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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 4.1888

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Lessing, Julius: Das Porzellangeschirr Sulkowski
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https://doi.org/10.11588/diglit.4087#0054
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®og ^Di-äeTtangefd)h-r ©ulforoSIi.

gteidjgüttig, bie ©bmmetrie ber Seile all längs
weitig, bie Sljen geraten in bretjenbe Schwingung,
bie Slftitte überflögt nad) redjt! ober lintl,
ba! Üvantenwert entwädjft nidjt metjr aulfd)tieß-
tidj bem (Stamme, Jonbern Hebt bielfad) an
bemfelben, um fiel) in milltürlidjen Sdjnörfetn
gu ergeben; Wunberlidje Sfoturformen, SOcufdjetn,
Sropffteinbitbungen werben mit SBorliebe benutzt,
Sölumen unb SSIätter oljne organifdjen 3u-
fammentjang mit nacljläffiger ©ragte bagroifdjen
geftreut.

SSenn man bie große ÜDkffe be! SJieißener
Sßorgeßan! im S?opfe fmt, fo wirb man bie
borftet)enbe Sdjitberung watjrfdjeinlid) all eine
gutreffenbe für ben ©efamtdjaratter ber be-
treffenben arbeiten gelten laffen. s.)lber gerabe
Ijierbor ift gu toarnen! SSSir finb biel gu
fel)r geneigt — unb bie! ift aud) Semper be-
gegnet — ben Eljaratter ber üppigen 231üte-
geit bei Sßorgeltan! auf bie gange Erfdjeinung
au!gubet)nen. SBenn mir aber fefjen, baß fictjer
batirbare ^Sorgellane ber SJceißener gabrit unb
gwar foldje, weldje tjodjgefpannten 3lufprü-
djen genügen mußten, nod) um 1740 fet)r biet
weniger roeit in ta^ 9Jototo hineingegangen
finb, all bie frangöfifdjen arbeiten bon 1725,
bafj bie üDJeißener ©tücte fid) bielmeljr nod) an
bie SSorbilber be! Sarocfftite! bon 1710 — 20
anlehnen, fo fällt gunädjft bie ©emper'fdje iptjs
pottjefe bon ber Übertragung bei 9Moto au!
SWeißen nad) grantreid), bie nad) ber §eirat
ber ^ringeffin SRaria Sofeplja 1747 ftattge-
funben tjaben müßte, ot)ne weitere! gufammen.
gerner teljrt ttn! biefer llrnftanb, baß mir ba!
Sfteißener Sßorgeßan gu beobachten Ijaben gu-
näctjft in ber ^eriobe bor bem 9?ofofo unb
bafj biefe ^ßeriobe menigften! bon 1715—1740
gu red)nen ift. Sa! eigentlictje luftige Ütototo
bon äfteißen fällt in bie 3eit bon 1740 bi!
1770, roätjrenb e! in SßerfatHel balb nad) 1750
abftirbt. Sie Seit nad) bem 9?ototo für 3)cei-
ßen gu berfotgen bietet bann weiter leine <Sct)wie-
rigleit.

Sd) möd)te jetst nur an ber §anb ber-er«
Wähnten unb in biefem §efte abgebitbeten Stücte
auf einige Sunftformeu ber erften Sßeriobe ein-
geljen.

Sie beutfdje Sporgetlanfabritation begann
naturgemäß mit ber 9?adjal)muug be! d)inefi-
fd)en Sßorgeüan! (ba! japanifdje *J5orgeHan t)at
für biefe gragen nur ben Etjaratter einer Un-
terabteitung be! djinefifd)en). Sa! d)inefifd)e

^ßorgeHan, Weldje! feit bem Enbe be! fed)§s
gefjnten galjrtjunbert! guerft in ehtgetnen Sen-
bungen, atlmäfjlid) in boHen Sctjiffllabungen in
Europa eingeführt mürbe, mar wäljrenb be!
gangen fiebget)nten Sal)rt)unbert! ^er l)eißer-
feljnte aber ttnerreidjte £>öljepunlt be! gefamten
Sopfereibetriebel; biefe loftbare SBare in Eu-
ropa rjerftellen gu lönnen, mar 1711 ber große
Sriumpb, bon Sööttger! Entbectung. Efjina
mürbe für bie erften Satjre in Srelben unb
SÖceißen ba! felbftberftänbtid)e SSorbilb. Sie
9ftanufattur lonute aud) nidjt! Sßeffere! finben;
in bem neuen Saboratorittm follte man eben
erft lernen, weldje ungeahnten <Sct)mierigleiten
'ba^i eigenfinnige Material ber gormengebung
bietet, in Eljina tjatte man bagegen auf ©runb
einer meljr all taufenbjäljrigen Erfahrung bie
tauglichen gormen längft gu feften Stjpen au!-
gebitbet. Sa ba^ Sßorgeltan in ber Jpodjgtutt)
be! Dfen! böKig erweicht unb um ein fünftel
bi! ein Srittel feiner urfprünglid)en SOJaffe
fctjwinbet, fo finb fd)arfgegtieberte formen faft
unmögtid); einfad)e Kurben unb Sdjmeifungen
geben bie eingige ©id)erl)eit be! ©elingen!.
Sie meiften g-ormen ber d)inefifd)en SSafen,
Söpfe, Sljeetannen, Soffen unb Scljalen finb
für biefe! Material berart gmingenb, baß leine
Sßeriobe be! europäifd)en 5ßorgellau! fid) bon
ib,nen l)at freimachen tonnen unb bafj mir alle
fie Ijeute all felbftberftänblid) anfetjeu, ob^ue un!
metter ib^re! d)inefifd)en Urfprtmge! gu erinnern.

Sro^bem lonnte ftd) ber europäifd)e ©e-
fdjmacf unb ba§: ettropäifd)e SBebürfni! mit bie-
fem engen gormentreife nid)t begnügen. SUnn
War fd)on im fiebgetjnten 3al)rl)unbert in Kl)ina
felbft bem europäifd)en Sebürfni! gu Jpülfe ge-
lommen unb |atte auf SBeftelfungen, bie gu^
meift bon ben ipoltänbern bermittett mürben,
Sifdjgefcljirre mit allen in Europa nott)Wenbi-
gen, in S^ina bi! bat)in unbelannten gormen,
ben Serrinen, Saucieren, Sßrotlörben, @a^nen-
tannen, Senftbpfen u. f. m. §ergefteHt. Sil!
dufter bienten l)ierbei mol)l gttmeift t)oHön-
bifct)e gaiencen, meldje aber itjrerfeit! fct)on burd)
d)incfifd)e! ^orgeHan beeinflußt maren, fobaß fid)
bie Übergänge bon beiben Seiten l)er bilbeten.

@! mar alfo für 3Keißen aße! borgear-
beitet, um nad) djineftfdjen betannten SKobeHen
für (Suropa arbeiten gu lönnen.

3tid)t nur bie gormen, aud) bie Skmalung
tonnte at! etwa! allgemein Eingeführte! ein-
fad) übernommen werben. §ier Ratten bie Self-
 
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