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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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Förster, Erwin: Werke der Kunst um einen Groschen[2]
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Thausing, Moritz: Bonaventura Emler
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0311

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Bonaventura Emler.

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Hier sitzt Vas Ding im Baume fest
Als wunderschönes Storchennest.

Du, wie Du trotz Deiueu schwachen Nerven schreien kannst!" aber pumps, da lag sie in der tiefsten
Ohnmacht, deren Ende ich aber nicht abwarten wollte, weil ich für meine Augen fürchtete.
Noch schlimmer ging es mir aber, als ich gegen ihren Reifrock mit Satiren und Vernuuft-
gründen zu Felde zog, denn sie hielt mir die neueste Nummer des Bazars vor die Nase und wider-
legte mich damit gründlich. Da erschien der vorige Jahrgang der Bilderbögen und unter ihnen
Wilhelm Busch's köstliches Blatt „Adelens Spaziergang;" jetzt glaubte ich ein Mittel gegen beide
Fehler meiner Cousine Theodolinde gefunden zu haben,
denn beide werden darin mit einer Schärfe des Witzes ge-
geißelt, wie sie eben nur Busch möglich ist. Mit ihm
ausgerüstet, zog ich nicht ohne Bangen in das Hans
meiner Tante. Ich traf Theodolinde in ihrem Zimmer,
sie fühlte sich heute wohler; ihre Stimmung war heiter,
so daß ich ihr, um nicht als Störenfried zu gelten, ohne
jeden Kommentar das Blatt hinreichte. Sie betrachtete
es lange und lachte endlich so herzlich, wie ich es noch
nie von ihr gehört, und schon triumphirte ich innerlich über
den herrlichen Erfolg meines glücklichen Gedankens. Da-
durch wurde ich kühn und zeigte auf das letzte Bildchen
und sagte munter, denn ich wollte es schlau anfangen:
„Sieh, meine Liebe, ich habe mich bekehrt, früher sagte
ich, Eure Crinolinen seien zu nichts nutz, aber dies Bild
zeigt mir deutlich, daß sie eine praktische Verwerthung,
wenn auch nur im Thierreich finden können."
Theodolinde antwortete nichts als: „Ihr Männer
seid rechte Spottmäuler!" lächelte freundlich und behielt
den Bogen bei sich. Ich war entzückt über diesen ganz
außerordentlichen Sieg, bis vierzehn Tage später nieine

Tante kam und mir klagte, daß ihre Tochter Heuer nach Baden-Baden reise zur Kur.
„Nun, und wie ist's mit der Krinoline?" frug ich erwartungsvoll.
„Ach, sie hat sich wieder zwei neue gekauft", gab mir ihre Mutter traurig zurück, ich aber setzte
mich an den Tisch und schrieb an die Redaktion des Bazars, ob sie nicht auf Abschaffung der
Reifröcke hinwirken möchte und erhielt in der offenen Korrespondenz dieser weit verbreiteten Zeitung
folgende Antwort: „Herrn E.. F.in M. Ihrem Wunsche werden wir entsprechen, sobald
wir sichere Nachrichten aus Paris haben, daß diese nunütze Mode abgeschafft ist." Nun, soviel ich
höre, dürften diese Nachrichten jetzt nicht mehr lange auf sich warten lassen; denn die neueste Mode
der Pariser Damen soll sein, gar keine Krinoline und die Kleider so kurz wie kleine Mädchen zu
rragen.

Bonaventura Emler.

Die göttliche Komödie. Drei Blatt Photographien nach Zeichnungen von B. Emler. Mit Text von
I>r. K. Witte. Verlag von Hans Hanfstaengl in Dresden.
Ein photographisches Atelier, das unermüdlich bestrebt ist, den höheren Zwecken der Kunst zu
dienen, veranlaßt uns durch ein neuestes Produkt wieder zu dankbarer Anerkennung, und wir geben
dieser angenehmen Aufforderung um so lieber Raum, als uns hiermit zugleich Gelegenheit geboten
wird, eines Künstlers zu gedenken, der allznfrüh in jene Sphäre abgerufen wurde, in welche feine
Phantasie so gern vorausgeeilt war.
Wenn schon die Zahl der Sterblichen klein ist, deren Inneres einen Funken heiligen Feuers
birgt, unendlich seltener noch gewährt das Schicksal all die Bedingungen seiner Nährung und Ent-
faltung, daß nicht die Flamme den gebrechlichen Herd vorzeitig zerstöre. Und doch ist die Verklärung
Zeilschrist für lülvende Kunst. II. Z4
 
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