DAS HAUS DES DEUTCHEN REICHSTAGES.
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deren ein Monarch zur Beglückung seines Volkes bedarf,
und auf die Kraft des Bürgertums klar und verständ-
lich hin. In der Botunde sind es vornehmlich die an
den vier Schmalseiten oberhalb säulenfiankirter Nischen
auf dem Hauptgesims lagernden Gruppen der Tapferkeit,
Gerechtigkeit, Weisheit und Friedensliebe, welche das
Fortissimo der Dekoration abgeben. Malerisch heben sie
sich mit den reich geschmückten Schilden, welche den
Anfangsbuchstaben des kaiserlichen Namens tragen, von
den hinter ihnen ansteigenden Gewölbekappen der Kup-
pel ab. Die erwähnten Nischen werden dereinst Stand-
bilder aufnehmen, wie sich denn auch in der Mitte
der Botunde, wo feierlich der Schlussstein ge-
legt ward, in der kommenden Zeit das Standbild
Kaiser Wilhelms I. erheben soll. Über den drei
Eingangsthüren und den gegenüberliegenden
drei Thüren, die den Zugang zu dem Sanktuarium
des Hauses bilden, hat die Beliefplastik ein-
gesetzt: hier der schwungvolle Hinweis auf das
neue Beich, ein über Trophäen gelagerter Löwe,
der mit seinen Pranken den Schild mit dem
kaiserlichen Namenszuge gepackt hat, begleitet
von der auf Waffen, Fahnen und Emblemen
ruhenden Königskrone und der Kaiserkrone;
dort der Hinweis auf das alte Beich, ein kühn
aufgerichteter Adler, der in treuer Hut die
Krallen in die alten ruhmreichen Feldzeichen
geschlagen hat, begleitet von dem auf Waffen
und Emblemen ruhenden Bitterhelm und Kur-
hut. Aus Marmor sind diese Beliefs herausge-
meißelt. Die Wandelhalle selbst hat einen
wuchtig und bedeutend wirkenden Schmuck in
24 deutschen Städtewappen erhalten, die hoch
oben an der Attika der Westwand aneinander
gereiht sind. Ausgezeichnet fügen sich diese
energisch silhouettirten Schilde, die mit Mauer-
kronen gekrönt sind, in die kraftvolle Architek-
tur ein. Unter den Brücken neben der Botunde
fesseln vier Beliefs, sinnvolle, durch Wappen-
tiere ausgedrückte Hinweise auf die Königreiche
Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg,
sowie unter jedem Belief eine reizvoll erfun-
dene Putte als gewappneter Herold, in Medaillon
mit einem Schriftbande, das den Namen des be-
treffenden Königs enthält.
Das farbige Element spielt in Botunde und
Wandelhalle nur unmerklich hinein. Der Folge-
zeit bleibt überlassen, den Absichten des Künst-
lers bezüglich der Bemalnng der Gewölbefläche
gerecht zu werden. Farbe geht jetzt nur aus
von dem wundervollen Belag des Fussbodens.
der aus grauem bezw. hellblauem Dechantsess-,
weißem Laaser-, rouge antique-, gelbem Pavo-
nazzo- und schwarzein bleu belge-Marmor in
groß wirkenden Mustern zusammengesetzt ist
Farbe auch von den acht hohen kirschroten Polisander-
thüren, deren jede einem Interkolumnium an der West-
wand eingefügt ist, und von dem Bronzeschmuck, den
sie erhalten haben. Dieser, ausgezeichnet gegossen und
mit großem Verständnis ziselirt von P. Stotz-Stuttgart,
besteht in großen, nach Lessing's Modellen ausgeführten
Kartuschen mit Köpfen, die oberhalb der Thüren als
Krönung angebracht sind, und in flguralen, von Wide-
mann modellirten Thürfüllungen. Farbe auch von der
Bronze-Montirung der seitlich aufgehängten, originell er-
fundenen Bogenlicht-Laternen, deren Arme sich von dem
Supraporte in der Rotunde der Wandelballe.
Professor 0. Lesstmo.
Modellirt von
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deren ein Monarch zur Beglückung seines Volkes bedarf,
und auf die Kraft des Bürgertums klar und verständ-
lich hin. In der Botunde sind es vornehmlich die an
den vier Schmalseiten oberhalb säulenfiankirter Nischen
auf dem Hauptgesims lagernden Gruppen der Tapferkeit,
Gerechtigkeit, Weisheit und Friedensliebe, welche das
Fortissimo der Dekoration abgeben. Malerisch heben sie
sich mit den reich geschmückten Schilden, welche den
Anfangsbuchstaben des kaiserlichen Namens tragen, von
den hinter ihnen ansteigenden Gewölbekappen der Kup-
pel ab. Die erwähnten Nischen werden dereinst Stand-
bilder aufnehmen, wie sich denn auch in der Mitte
der Botunde, wo feierlich der Schlussstein ge-
legt ward, in der kommenden Zeit das Standbild
Kaiser Wilhelms I. erheben soll. Über den drei
Eingangsthüren und den gegenüberliegenden
drei Thüren, die den Zugang zu dem Sanktuarium
des Hauses bilden, hat die Beliefplastik ein-
gesetzt: hier der schwungvolle Hinweis auf das
neue Beich, ein über Trophäen gelagerter Löwe,
der mit seinen Pranken den Schild mit dem
kaiserlichen Namenszuge gepackt hat, begleitet
von der auf Waffen, Fahnen und Emblemen
ruhenden Königskrone und der Kaiserkrone;
dort der Hinweis auf das alte Beich, ein kühn
aufgerichteter Adler, der in treuer Hut die
Krallen in die alten ruhmreichen Feldzeichen
geschlagen hat, begleitet von dem auf Waffen
und Emblemen ruhenden Bitterhelm und Kur-
hut. Aus Marmor sind diese Beliefs herausge-
meißelt. Die Wandelhalle selbst hat einen
wuchtig und bedeutend wirkenden Schmuck in
24 deutschen Städtewappen erhalten, die hoch
oben an der Attika der Westwand aneinander
gereiht sind. Ausgezeichnet fügen sich diese
energisch silhouettirten Schilde, die mit Mauer-
kronen gekrönt sind, in die kraftvolle Architek-
tur ein. Unter den Brücken neben der Botunde
fesseln vier Beliefs, sinnvolle, durch Wappen-
tiere ausgedrückte Hinweise auf die Königreiche
Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg,
sowie unter jedem Belief eine reizvoll erfun-
dene Putte als gewappneter Herold, in Medaillon
mit einem Schriftbande, das den Namen des be-
treffenden Königs enthält.
Das farbige Element spielt in Botunde und
Wandelhalle nur unmerklich hinein. Der Folge-
zeit bleibt überlassen, den Absichten des Künst-
lers bezüglich der Bemalnng der Gewölbefläche
gerecht zu werden. Farbe geht jetzt nur aus
von dem wundervollen Belag des Fussbodens.
der aus grauem bezw. hellblauem Dechantsess-,
weißem Laaser-, rouge antique-, gelbem Pavo-
nazzo- und schwarzein bleu belge-Marmor in
groß wirkenden Mustern zusammengesetzt ist
Farbe auch von den acht hohen kirschroten Polisander-
thüren, deren jede einem Interkolumnium an der West-
wand eingefügt ist, und von dem Bronzeschmuck, den
sie erhalten haben. Dieser, ausgezeichnet gegossen und
mit großem Verständnis ziselirt von P. Stotz-Stuttgart,
besteht in großen, nach Lessing's Modellen ausgeführten
Kartuschen mit Köpfen, die oberhalb der Thüren als
Krönung angebracht sind, und in flguralen, von Wide-
mann modellirten Thürfüllungen. Farbe auch von der
Bronze-Montirung der seitlich aufgehängten, originell er-
fundenen Bogenlicht-Laternen, deren Arme sich von dem
Supraporte in der Rotunde der Wandelballe.
Professor 0. Lesstmo.
Modellirt von