Uecensionen.
<1. ^, 61'0^6 L (x. L. 6aval6a86ll6, ^ nerv Hi8toi^ ok knintiuA- in Ital^, 6t6.
Voll III. London, d. Nurras, 1866.
(Fortsetzung und Schluß.)
Bei meinem ersten Besuch entging auch niir dieses kostbare Bildchen; bei einem zweiten Besuche
aber, den ich 1857 dem Geburtsorte des bewunderungswürdigen Meisters P. della Francesca machte,
begünstigte mich der Zusall, der mir Kunde von dem Dasein dieses Bildchens brachte. Doch nicht ohne
Mühe konnten wir, mein Begleiter und ich, unseren Wunsch erreichen. Um das Bildchen aus
seinem geweihten Verschluß herausnehmen zu können, mußte der Klosterbruder, der uns die Kapelle
geöffnet hatte, erst das Meßgewand umlegen und zwei Wachskerzen anzünden, welche brennend
auf dem Altar stehen blieben, bis dieser Gegenstand einer besonderen Verehrung wieder seine Stelle
eingenommen Hatte. — Wie in Genua, so ist auch in Rom, wo allerdings die Kunstschätze ins Unend-
liche vertheilt sind, den Verfassern Einiges entgangen. So z. B. die interessante Bildersammlung des
Marchese Patrizj, von S. Luigi de' Francesi gegenüber, deren bedeutendstes Bild ein ungewöhnlich
schöner charaktervollerSignorelli ist, eine seltsameVorstellung der heiligen Familie, Elisabeth, die Hei-
lige Jungfrau begrüßend, während Zacharias und Jofeph ihre beiden Kinder ansgetauscht haben und
sie auf dem Schooße halten: der kleine Täufer hält, mit symbolischer Beweguug, ein silbernes Becken
über dem Haupte des Christuskiudes. Das Bild ist ruud und mißt 2 Fuß 5 Zoll im Durchmesser.
Es trägt aus einem Papierstreifen die Bezeichnung TV0IIV8 8I0^0UUUUV8 DU OORMMV Ich
kenne von diesem Meister, dessen Charakter eine feierliche Strenge, ja Härte ist und der das Maß
seiner Begabung mehr in umfassenden Wandgemälden, als in Oelbildern, und in Altarwerken großen
Stils mehr als in kleinen Tafeln giebt, kein ansprechenderes, sorgfältiger ausgeführtes und doch für
seine ganze Auffassung, Formenbehandlung und kräftige Färbung bezeichnenderes Werk als dieses Nund,
mit alleiniger Ausnahme der kostbaren Geißelung Christi in der Brera Galerie in Mailand, welches
die Verfasser III. S. 4. vortrefflich gewürdigt haben; doch wundere ich mich nur, daß sie nicht
aus den lebhaften Anklängen an Pollajuolo, Signorelli's Zeitgenossen, und an den jüngeren Leonardo
da Vinci, welche dieses Bildchen anszeichnen, den Schluß ziehen, daß der Meister von Cortona da-
mals mit den Florentinern verkehrt haben muß und daß das Werk somit wahrscheinlich in Florenz,
etwas nach seinem Aufenthalt in Arezzo (1472) und in Cittü di Castello (1474) entstanden. Seite
30 ist das Bild Nr. 93 in der Brera Galerie, Madonna mit dem Kinde, von Engeln umgeben,
irrthümlich als rund angegeben und übersehen worden, daß dieses Bild ursprünglich weiter nichts
als die Rückseite der erwähnten Geißelung gewesen. Als solche ist es denn auch der Hauptvorstellung
ganz geopfert und verdient kaum das Lob, das die Verfasser ihm spenden. — Uebergangen ist auch
ein großes Altarbild des Meisters, Madonna mit dem Kind und vier Heiligen, ächt, wiewohl etwas
roh, in der Villa Albani bei Rom. Noch einige andere Versehen und Druckfehler in dem Artikel
Signorelli wären anzuführen. Wir beschränken uns aber darauf, die Verfasser auf einen freilich sehr
handwerksmäßigen Nachahmer Signorelli's aufmerksam zu machen, den wir aus einem 1861 in Rom
bei einem Händler gesehenen Bilde kennen lernten, die Jungfrau mit dem Kinde, eine Mutter mit
ihrem Säuglinge gegen die Nachstellungen des Teufels wirksam in Schutz nehmend, bezeichnet: „Der-
nurän8 UFtzroniinj OsunIäenGm) pinAsdut." — Die von den Verfaffer mitgetheilte Liste der Werke des
Sienesen Benvenuto di Giovanni hätte sich noch um einige vermehren lassen. So befand sich bis
zum Frühjahre 1858, wo es in den Besitz des Herrn Barker in London überging, im Haufe Grazioli
zu Rom eine lebensgroße Jungfrau mit dem Kiude, zwei Heiligen und mehreren Engeln, mit dem Namen
des Meisters und 1479 bezeichnet. Dieses für Benvenuto charakteristische Werk, mit der eckigen
Zeichnung, den kleinen, gespitzten Mäulern und anderen Unarten der sienesischen Meister des
15. Jahrhunderts ist gestochen in der ^xs Itullnnu, Dav. llVIll — Ein viel späteres großes Altar-
bild von 1509 von derselben Hand bcsindet sich in der Kirche S. Lucia des Bergstädtchens Asina-
<1. ^, 61'0^6 L (x. L. 6aval6a86ll6, ^ nerv Hi8toi^ ok knintiuA- in Ital^, 6t6.
Voll III. London, d. Nurras, 1866.
(Fortsetzung und Schluß.)
Bei meinem ersten Besuch entging auch niir dieses kostbare Bildchen; bei einem zweiten Besuche
aber, den ich 1857 dem Geburtsorte des bewunderungswürdigen Meisters P. della Francesca machte,
begünstigte mich der Zusall, der mir Kunde von dem Dasein dieses Bildchens brachte. Doch nicht ohne
Mühe konnten wir, mein Begleiter und ich, unseren Wunsch erreichen. Um das Bildchen aus
seinem geweihten Verschluß herausnehmen zu können, mußte der Klosterbruder, der uns die Kapelle
geöffnet hatte, erst das Meßgewand umlegen und zwei Wachskerzen anzünden, welche brennend
auf dem Altar stehen blieben, bis dieser Gegenstand einer besonderen Verehrung wieder seine Stelle
eingenommen Hatte. — Wie in Genua, so ist auch in Rom, wo allerdings die Kunstschätze ins Unend-
liche vertheilt sind, den Verfassern Einiges entgangen. So z. B. die interessante Bildersammlung des
Marchese Patrizj, von S. Luigi de' Francesi gegenüber, deren bedeutendstes Bild ein ungewöhnlich
schöner charaktervollerSignorelli ist, eine seltsameVorstellung der heiligen Familie, Elisabeth, die Hei-
lige Jungfrau begrüßend, während Zacharias und Jofeph ihre beiden Kinder ansgetauscht haben und
sie auf dem Schooße halten: der kleine Täufer hält, mit symbolischer Beweguug, ein silbernes Becken
über dem Haupte des Christuskiudes. Das Bild ist ruud und mißt 2 Fuß 5 Zoll im Durchmesser.
Es trägt aus einem Papierstreifen die Bezeichnung TV0IIV8 8I0^0UUUUV8 DU OORMMV Ich
kenne von diesem Meister, dessen Charakter eine feierliche Strenge, ja Härte ist und der das Maß
seiner Begabung mehr in umfassenden Wandgemälden, als in Oelbildern, und in Altarwerken großen
Stils mehr als in kleinen Tafeln giebt, kein ansprechenderes, sorgfältiger ausgeführtes und doch für
seine ganze Auffassung, Formenbehandlung und kräftige Färbung bezeichnenderes Werk als dieses Nund,
mit alleiniger Ausnahme der kostbaren Geißelung Christi in der Brera Galerie in Mailand, welches
die Verfasser III. S. 4. vortrefflich gewürdigt haben; doch wundere ich mich nur, daß sie nicht
aus den lebhaften Anklängen an Pollajuolo, Signorelli's Zeitgenossen, und an den jüngeren Leonardo
da Vinci, welche dieses Bildchen anszeichnen, den Schluß ziehen, daß der Meister von Cortona da-
mals mit den Florentinern verkehrt haben muß und daß das Werk somit wahrscheinlich in Florenz,
etwas nach seinem Aufenthalt in Arezzo (1472) und in Cittü di Castello (1474) entstanden. Seite
30 ist das Bild Nr. 93 in der Brera Galerie, Madonna mit dem Kinde, von Engeln umgeben,
irrthümlich als rund angegeben und übersehen worden, daß dieses Bild ursprünglich weiter nichts
als die Rückseite der erwähnten Geißelung gewesen. Als solche ist es denn auch der Hauptvorstellung
ganz geopfert und verdient kaum das Lob, das die Verfasser ihm spenden. — Uebergangen ist auch
ein großes Altarbild des Meisters, Madonna mit dem Kind und vier Heiligen, ächt, wiewohl etwas
roh, in der Villa Albani bei Rom. Noch einige andere Versehen und Druckfehler in dem Artikel
Signorelli wären anzuführen. Wir beschränken uns aber darauf, die Verfasser auf einen freilich sehr
handwerksmäßigen Nachahmer Signorelli's aufmerksam zu machen, den wir aus einem 1861 in Rom
bei einem Händler gesehenen Bilde kennen lernten, die Jungfrau mit dem Kinde, eine Mutter mit
ihrem Säuglinge gegen die Nachstellungen des Teufels wirksam in Schutz nehmend, bezeichnet: „Der-
nurän8 UFtzroniinj OsunIäenGm) pinAsdut." — Die von den Verfaffer mitgetheilte Liste der Werke des
Sienesen Benvenuto di Giovanni hätte sich noch um einige vermehren lassen. So befand sich bis
zum Frühjahre 1858, wo es in den Besitz des Herrn Barker in London überging, im Haufe Grazioli
zu Rom eine lebensgroße Jungfrau mit dem Kiude, zwei Heiligen und mehreren Engeln, mit dem Namen
des Meisters und 1479 bezeichnet. Dieses für Benvenuto charakteristische Werk, mit der eckigen
Zeichnung, den kleinen, gespitzten Mäulern und anderen Unarten der sienesischen Meister des
15. Jahrhunderts ist gestochen in der ^xs Itullnnu, Dav. llVIll — Ein viel späteres großes Altar-
bild von 1509 von derselben Hand bcsindet sich in der Kirche S. Lucia des Bergstädtchens Asina-