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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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[Rezension von: Fr. Bodenstedt, Album deutscher Kunst und Dichtung]
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M. O.: [Rezension von: G. F. Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien]
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0067
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Recensiouen.

von der trefflichen pylographischen Ausstattung des Albums eiue Anschauung bieten! Es ist „der
Kirchhof im Frühling" nach Uhland's gleichnamigem Gedicht:

„Stiller Garten, eile nur,
Dich mit jungem Grün zu decken,
Und des Bodens letzte Spur
Birg mit dichten Rosenhecken"!

„Schließe fest den schwarzen Grund!
Denn sein Anblick macht mir bange,
Ob er keines aus dem Buud
Meiner Liebsten abverlange/'

„Will mich selbst die dumpse Gruft,
Nun wohlan! sie mag mich raffen,
Dünkt mir gleich, in frischer Luft
Hätt' ich manches noch zu schaffen."

Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien. Von G. F. Waagen. 1. Theil. Wien 1866.
Verlag von Wilh. Braumüller. 8.
Der noch immer unermüdet thätige Nestor der deutschen Kunstgelehrten, dessen erfolgreichen
Bemühungen wir unter anderen! die statistische Keuutniß sowie die eingehende Schilderung fast
sämmtlicher in den öffentlichen Mnseen, wie in den Privatsammlnngen Enropa's enthaltener Werke
der Kunst verdanken, hat uns abermals mit einem stattlichen Oktavband beschenkt, der ersten Ab-
theilung eines Buches, dessen Zweck ist, stimmtliche Kunstwerke der Kaiserstadt an der Donan zn
verzeichnen. Dieser erste Baud, welchen! nach des Verfassers Rückkehr vou seiner spanischen Reise ein
zweiter nachfolgen soll, enthält die gewissenhafte Beschreibung aller unr einigermaßen neunenswer-
then Gemälde, zunächst der kaiserlichen Sammlung im Belvedere, daun der reichen, viel zn wenig
beachteten Sammlung der kaiserlichen Akademie der Künste, endlich der verschiedenen, mit Recht be-
rühmten Wiener Privatgalerien, niit Ausnahme der, leider seit dem vorigen Jahre für Wien ver-
lorenen, Esterhazh'schen Bildergalerie.
Der Verfasser, seit beinahe 45 Jahren mit den „unermeßlichen, in Wien vorhandenen Knnft-
schätzen" durch eigene Anschauung vertraut, giebt uus iu der Vorrede kurze Audentungen über den
Gang seiner Studien daselbst und zählt die verdienstvollen Männer auf, die bei Gelegenheit seiner
verschiedenen Besuche iu Wien ihn in seinen Forschungen gefördert haben. Hierauf erhalten wir in
einer, zwanzig Seiten umfassenden, Einleitung einen erschöpfenden Bericht über die Art der Bildung,
die früheren Schicksale nud den gegenwärtigen Bestand der Belvedere-Galerie. Ein ähnlicher Be-
richt, natürlich weniger umfangreich, geht der Schilderung jeder einzelnen Sammlung voraus.
Weun nun freilich der Kreis der Leser, an die ein Buch, wie das vorliegende, sich wendet, über-
haupt scheu ein beschränkter ist, so überschlägt vielleicht noch Mancher diese Einleitungen, nicht
ahnend, welches Interesse nud welche Bedentung sich an ein solches Kapitel aus der Kulturgeschichte
kuüpft. Wer es aber liebt, dem stillen Walten des Geistes überall nachzuspüren, wer zudem die
Schwierigkeit ermißt, die sich au die Ergrüudung so maucher mit der Privatgeschichte der Höfe zu-
fammcuhäugenden Thatsachen knüpft, der wird dein unermüdlichen und scharfsinnigen Forscher, welcher
uns schon mit so mancher erschöpfenden Arbeit dieser Art über die französischen, die englischen, die
russischen n. a. Kuustsammlungen beschenkt hat, ansrichtigen Dank zollen. Und wer vollends den
„Holden Wahnsinn" theilt, wer in der süßen Schwärmerei des ächten Bilderliebhabers befaugeu ist,
— schon Qnintilian kennt den morbu8 in tndnlm pletiZ — der fällt über eine solche Geschichte des
allmähligen Entstehens einer bedeutenden Galerie her, wie ein heißhungriger Roinanleser über den
neuesten Baud einer Leihbibliothek. Diese Art Schwärmerei ist freilich in unserer unendlich be-
sonnenen und nüchternen Zeit nicht gerade in bedenklichem Zunehmen. Zwar glaubt der Verf. die
wohlthueude Erfahruug gemacht zu habeu, daß sich in unseren Tagen die Zahl der Kunstfreunde be-
ständig vermehre, setzt aber sogleich hinzu, daß er höchlich erfreut sein würde, wenn es ihm gelänge,
durch sein Buch „bei der Bevölkerung von Wien den bisher viel zu wenig vorhandenen Sinn für
den erstaunlichen Neichthum der edelsten Genüsse zu erwecken, welche diese verschiedenen Samm-
lungen ihr darbieten". Daß Herr Direktor Waagen jene erfreulichen Erfahrungen in England und
 
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