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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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Schorn, Otto von: Ferdinand Pauwels
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0237

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Ferdinand Panwels.

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nach Deutschland führte und ihn später einer ihm daselbst gebotenen Stellung einer gleich
ehrenvollen Position in seinem Vaterlande den Vorzug geben ließ.
Ferdinand Pauwels ist im Jahre 1830 in der Nähe von Antwerpen geboren und
besuchte die dortige Akademie schon von seinem zwölften Jahre an, indem er von 1842—1850
die einzelnen Klassen derselben durchmachte. Seine hauptsächlichste Ausbildung erhielt er
durch den damaligen Direktor Wappers, in dessen Atelier er eintrat. Das erste Gemälde,
welches von Pauwels im Jahre 1851 auf der Ausstellung in Brüssel vor die Oeffentlich-
keit gelangte, gab bereits ein Zeugniß seines bedeutenden Talentes und der großen Fort-
schritte, die er während seiner Studienzeit gemacht. Es behandelte die letzte Zusammen-
kunft Balduin's I. von Konstantinopel (gest. 1206) mit seiner Tochter Johanna. Auch das
zweite Gemälde „Trappisten-Gottesdienst in der Abtei Westmalle" fand die verdiente Aner-
kennung, ein durchgreifender Erfolg aber wurde ihm erst durch sein 1852 vollendetes Bild
„Coriolan, von den Thräuen seiner Mutter bewegt", zu Theil, für welches er den Preis
eines Reisestipendiums nach Italien aus den Händen des Königs empfing.
In einem Alter von 22 Jahren begab sich Pauwels über Paris nach Rom und ver-
weilte daselbst bis zum Jahre 1857. Das erste Bild welches er dort vollendete, zeigte
„Deborah als Richterin" nach dem alten Testament. Sie hat soeben das Todesurtheil über
eine Ehebrecherin ausgesprochen. Aufschreiend wirft sich die Schuldige an die Brust ihres
Gatten, dessen Mitleid sie anfleht. Unschlüssig, ob er sein Weib verdammen oder ihr verzeihen
soll, erscheint er in der Erregung eines letzten Gefühls von Liebe, während zwei Kinder
verwundert zur Mutter emporblicken. Im Hintergründe sieht man die Israeliten bereit die
Verbrecherin zu steinigen. Das Gemälde, welchem hauptsächlich durch die Einfachheit und
Schönheit der Komposition allgemeine Anerkennung zu Theil wurde, gelangte in den Be-
sitz des Herzogs von Brabant. Diesem folgte ein anderes Gemälde biblischen Inhalts
in „Ripza, der Tochter Ajas, aus dem Buche Samuelis" uud bald darauf wurden
„das Wunder der heiligen Eugenie", und „die Berufung der heiligen Clara" (1859 in
Gent ausgestellt,) mit Beifall begrüßt. Als dasjenige Werk aber, in welchem sich in ent-
schiedenster Weise die Richtung aussprach, in der er später so Bedeutendes leisten sollte, ist
sein 1860 vollendetes Bild, „die Wittwe des Jakob von Artevelde" zu bezeichnen. Der
belgische Kritiker A. Siret sagt von ihm, es sei Alles im Zusammenhang der Handlung
und füge sich zu einem Ganzen, in dem Jedes den Platz fülle, den seine Bedeutung ihm
auweise. Vollendet und klar sei es erfaßt, uud er schätze sein Vaterland glücklich, daß die
Regierung es als ein Gemeingut für Alle erworben habe. Schon im darauf folgenden
Jahre errang Pauwels auf der Antwerpner Ausstellung durch seine „Verbannten des
Herzogs Alba", einen neuen glänzenden Erfolg; denn neben der einstimmigen Anerken-
nung aller damals dort versammelten Mitglieder des Künstler-Kongresses erwarb es ihm
den belgischen Leopoldsorden und wurde Veranlassung eines vom Großherzog von Sachsen
an ihn ergangenen Rufes, eine Professur der Historienmalerei an der Kunstschule zu
Weimar zu übernehmen, welchem er zu Anfang des Jahres 1862 Folge leistete.
Neben einer erfolgreichen Lehrthätigkeit, die er seitdem entfaltete, hat er von Jahr
zu Jahr eine Reihe von Werken in's Leben gerufen, welche seinen künstlerischen Ruf mehr
und mehr erweitert und befestigt Haben. In Folge seines 1862 vollendeten Gemäldes: „die
Wiederherstellung der Ehre Levhn Pyn's, Bürgermeisters von Gent, im Jahre 1541"
wurde ihm vom Großherzog von Weimar das Ritterkreuz des Falkenordens verliehen.
Von 1863—1864 gelangte ein ergreifendes Bild: „Die Rückkehr der Verbannten des
Herzogs Alba nach Antwerpen" von ihm zur Vollendung, und bis gegen Ende des Jahres
1864 führte er einen vom verstorbenen König Map von Bayern erhaltenen Auftrag in
 
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