Oro^vs L Ocival6U86lIo, Ili8toi^ ok I'uimin^ in ItM)'. 003
Francia Bigio herrühren, wie die Verfasser behaupten, oder von Bugiardini, mit welchem, wie sie
selbst ausdrücklich bemerken, Francia Bigio zu jener Zeit eine ungemein große Ähnlichkeit darbietet.
An drei verschiedenen Stellen und in verschiedener Fassung wird jene Behauptung wiederholt:
Francia Bigio habe sich in jungen Jahren von Bugiardini beeinflussen lassen; sein Stil sei damals
nicht sehr entfernt von dem des Bugiardini gewesen u. s. W. Auf solche und ähnliche Weise wird die
auffallende Thatsache jener Uebereinstimmung zn erklären gesucht; durch welch' wunderbare Ver-
knüpfung von Umständen aber ein so geringer Künstler wie der uns geschilderte Bugiardini so ent-
scheidenden und beherrschenden Einfluß ausüben konnte auf einen geistreichen und strebsamen Jüng-
ling, der das Glück hatte in vertrautem Umgänge mit Andrea del Sarto zu leben, zu einer Zeit,
wo außerdem der juuge Raffael in Florenz sich aufhielt und Wo Fra Bartolomeo noch in voller Thätig-
keit war; dieses Näthsel zu lösen bleibt einem Jeden überlassen. Geltend zu machen wäre noch, daß
Francia Bigio's Werke nicht so sehr selten sind: wir haben die bekannten Wandgemälde im Vorhof
der S. Annunziata zu Florenz, zwei Kompositionen in den Uffizien, eine Komposition und ein Männer-
bildniß im Palast Pitti, ein männliches Bildniß im Palazzo Gino Capponi, die „Bathseba" in Dres-
den und andere. Nie aber hat mich eines dieser (beglaubigten) Werke des Francia Bigio an den
von mir Jahrelang mit Eiser gesuchten Urheber der Madonna del Pozzo und der übrigen Werke
jener Gruppe erinnert, zu denen noch zu zählen sind: ein Rundbild mit der heiligen Familie, in
den Uffizien Nr. 1158 als Nidolso Ghirlandajo hängend, und auch von unseren Verfassern Bd. III.
S. 527 Anmerk. 3 (unter Nr. 1224) demselben Meister belassen, während sie es, konsequenter
Weise Francia Bigio nennen müßten, da dessen absolute Uebereinstimmung mit der Madonna del
Pozzo nicht zweifelhaft sein kann. Dasselbe gilt von Nr. 28 des IV. Saals im Belvedere zu Wien,
welches die Verfasser „entweder dem Pontormo oder dem Rosso" zuschreiben. Dasselbe gilt von
Nr. 43, Saal II. der Galerie Borghese, einer Vermählung der heiligen Katharina, und von Nr.
40 daselbst, einer heiligen Familie, dasselbe endlich von Nr. 584 in der Turiner Galerie, nnd
von eiuerJungfran mit dem stehenden Kinde, unter dem Namen Pontormo in der Pinacoteca zu Bologna.
Finde ich nun aber trotz alledem in dem gegebenen Falle für rathsam, die Frage unentschieden zu
lassen, so verhalte ich mich dagegen weniger nachgiebig, einer anderen von den Verfassern ausge-
sprochenen Ansicht gegenüber, die mir absolut unbegründet und willkürlich erscheint. Es Handelt sich
um diejenigen Werke der Malerei, welche Fra Bartolomeo di S. Marco in Verbindung mit an-
deren Künstlern ausgeführt, beziehungsweise um die Deutung des Zeichens h(^) . Ich habe in
meinen Bemerkungen zur Galerie des Belvedere (Rezensionen, Jahrg. 1865, Nr. 15) die Behaup-
tung aufgestellt, daß das Bild Nr. 42 des IV. Saales daselbst, im Kataloge dem Fra Paolo da Pistoja
zugeschrieben, nicht von diesem Meister sei, sondern, kraft jenes Zeichens mit der Jahreszahl 1510,
sich als ein Werk des Mariotto Albertinelli unter Antheilnahme des Fra Bartolomeo answeise,
und habe (der Kürze wegen) statt aller anderen Beweise nur das Bild der Verkündigung in der Kirche
Sainte Madeleine zu Gens angeführt, welches, aus zwei getrennten Flügeln bestehend, zweimal das er-
wähnte Zeichen mit der Jahreszahl 1511 und außerdem die Aufschrift enthält, welche das Werk aus-
drücklich als vou beiden Meistern herrührend bezeichnet. Die Verfasser nun, die das Genfer Bild
nicht aus eigner Anschauung kennen, haben zwar diese Notiz (ohne Angabe der Quelle) mitgetheilt,
dagegen aber, von meiner Schlußfolgerung und meinem Aufsatz überhaupt einfach Umgang nehmend,
das Wiener Bild dem Fra Paolo da Pistoja belassen und sich die Aufgabe gestellt, meine ganze
Beweisführung implieitv umzustoßen, indem sie vorgeben, das fragliche Zeichen beziehe sich ebenso-
wohl auf Mariotto's Zusammenwirken mit Fra Bartolomeo als auf solche Werke, die der Meister
mit anderen Gehilfen, wie z. B. Fra Paolo, ausgeführt habe. Daß diese Behauptung aber aller
Begründung entbehre und den Charakter des Erzwungenen und deshalb Unhaltbaren an sich trage„
das läßt sich unschwer nachweisen. Abgesehen davon, daß, nach meinem Dafürhalten, ein un-
befangener Beobachter die Hand des Mariotto Albertinelli in dem Wiener Bilde nicht verkennen
kann, dessen sämmtliche Köpfe den bekannten Typus dieses Meisters sehr ausgesprochen an sich tragen,
daß dieselbe Bemerkung sich anwenden läßt auf die beideu kleinen Figuren der heiligen Magdalena
40"
Francia Bigio herrühren, wie die Verfasser behaupten, oder von Bugiardini, mit welchem, wie sie
selbst ausdrücklich bemerken, Francia Bigio zu jener Zeit eine ungemein große Ähnlichkeit darbietet.
An drei verschiedenen Stellen und in verschiedener Fassung wird jene Behauptung wiederholt:
Francia Bigio habe sich in jungen Jahren von Bugiardini beeinflussen lassen; sein Stil sei damals
nicht sehr entfernt von dem des Bugiardini gewesen u. s. W. Auf solche und ähnliche Weise wird die
auffallende Thatsache jener Uebereinstimmung zn erklären gesucht; durch welch' wunderbare Ver-
knüpfung von Umständen aber ein so geringer Künstler wie der uns geschilderte Bugiardini so ent-
scheidenden und beherrschenden Einfluß ausüben konnte auf einen geistreichen und strebsamen Jüng-
ling, der das Glück hatte in vertrautem Umgänge mit Andrea del Sarto zu leben, zu einer Zeit,
wo außerdem der juuge Raffael in Florenz sich aufhielt und Wo Fra Bartolomeo noch in voller Thätig-
keit war; dieses Näthsel zu lösen bleibt einem Jeden überlassen. Geltend zu machen wäre noch, daß
Francia Bigio's Werke nicht so sehr selten sind: wir haben die bekannten Wandgemälde im Vorhof
der S. Annunziata zu Florenz, zwei Kompositionen in den Uffizien, eine Komposition und ein Männer-
bildniß im Palast Pitti, ein männliches Bildniß im Palazzo Gino Capponi, die „Bathseba" in Dres-
den und andere. Nie aber hat mich eines dieser (beglaubigten) Werke des Francia Bigio an den
von mir Jahrelang mit Eiser gesuchten Urheber der Madonna del Pozzo und der übrigen Werke
jener Gruppe erinnert, zu denen noch zu zählen sind: ein Rundbild mit der heiligen Familie, in
den Uffizien Nr. 1158 als Nidolso Ghirlandajo hängend, und auch von unseren Verfassern Bd. III.
S. 527 Anmerk. 3 (unter Nr. 1224) demselben Meister belassen, während sie es, konsequenter
Weise Francia Bigio nennen müßten, da dessen absolute Uebereinstimmung mit der Madonna del
Pozzo nicht zweifelhaft sein kann. Dasselbe gilt von Nr. 28 des IV. Saals im Belvedere zu Wien,
welches die Verfasser „entweder dem Pontormo oder dem Rosso" zuschreiben. Dasselbe gilt von
Nr. 43, Saal II. der Galerie Borghese, einer Vermählung der heiligen Katharina, und von Nr.
40 daselbst, einer heiligen Familie, dasselbe endlich von Nr. 584 in der Turiner Galerie, nnd
von eiuerJungfran mit dem stehenden Kinde, unter dem Namen Pontormo in der Pinacoteca zu Bologna.
Finde ich nun aber trotz alledem in dem gegebenen Falle für rathsam, die Frage unentschieden zu
lassen, so verhalte ich mich dagegen weniger nachgiebig, einer anderen von den Verfassern ausge-
sprochenen Ansicht gegenüber, die mir absolut unbegründet und willkürlich erscheint. Es Handelt sich
um diejenigen Werke der Malerei, welche Fra Bartolomeo di S. Marco in Verbindung mit an-
deren Künstlern ausgeführt, beziehungsweise um die Deutung des Zeichens h(^) . Ich habe in
meinen Bemerkungen zur Galerie des Belvedere (Rezensionen, Jahrg. 1865, Nr. 15) die Behaup-
tung aufgestellt, daß das Bild Nr. 42 des IV. Saales daselbst, im Kataloge dem Fra Paolo da Pistoja
zugeschrieben, nicht von diesem Meister sei, sondern, kraft jenes Zeichens mit der Jahreszahl 1510,
sich als ein Werk des Mariotto Albertinelli unter Antheilnahme des Fra Bartolomeo answeise,
und habe (der Kürze wegen) statt aller anderen Beweise nur das Bild der Verkündigung in der Kirche
Sainte Madeleine zu Gens angeführt, welches, aus zwei getrennten Flügeln bestehend, zweimal das er-
wähnte Zeichen mit der Jahreszahl 1511 und außerdem die Aufschrift enthält, welche das Werk aus-
drücklich als vou beiden Meistern herrührend bezeichnet. Die Verfasser nun, die das Genfer Bild
nicht aus eigner Anschauung kennen, haben zwar diese Notiz (ohne Angabe der Quelle) mitgetheilt,
dagegen aber, von meiner Schlußfolgerung und meinem Aufsatz überhaupt einfach Umgang nehmend,
das Wiener Bild dem Fra Paolo da Pistoja belassen und sich die Aufgabe gestellt, meine ganze
Beweisführung implieitv umzustoßen, indem sie vorgeben, das fragliche Zeichen beziehe sich ebenso-
wohl auf Mariotto's Zusammenwirken mit Fra Bartolomeo als auf solche Werke, die der Meister
mit anderen Gehilfen, wie z. B. Fra Paolo, ausgeführt habe. Daß diese Behauptung aber aller
Begründung entbehre und den Charakter des Erzwungenen und deshalb Unhaltbaren an sich trage„
das läßt sich unschwer nachweisen. Abgesehen davon, daß, nach meinem Dafürhalten, ein un-
befangener Beobachter die Hand des Mariotto Albertinelli in dem Wiener Bilde nicht verkennen
kann, dessen sämmtliche Köpfe den bekannten Typus dieses Meisters sehr ausgesprochen an sich tragen,
daß dieselbe Bemerkung sich anwenden läßt auf die beideu kleinen Figuren der heiligen Magdalena
40"