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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0020

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Fig. 6. Muster aus dem Palacio da Bacalhoa zu Azeitäo.

KLEINE MITTEILUNGEN.

BUCHERSCHAU.

Goethe, Teil XXVIII, Bmvemdo Gellini (Deutsche
Nationallitteratur, Stuttgarter Union); bearbeitet von Dr.
Älfr. Gotthold Meyer in. seinem kunsthistorischen und von
Dr. Georg Witkowski in seinem litteraturgeschichtlichen
Teil. Uns interessirt an dieser Stelle nur der kunst-
historische Teil, dieser aber in hohem Grade. Über
Goethe's Arbeit bedarf es keiner weiteren Auseinander-
setzungen. Es ist bekannt, dass Cellini's Selbstbiographie,
die bis 1562 reicht, nahezu verschollen blieb, bis 1728 die
erste Ausgabe nach einer nicht genügenden Abschrift erschien.
Goethe's Übersetzung erschien 1803 und machte mit einem
Schlage in Deutschland den Namen Cellini zu dem berühm-
testen Träger aller Gold- und Silberschmiedearbeit, um die
man sich im übrigen zu jener Zeit wenig kümmerte. Bis
in die Mitte unseres Jahrhunderts hinein wurde jedes bessere
Stück alter Silberarbeit auf Cellini's Namen getauft. Erst
nach Goethe's Übersetzung tauchte das Originalmanuskript
Cellini's auf; seit 1829 liegt der Text gedruckt vor und
wurde seitdem der Ausgangspunkt für eingehende kritische
Bearbeitung, die vornehmlich in Italien gepflegt und 1890
durch Guasti zu einem Abschluss gebracht ist; in Deutsch-
land haben wir die trefflichen Arbeiten von Brinckmann
(1867) über Cellini's Traktate und die ausführliche Studie
von Arneth (1858) zu verzeichnen. Die Ergebnisse der
neuesten Forschungen waren für Deutschland noch nicht
zugänglich gemacht, der Umstand, dass Goethe's herrliche
Übersetzung in jedermanns Händen war, hinderte vielleicht
am meisten das Erscheinen einer neuen Bearbeitung. Wir
haben es daher mit besonderer Freude zu begrüßen, dass
wir Goethe's Text in der oben erwähnten außerordentlich
gut redigirten Ausgabe nunmehr in einem Gewände be-
kommen, welches uns die Resultate der Forschungen in den
italienischen Archiven mühelos unterbreitet. An dem Text
Goethe's ist pietätvoll festgehalten, soweit es sich nicht um
Beseitigung direkter Irrtümer und falscher Lesarten handelt;
dass hierdurch einzelne Längen und Wiederholungen des
Originalwerkes beseitigt sind, wollen wir nicht bedauern.
Wenn in dieser ausgemerzten Spreu sich noch ein Körnchen
von historischem Werte befand, so bringen es uns die
Anmerkungen. Diese Anmerkungen, sehr knapp und streng
sachlich bei größter Reichhaltigkeit, begleiten den Text vom
Anfang bis zum Schluss und machen diese Ausgabe für jeden
Kunstfreund zu einem unvergleichlich lehrreichen und an-
ziehenden Buche. Cellini hat die eigentliche Blüte der Hoch-
renaissance sowohl in Florenz als in Rom miterlebt, viele
der von ihm genannten Namen waren dem Kunstgelehrten

ohne weiteres bekannt, aber viele andere erscheinen ohne
besondere Merkmale, nicht selten in verstümmelter Form,
so dass wir in der alten Ausgabe gleichgültig über sie hinweg-
lesen. Jetzt aber bekommt alles Leben und Farbe, wir
sehen, wie die Architekten, Bildhauer, Maler und Gold-
schmiede im engsten Zusammenhange miteinander, oft genug
auch in grimmiger Fehde und Eifersucht gegeneinander,
arbeiteten. Die Nachrichten über das Verbleiben der erhal-
tenen Werke Cellini's — allerdings wenig genug — ergänzen
das Bild. — Die Ausgabe lässt sich nicht darauf ein, über
den Goethe'schen Text hinaus eine vollständige Lebens-
geschichte Cellini's oder ein Verzeichnis seiner Werke zu
geben, aber sie skizzirt auch die bei Goethe fehlenden Par-
tieen hinreichend und meist für die einzelnen Fragen auf
die Speziallitteratur hin. Wie die Ausgabe vorliegt, ist sie
eine überaus dankenswerte Bereicherung nicht nur der
Goethe-Litteratur, sondern auch der kunsthistorischen Litte-
ratur und speziell für das Studium des Kunsthandwerks
eine höchst ergiebige und zugleich ergötzliche Quelle, bei
Leibe kein Vorbild für die Aufzucht ehrsamer Innungsmeister,
aber ein erstaunlicher Beleg für die Schaffensfreudigkeit und
den Überschuss von Lebenskraft in jenem Zeitalter der
Renaissance, in dessen Wiederschein wir uns sonnen und
das doch in seiner moralischen Weltanschauung von der
unseren durch schier unübersteigbare Klüfte getrennt ist.

J. L.

SCHULEN.

Berlin. In der Unterrichtsanstalt des Königlichen
Kunstgewerbemuseums beginnt das neue Schuljahr am 2. Ok-
tober. An Stelle des verstorbenen Professors Schütz ist als
Leiter der Fachklasse für architektonisches Zeichnen (Ent-
werfen von Möbeln etc.) der Regierungsbaumeister Alfred
Messet berufen worden, der bereits seit acht Jahren an der
Technischen Hochschule als Lehrer wirkt. Den Unterrieht
des verstorbenen Baumeisters Speer übernimmt der Bau-
meister Bielenberg, den in der Anatomie und im Aktzeich-
nen für Maler — an Stelle des Malers Schaefer — der Pro-
fessor Boese. Erweitert ist der Lehrplan durch die Einfügung
der Fachklasse für Holzschnitzerei unter Leitung des Holz-
bildhauers Taubert sowie einer Abendklasse für Pflanzen-
zeichnen nach Meurer'soher Methode unter Leitung des
Malers Homolka.

VEREINE.

—u — Berlin. Der Verein für deutsches Kunstgewerbe
in Berlin eröffnete am Mittwoch den 13. September sein
Wintersemester mit dem Besuche der Bildgießerei der Aktien-
gesellschaft vorm. B. Gladenbeck u. Sohn in Friedrichshagen.
 
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