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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 6.1895

DOI Artikel:
Scherer, Christian: Studien zur Elfenbeinplastik des 18. Jahrhunderts, [2]: Der Elfenbeinbildner PH
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https://doi.org/10.11588/diglit.3803#0072

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STUDIEN ZUR ELFENBEINPLASTIK DES 18. JAHRHUNDERTS.

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der Elfenbeinbildner ausgeschieden werden.*) Das
aber dürfte kaum zweifelhaft sein, dass auch das
von Kuhn erwähnte Relief mit dem bei Kugler be-
schriebenen identisch ist, dass es sich also hier, wie
in dem vorgenannten Fall, um ein und dasselbe
Werk handelt.

Muss ich nun auch offen bekennen, dass es mir
selbst-augenblicklich noch nicht möglich ist, an Stelle
des negativen Ergebnisses meiner bisherigen Untersu-
chung über das Monogramm und seine Deutung etwas
Positives zu setzen, so möchte ich doch wenigstens
an dieser Stelle eine Bemerkung nicht unterdrücken,
die vielleicht andere zu ein-
gehenderen Nachforschun-
gen veranlassen wird.

In der großen Schar
von Elfenbeinbildnern, die
mir bei meinen Forschungen
bekanntgewordensind, kenne
ich zwei Namen, die auf die-
ses Monogramm passen wür-
den. Der eine ist derjenige
des Bambergers Paul Hess,
über den Jäck, Künstler
Bambergs, S. 127, und Bo-
denstein, 100 Jahre Kunst-
geschichte Wiens 1888, S. 85,
Nr. 98, Näheres berichten.
Doch wird man an ihn
ernstlich kaum denken kön-
nen, da als Spezialität dieser,
in der zweiten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts thäti-
gen Künstler kleine Land-
schaften mit Seeprospekten
und Schiffen sowie Namens-
züge aus Blumenguirlanden
angeführt werden, Arbeiten
zen Inhalte und dem an
eines Leopold Pronner erinnernden Charakter von
den uns erhaltenen Werken unseres MonOgram-
misten völlig verschieden sind.2) Weniger frag-

Heilige Familie.
Elfenbeinrelief im Herzoglichen Museum zu Braunschweig

, die nach ihrem gan-
die Miniaturbildwerke

1) Die Jahreszahl 1602 bei Kuhn sollte vermutlich nur
eine ungefähre Ansetzung des Werkes sein; doch ist die-
selbe entschieden zu früh, da Pieter Feddes in diesem Jahre
erst ein Alter von 14 Jahren gehabt haben würde, wenn
die Angabe seines Geburtsjahres bei Immerzeel a. a. 0.
richtig ist.

2) Eine verwandte Bezeichnung J. PH. tragen drei in
Labarte's Description des objets d'art qui coraposent la
collection Debruge Dumenil, S. 471, Nr. 252—254 angeführte
Flachreliefs in Elfenbein; doch glaube ich nicht, dass ein

lieh dürfte vielleicht die Deutung auf Permoser's
Schüler Paul Herrmann oder Heermann') sein,
der am Dresdener Hofe beschäftigt war und außer
einigen Statuen, die er um 1730 für den Hof-
garten schuf, auch Elfenbeinarbeiten gefertigt haben
soll.2) Leider habe ich über diesen Künstler Näheres
nicht ermitteln können und muss daher ungewiss
lassen, ob und inwieweit wir ein Recht haben, ihn
mit unserem Monogrammisten zu identifiziren. Im-
merhin möchte ich wenigstens auf ihn hingewiesen
haben in der Hoffnung, dass vielleicht die Lokal-
forschung sich seiner Person bemächtigt und mehr
Licht über seine Thätigkeit
verbreitet. Vorläufig aber
und solange nicht andere,
bessere Namen vorhanden
sind, möchte ich, ausgehend
von der Thatsache, dass von
den sieben bezeichneten Ar-
beiten des Meisters PH allein
fünf im Herzoglichen Muse-
um zu Braunschweig sich
befinden, den Vorschlag ma-
chen, diesem Meister den
Namen des Braunschweiger
Monogrammisten zu geben
und, um ihn von dem bereits
in der Kunstgeschichte vor-
handenen älteren Maler die-
ses Namens3) zu unterschei-
den, ihn den Braunschwei-
ger Monogrammisten PH zu
nennen.

Indem ich hiermit die
Frage nach dem Namen
und der Person des Kün-
stlers als vorläufig er-
ledigt betrachte und die weitere Aufklärung über
beide zukünftiger Forschung überlasse, wende ich
mich nunmehr den übrigen, mir bekannt gewordenen
Werken des Meisters zu, die sämtlich Reliefs und
mit dem obigen, auf der Bildfläche selbst ange-
brachten und erhaben geschnitzten Monogramme ver-
sehen sind. An erster Stelle nenne ich eine heilige



Zusammenhang der hier genannten Werke mit unserem
Monogrammisten besteht.

1) SoFüssli, Künstlerlexikon, S. 130, und Nagler VI, 41.

2) Siehe Justi, Winckelmann I, S. 269.

3) Siehe Bode, Studien zur Geschichte der Holland. Ma.
lerei, S. 9, Anmerk. 1.

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