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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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Korrespondenz. Aus Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0071

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50

Korrespondenz.

Mängel übersehen. Jedenfalls nimmt das Werk, mit dessen Ausführung der Meister nicht weniger
als acht Jahre beschäftigt war, trotz der in die Augen springenden Fehler in der modernen ita-
lienischen Kunst eine so charakteristische Stellung ein, daß es wohl der Mühe sich lohnte, nock ein-
mal unter Beiziehnng eines Bildes feine Schönheiten und Schwächen dem deutschen Publikum genauer
vorzuführen *).
Die unter der Präsidentschaft des T. Corfini, Duca di Casigliano stehende Loowtü ä'Ineor-
rnM'inmento äslls boll6 VrtZ Vin äelln Oolonnn Xr. 31 hierfelbst, hat ihre jährliche Ausstellung
am 25. November 1866 eröffnet. Der Beitrag der Mitglieder in diesem Jahre betrug noch
30 Lire, während er später auf 20 Lire herabgesetzt wird. Außer dem Antheil an den Verloofungen
erhält der Neubeitretende zwei von den bisher erschienenen 18 Kupferstichen nach feiner Wahl. Das
Lokal der Ausstellung besteht aus drei Räumen zu ebener Erde und drei Sälen im zweiten Stocke.
In den ersten zwei sind die Bildhauerwerke, in den übrigen die Gemälde ausgestellt. Unter diesen
ist nur eine anmnthige Gruppe in Gips, Dante als Knabe zu den Füßen der Beatrice liegend und
ihr Blumen zum Kranzwinden darreichend, von G. Dini, mit der Goldmedaille ausgezeichnet.
Erwahnenswerth ist ferner eine hübsch aufgefaßte und gnt modellirte Gipsstatue von R. Pagliac-
cetti, welche Garibaldi am Meeresufer von Caprera sitzend in Nachdenken versunken darstellt, ein
im Tempel lehrender Christusknabe von anmuthigem Gesichtsausdrnck von Fabrncci, Monti's
Giotto, wie er als Hirtenjunge die ersten Proben seines Talents ablegt, indem er seine Schafe im
Sande abzeichnet, eine rührende, in der Herbigkeit der ersten Jünglingsjahre erscheinende, aus dem
rechten Beine knieende Gestalt, und eine Statnettengruppe in Marmor von Cerri, Francesca von
Rimini, der, wie sie ängstlich sich umblickt, der Geliebte einen flüchtigen Kuß raubt. Ein auf dem
rechter: Beiue ruhender anfschwebender Ehristns, in Marmor, von Fabbrucci, ist wohl räumlich das
größte ausgestellte Werk dieser Art, ohne jedoch ans gleiche geistige Bedeutung Auspruch zu habeu.
Eiu im Atlaskleide lesendes Mädchen von Dini, ein Kind mit Hund und Katze auf dem Schooße
von Zocchi, einige Dantestatnetten, einige Fraueu mit mühsam ausgesührten Spitzen und Blumen
sind kaum neunenswerth.
Die Gemälde laufeu, wenu auch an Zahl, doch kann: an Werth den plastischen Bildwerken
den Nang ab. Und zwar darf man sagen, daß im Allgemeinen die religiösen Vorwürfe am schlech-
testen gelungen, ja oft geradezu widerwärtig fiud; wie z. B. ein Mofes, die Gesetzestafeln empfan-
gend nnd eine Apotheose Cavours; darauf kommen die Historien, dann die Genrebilder und schließ-
lich die Landschaften.
Angekauft wurdeu als Prämien ein mit feiner Beobachtung anfgefaßter und dreistem Pinsel
gemalter Kunstliebhaber, der sitzend Bilder besieht, von Boldini, eine Landschaft von P. Senno,
deren linke Hälfte, wo hinter einen: pflügenden Baner eine dnftige Fernsicht erscheint, besonders
tülltig ist, während die Bäume der rechten Seite zu massives Laubwerk zeigen, ebenso ein Genre-
gemälde von Borraui, eine kranke Nonne, die, von andern Nonnen verpflegt, in einer lustigen
Halle auf eiuem Stuhle fitzt.
Goldeue Medaille:: erhielte:: Fattori's Aehrenleserinneu, drei weibliche Figuren auf ebenem
Felde, hinter dem ein niedriger Hügel aufsteigt, uud Abbati's Mädcheu, welches, den: Beschauer
deu Nückeu wendeud, durch ein Stereoskop sieht. Zur Nachbildung wurde Couti's Begegnnug des
Dante uud der Beatrice bestimmt; das Bild hat iu der Person des Parlamentsmitgliedes Signore
Visocchi einen Käufer gesunde::. Die Scene ist in der Umgegend von Florenz, unter dem Hellen
Abendhimmel leuchten die Berge, von der Abendsonne angestrahlt, in röthlichem Scheine, Beatrice,
von einen: Mädchen gefolgt, geht anf einem höher gelegenen Pfade an Dante vorbei, der, wie in
Verzückung, der Holden Erfcheinung entgegenblickt. Entschieden ist das eine der besten Darstellungen
Daute's, deren es übrigens hier nnr zu viele giebt. Von Marco finden wir einige hübsche Land-
schaften, von Sani ist eine gemüthliche Gartenscene da, wo ein Ehepaar im Kostüm vom Anfänge
des vorigen Jahrhunderts gemeinsam in einen: Buche liest, — platonische Liebe betitelt — ; Canello

*) Wir werden dieser Aufforderung thunlichst bald zu entsprechen suchen.

A. d. R.
 
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