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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 1.1885

DOI Artikel:
Lessing, Julius: Ledertapeten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4381#0009

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£e5a*tapetm.

Von 3ulius £effhig.

©ic madjtige funftgeroerbticfje SSetoegung
unfercr Sage, roetcfje uns in alten ©ebietett
bcS Jpanbroerlä auf ba§ Stubium uub bic
■SBteberteoung guter atter Sßufter uub §cr«
fteuungSmcifeu tjinbröngt, tjat auä) bic 2cber-
tapeten ber SSergeffentjeit foieber entzogen.
Sd)on bat fiel) eine reidje Snbuftrie entmictelt,
roeterje für unfere im ©efdrmacE ber SRenaiffance
l)cvgericf)tetcn 3t,ninev Sebertapeten entroeber
in edjtem üftateriat ober aber in (Surrogaten
fjcrftcKt, uub nulere fUnftgeroerblictjen Samnt-
hingen fjaben es fict) angelegen feilt [äffen, ein
mögfidjftrcidjcS SRatertal an alten 33orbitbern
5ufammen§u6ringen. Sem Stmtftgcmcroc«
äßufeum 51t SJerlin, beffen Söeftänben bic ein-
gefugten 9(bbilbungeit entletmt finb, ift e§
mög(icf) geroorben jroei große Sammlungen
fotdjer Tapeten 51t ermerbeu, üou betten bie
eine 90 pmeift tjoTfänbtfdje uub frnujüfifdjc
Steten beS 18. 3al)rl)itnbcrts, bic anbere
bagegen über 100 Stimmern borrmegenb ita*
(ieniferjer §erfunft enthielt ©icfcS SJavterial
berferjaffte bic bis batjin nicfjt mögliche Über«
fidjt über bicfcS geroalttge (feinet bcS Sfrtuft*
ftei^eS, roelctjeg Satjrtjunberte lang Diele £au-
feube Don gefctjicften Ipänben befdjäftigte, bis
gegen ®nbe bcS borigen SaljrtjunbertS bic
Sebertabeten burcl) bie billigen Sßatoiertapeten
berbrangt mürben, um erft jetjt mit fo bieten
auberen berfcrjoHenen^ftftbrobulten 51t neuem
geben ju erroadjen.

2ßir Ijabcit über bie Jperftctluug ber Seber*
tapeten fcljr anSfül)rlicl)e 9kd)rid)tcn bon 1564
au§ SSenesianer uub bon 1702 aus franko*
fifdjen 5ßublifationen.

©ic Stade mürben mit aufjerorbentticfjer

Sorgfalt öufjcrft mül)felig IjcrgcftcKt. $u-
nädjft mußte baS Sebcr geroeidjt, geglättet uub
auSgcflictt roerben; Kalbsleber galt als ba§
borjüglit^fte, bann laut Siegern uub juleist,
Sdjaf=£ebcr. ®aS Ijcrgeridjtete, bierecKg pge*
fetmiitene Stüct mürbe äitnäclrft berfitbert,
mobei ber SHebcftoff mit ber §anb fjinein*
gearbeitet unb bann bic Sübcrblattcr mieberum
mit ber £>anb feftgcbrüdt mürben; nur burdj
folelje §anbarbcit tonnte matt bic Uneben*
l)ctten bcS SebcrS ausgleiten. Sobann mürbe
nad) forgfältigem Xrodnen bic platte polirt,
mit ©iroeiß abgerieben, um alle Sßoren 51t
fd)Uef3Ctt, enblicf) mit einem golbig glänjenbeit
girnis überwogen, ©iefer ©olbglauj, roetdjen
alte alten Scbcrtapctcu a(S ®mnblage Ijabeit,
berfetjaffte ber Sßare in Stauen bat Warnen
corami d'oro, in ^ranfreiet) cuir dore. 9cttn-
mel)r mürbe bie golbeuc platte mit §ol5lual§cit
ober ffadjen SÖcobetn gepreßt, dreimal, bier*
mal mußte bieS roiebertjott werben, in bie
tiefen Stellen mürben mit jcber Sßreffung
biefere Sagen Saab eingcfd)iittet unb fo trat
alluuiljlid) ba§ Dvclicf tjerbor; bei fetjarfent,
plötjftdjem ^reffen mürben fiel) bic Stauten
bnrdjgebriicft tjaben. 3um Sdjlitß murbc ber
©runbmit jungen bon berfetnebener gorm be-
arbeitet, beranberte Stridjtagen genügten fd)on,
um einen berfcfjiebenartigen ©(0115 ju geben,
fdjtießlicrj mürben einjetne Seite mit 2acf-
färben bemalt. Se|t enbticr) mar bie Potte
fertig: eS mar aber and) ein Stücl, baß ben
(Sinftüffeu bon Sal)r()ituberteu ju trogen ber-
modjtc. SSer mödjte es mol)t Ijettte unter«
neunten, auf fo muffelige Scdjnil t)in eine
9Berlftatt ju begrünben! Unb bocl) giebt bic


 
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