Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

DOI Artikel:
Lübke, Wilhelm: Das Nationaldenkmal für München
DOI Artikel:
Meyer, Julius: Die französische Malerei seit 1848: mit Berücksichtigung des Salons von 1866[3]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0077

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
56 Die französische Malerei seit 1848.
Wählen sein. Daß man Kriegergestalten wie Blücher, Kämpfer wie Luther, Reiter-
bilder wie Friedrich den Großen in diesem strengen, herben, männlichen Material aus-
führt, ist selbstverständlich. Aber alle Gestalten, die einem weihevoll idealen, die dem
rein Humanen Lebensgebiet angehören, sollte man in weißem Marmor darstellen. Uns
macht der besprochene Entwurf immer wieder den Eindruck als sei er in Gedanken für
Marmor berechnet. Die edle Weichheit und Fülle der Formen, der breite Faltenwurf, so
wesentlich verschieden von dem schärfer gebrochenen, minder tief ausgehöhlten, den die
Bronze verlangt, endlich die geistige Schönheit der Köpfe, alles das würde in weißem
Marmor unvergleichlich viel klarer zur Geltung kommen. Dazu rechne man noch die un-
liebsame Erfahrung, die wir in neuerer Zeit an unsern Erzdenkmalen machen, daß sich' die
schöne Patina der Alten nicht einstellen will, dagegen ein stumpfer schwärzlicher Ton fast
alle diese Monumente in kurzer Zeit unschön genug überzieht, und man wird auch aus
diesem Grunde unsre Mahnung wenigstens nicht unerwogen lassen. Ganz dieselben Beobach-
tungen sind es gewesen, die auch bei dem in Berlin zu errichtenden Schillerdenkmal statt
des anfänglich beabsichtigten Bronzegusses nunmehr ein Marmorwerk in Aussicht stellen.
Da nun in dem seit Kurzem mehr zur Anerkennung gelangten weißen Throler Marmor
ein herrliches leicht zn beschaffendes Material in der Nähe ist, welches an Schönheit dem
parischen nahe kommt, während es dem nordischen Klima besser zu trotzen vermag als der
Marmor Italiens, so möchten wir uns den Gegenvorschlag erlauben, daß die fünf Sta-
tuen in weißem Marmor, das Postament sammt seinen Schildhaltern in dunklerem Mar-
mor, der Unterbau in Granit, oder einer dazu geeigneten Marmorart ausgeführt werden
möge. Im Interesse des schönen, so würdig begonnenen Unternehmens wollen wir den mit
der Ausführung betrauten Männern unsere Bemerkungen hiermit freundlich zur Beurtheilung
empfohlen Haben. W. Lübke.

Nie fransisische Malerei seit 1848,
mit Berücksichtigung des Salons von 1866.
Von Julius Meyer.
II.
Her neueste Idealismus und die Malerei der schönen Form.
3.
Dritte Gruppe. Die Schwankenden zwischen Ideal und Sinnlichkeit. Die
monumentale Malerei.
Noch bleibt uns die Gruppe übrig, die zwischen jenen beiden Hauptklassen, welche nach
zwei verschiedenen Seiten die ideale Richtung vertreten, schwankend mitten inne steht. Eine
Anzahl von Künstlern, welche die Schönheit der Form und den stilvollen Zug der Linieu
nicht aufgeben wollen, aber die klassische Würde sei es herabstimmen durch den Zusatz
moderner Empfindung, sei es tiefer in's Malerische ziehen durch den erregenden Pulsschlag
des sinnlichen Lebens. Auch unter ihnen finden sich unzweifelhafte und gewandte Talente.
Nur bringt es ihre mittlere Stellung mit sich, daß sie alle zwar ihre Besonderheit aus-
prägen, aber doch keine Werke von Hervorragender Eigenthümlichkeit zu Stande bringen;
daher genügt wohl eine kurze Besprechung.
 
Annotationen