen. Sie schließt sich keines-
wegs an die des Kugler'schen Werkes an. Kugler nimmt in der Geschichte der Baukunst
nur die bescheidene Rolle des Periegeten, des Beschreibers der vorhandenen Monumente,
in Anspruch, die er dann mit großer Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit durchführt. Er
giebt daher bei jedem Lande oder bei jedem der mehrere Länder umfassenden Stile zunächst
eine allgemeine Schilderung des Stilistischen und beschreibt dann die Monumente selbst in
geographischer Ordnung, indem er die einzelnen Länder nnd bei jedem die Provinzen
trennt nnd nnr in dieser Unterabteilung, wo kein weiterer geographischer Unterscheidungs-
grund eintrat, die einzelnen Banwerke chronologisch ordnet. Für die italienische Renaissance
war diese Behandlungsweise nicht geeignet; ihre Bestrebungen hafteten nicht an provinciel-
len Grenzen; die Meister ersten Ranges waren die überall gesuchten, die anderen schöpften
wenigstens alle aus denselben Quellen. Selbst im Cicerone, wo nach dem Zwecke des
Buches die Zusammenstellung der verwandten Monumente derselben Stadt und Gegend
wünschenswert war, hatte der Verfasser sie nicht durchführen können, sondern sich theil-
weise entschließen müssen, das rein Persönliche, die berühmtesten Baumeister, zum Anhalts-
punkt zu nehmen. Vielleicht hätte sich daher eine chronologische Anordnung empfohlen.
Der Verfasser nimmt im Cicerone drei Epochen an, die Frührenaissauce von 1420 bis
1500, die Hochrenaissance bis 1540, nnd endlich eine dritte, welche er die Nachblüte
nennt nnd mit 1580 abschließt, und erkennt diese Einteilung (wie wir beiläufig erfahren)
auch im gegenwärtigen nenen Werke an. Allein sie demselben zum Gründe zu legen, Hin-
derte ihn eine andere Rücksicht; er zog, wie es in der Vorrede heißt, eine „systematische
Anordnung" vor, wodurch die „planvoll bewnßte Entwickelung der Kunst durch anderthalb
Jahrhnnderte hindurch zu einem durchans neuen conseqnenten Stile" dem Leser klar ge-
macht würde. Mit andern Worten, er hielt die durch die ganze Periode gleichbleibende
sachliche Verschiedenheit der Gebäudearten nnd der sonstigen Zweige architektonischer und
tektonischer Thätigkeit für interessanter nnd wichtiger, als die chronologischen Unterschiede,
so daß er jene znm Grunde legte und diese nnr in zweiter Linie erwähnte. Es versteht
sich, daß wir darüber mit ihm nicht rechten; es war jedenfalls die Form, welche ihm die
größeste Freiheit zur Verwerthung seines reichen Materiales darbot. Er bringt dieses zu-
nächst in zwei große Rubriken, Architektur und Dekoration, von denen jene zwar den
größeren Umfang, diese aber doch noch mehr als ein Drittel des Ganzen einnimmt. Bei
jener wird einiges Allgemeine vorausgeschickt; Betrachtungen über den monumentalen Sinn
und die Bantust der Italiener, ein Rückblick auf die vorhergegangene Baukunst, eine
Schilderung der Gründe und Ansichten, welche die Wiederaufnahme der antiken Formen
veranlaßten und begleiteten. Daranf folgt eine Betrachtung der Formenbehandlung in den
drei genannten Epochen, dann aber der eigentliche Körper dieses Abschnittes: Kirchen,
Kloster- und Brüderschaftsgebände, Paläste, Spitäler, nene Stadtanlagen, Villen, Gär-
ten u. s. w. werden mehr oder weniger ausführlich durchgegaugen. Die zweite Abthei-
lung, Dekoration, umfaßt mit Ausschluß der architektonischen Gliederung, die Schmuckarbeit
sowohl an den Gebäuden als an einzelnen Dekorations-Werken, und zwar nach dem
Material geordnet, die Skulptur in Stein, die Arbeiten in Erz und Holz, Malerei und
Stucchirnug, Goldschmiedekunst und Majoliken, und endlich, gewissermaßen znm heitern
Beschluß, die „Dekoration des Augenblicks", Festschmuck, Theater nnd dergleichen.
 
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