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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Bode, Wilhelm von: Moderne Kunst in den Vereinigten Staaten von Amerika, [2,1]: Die Architektur und das Kunsthandwerk
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Quaglio, Eugen: Aus der Werkstatt des Theatermalers
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0144

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AUS DER WERKSTATT DES THEATERMALERS.

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solche Schätze des Landes bekannt und ausgebeutet
worden. Die langsame Besiedelung Nordamerikas
und die ganz allmähliche Entwickelung aus den
primitivsten Kolonistenverhältnissen während des
vorigen und im Anfange dieses Jahrhunderts hat
in Bauart und Einrichtung des Hauses die Beschrän-
kung auf wenige Bedürfnisse zur Folge gehabt; diese
konnten sich aber gerade deshalb um so schärfer
und eigenartiger ausbilden. Auch die Beschränkt-
heit älterer Vorbilder (eine bescheidene Zahl mittel-
mäßiger englisch-holländischer Arbeiten des vorigen
Jahrhunderts) musste nach derselben Richtung günstig

einwirken. Anfangs wurden diese Bedürfnisse in
der einfachsten Weise befriedigt; mit dem wachsen-
den Reichtum um die Mitte unseres Jahrhunderts
begann man auf die technische Durchbildung und
die Benutzung guten Materials Wert zu legen, und
als allmählich das Bedürfnis künstlerischer Durch-
bildung sich geltend machte, war das amerikanische
Handwerk schon nach verschiedener Richtung im
Vollbesitz einer technischen Fertigkeit, wie wir sie
in Deutschland, ganz wenige Zweige ausgenommen,
heute noch nicht entfernt erreicht haben.
(Fortsetzung folgt.)

AUS DER WERKSTATT DES THEATERMALERS.

VON EUGEN QU AQUO.

||N den letzten Jahrzehnten
sind die Ansprüche an die
Kunst des Theatermalers so
sehr gewachsen, wie früher
kaum in Jahrhunderten. Soll
diese Kunst gedeihen, so
bedarf sie eines Publikums,
das ihre Aufgaben und Lei-
stungen versteht. Es wird daher in Folgendem vom
praktischen Standpunkt eine gedrängte Übersicht
über das Wesen und die Entstehung einer Dekora-
tion gegeben.

Wenn von Theaterdekorationen die Rede ist,
spricht der Laie meist nur von Coulissen; außer
diesen gehören aber zu einer Dekoration der Hinter-
grund, die Soffitten, die Bögen, und nach Bedarf
Wände und Versetzstücke. Alle diese Dekorations-
teile sind bekanntlich auf Leinwand gemalt, die
Hintergründe, Bögen und Soffitten werden an Seilen
aufgehängt, die Coulissen, Wände und Versetzstücke
auf Rahmen gespannt und aufgestellt.

Der Hintergrund bildet den Hauptbestandteil
der Dekoration und giebt dem ganzen Bilde den
Charakter. Die Coulissen, zu deutsch „Flügel", die
je nach der Tiefe des Raumes zu mehreren hinter-
einander an beiden Seiten der Bühne aufgestellt
sind, dienen dazu, dem Beschauer den Einblick in
die seitlichen Bühnenräume zu verwehren, das auf
dem Hintergrunde dargestellte Bild zu vervollstän-
digen und bei den sogenannten „offenen" Dekora-
tionen, bei Straßen, Wäldern und Sälen die Zu- und

Kunstgewerbeblatt. N. F. V. H. 7. !

Abgänge für die Darsteller zu bilden. Die Coulissen
werden in sog. „Karren" eingehängt, „geladen", d. h.
in Lattengestelle, welche durch den Bühnenboden
bis in die. Untermaschinerie reichen und dort auf
Rollen in Schienen laufen. Der Bühnenboden hat
an dieser Stelle einen 3—4 cm breiten Schlitz, die
sog. Coulissenfahrt, die über die ganze Bühne pa-
rallel mit dem Proscenium geht; darin bewegt sich
der Karren.

Soffitten, zu deutsch Gebälk, heißen diejenigen
niederen aber breiten Dekorationsteile, welche, über
die ganze Breite der Bühne weghängend, je zu zwei
gegenüberliegenden Coulissen gehörig, den oberen
Raum der Bühne abschließen und die Decke dar-
stellen sollen. Sie sind notwendig, um dem Zu-
schauer die für die Bewegung der Dekorationen an-
gebrachten Vorrichtungen und die Beleuchtungs-
körper zu verbergen. Die Soffitten sind namentlich
bei äußerer Architektur malerisch schwer zu be-
handeln und meist würde das Bild ohne Decken
gefälliger sein. Man hilft sich, wo es angeht, mit
über die Straße hängenden Velarien, Sonnentüchern,
um die kahlen Luftdecken zu vermeiden. Die Bögen
sind eine Verschmelzung von Coulissen und Soffitten;
der Name bleibt, auch wenn die Form gar nicht
bogenförmig ist, z. B. auch wenn ein horizontaler
Balken den Abschluss nach oben bildet.

Statt der Coulissen werden bei den sog. ge-
schlossenen Zimmern Seitenwände aufgestellt, die
den Raum völlig abscliließen, so dass die Auftritte
und Abgänge der Darsteller nur durch in den

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