KLEINE MITTEILUNGEN.
103
Berlin. Der von Sr. Majestät dem Kaiser gestiftete
Wanderpreis zur Hebung des Rudersports an den höheren
Lehranstalten Berlins ist gemäß dem Allerhöchsten Erlass
vom 27. Januar auf einige Wochen im Königlichen Kunst-
gewerbemuseum ausgestellt. Das Prachtgefäß ist nach einem
Entwurf von Professor Emil Doepler d. j. von dem Leiter
der Ciselirklasse des Königlichen Kunstgewerbemuseums Otto
Roloff in Silber und Gold ausgeführt. Es hat die Gestalt
einer gotischen zweihenkligen Weinkanne. Der Körper ist
in spiegelnden, leicht gewundenen Flächen nach unten er-
weitert und trägt am oberen Rande die eingravirte Inschrift:
Ehrenpreis Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wil-
helm II. gestiftet 1895. Darunter ist ein Streifen, auf wel-
chem sich in leichtem vergoldeten Relief die kaiserlichen In-
signien und Lorbeerzweige absetzen. Auf dem Deckel thront
der preußische Adler mit weitgespreizten Flügeln und mit
dem goldenen Ruder und Lorbeerkranze in den Fängen, die
beiden Henkel laden kräftige senkrechte Bügel aus, Knäufe
und Spitzen sind von Bernstein, dem Kleinode des Meeres,
gebildet, auch der untere Rand der Kanne ist mit einem
goldenen Wellenornament abgeschlossen. Die Kanne steht
mit drei Knopffüßen auf einem profilirten Sockel von grau-
geadertem Pavonazettomarmor und misst bis zur Spitze 66 cm.
Motive von Fayence - Tellern aus Roueu.
Aus K. Ulke: Katechismus der Porzellan- und Glasmalerei.
-u- Berlin. Der Verein für deutsches Kunstgewerbe
veranstaltete am Donneretag den 3. Januar einen lehrreichen
Facfiabend für Korbflechterei, an welchem Herr Professor
Dr. Brinckmann, Direktor des Museums für Kunst und Ge-
werbe in Hamburg, einen Vortrag über Korbflechterei hielt.
Die Korbflechterei gelte mit Unrecht als das Aschenbrödel
unter den Kunstgewerben, und die Mehrzahl der heutigen
Arbeiten und Vorlagen zeige, dass die Stilgesetze dieser
Kunst, die sich aus dem Material und der Technik ergeben,
meist völlig verkannt werden. Die Korbflechterei sei viel-
fach bestrebt, in falscher Prunksucht die Formen anderer
Techniken nachzuahmen, sie vergesse darüber, dass die
mannigfachen Stoffe, welche beim Flechten verwendet wer-
den könnten, und die verschiedenen Techniken die reizvoll-
sten Wirkungen aus sich selbst heraus ermöglichen und die
Gebilde dauerhaft machen. So müssten die Handhaben und
Henkel nicht angenagelt, sondern in den übrigen Körper
verflochten werden; unter den Möbeln machen auch die
amerikanischen Korbstühle oft den Fehler, zuviel Holzkon-
struktion zu verwenden. Als Vorbilder solcher echt anzie-
hender Korbflechterei könnten die japanischen Körbe dienen,
welche dort früher und noch heute echt handwerklich ge-
staltet würden. Es wäre zu wünschen, dass auch die Korb-
flechter und namentlich das Publikum den Lehren, welche
diese Vorbilder geben, Rechnung tragen. Dass es wohl
möglich i8t t in diesem Sinne auch heute gute Arbeiten zu
schaffen und zu verkaufen, beweisen z. B. die Arbeiten von
Henning Ahrens in Hamburg, welcher auf Grund und im
Anschluss an japanische Vorbilder eine Reihe vortrefflicher
Arbeiten hergestellt und zur Ausstellung gebracht hatte.
Auch die Berliner Firmen Ancion & Co., E. Blume und
Schultze & Reichel hatten eine ansehnliche Zahl guter Ar-
beiten beigesteuert.
Breslau. Der Kunstgewerbeverein hat soeben seinen Be-
richt über 1893 und 1894 versendet. Die Thätigkeit des
Vereins ist namentlich nach außen hin eine rege und wirk-
same gewesen und sind Erfolge zu verzeichnen, die von
weitragender Bedeutung für die Gestaltung des Vereins und
die Hebung des schlesischen Kunstgewerbes sein können.
Dies ist um so erfreulicher, als die Mitgliederzahl von 156
der großen Stadt Breslau eigentlich nicht entspricht. Der
nun seit zehn Jahren bestehende Verein hat auch das Kunst-
gewerbeblatt von Seemann als Vereinszeitschrift angenom-
men. Der Bezug dieses vorzüglichen Blattes ist in dem Mit-
gliedsbeitrag eingeschlossen. Durch das wohlwollende Ent-
gegenkommen der Museumsverwaltung ist den Mitgliedern
fortwährend Gelegenheit geboten, selbstgefertigte Arbeiten
in eigenen Räumen des Provinzialmuseums auszustellen. Vom
Provinziallandtage wurden dem Vereine 500 M. zugewiesen,
mit der Bestimmung, bei freiem Eintritt Sonderausstellungen
kunstgewerblicher mustergültiger Art zu veranstalten. Eine
solche hat bereits stattgefunden, indem die königl. Por-
zellanmanufaktur Gegenstände und Studien zu solchem Zwecke
zur Verfügung stellte. Diese Ausstellung fand wiederum in
103
Berlin. Der von Sr. Majestät dem Kaiser gestiftete
Wanderpreis zur Hebung des Rudersports an den höheren
Lehranstalten Berlins ist gemäß dem Allerhöchsten Erlass
vom 27. Januar auf einige Wochen im Königlichen Kunst-
gewerbemuseum ausgestellt. Das Prachtgefäß ist nach einem
Entwurf von Professor Emil Doepler d. j. von dem Leiter
der Ciselirklasse des Königlichen Kunstgewerbemuseums Otto
Roloff in Silber und Gold ausgeführt. Es hat die Gestalt
einer gotischen zweihenkligen Weinkanne. Der Körper ist
in spiegelnden, leicht gewundenen Flächen nach unten er-
weitert und trägt am oberen Rande die eingravirte Inschrift:
Ehrenpreis Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wil-
helm II. gestiftet 1895. Darunter ist ein Streifen, auf wel-
chem sich in leichtem vergoldeten Relief die kaiserlichen In-
signien und Lorbeerzweige absetzen. Auf dem Deckel thront
der preußische Adler mit weitgespreizten Flügeln und mit
dem goldenen Ruder und Lorbeerkranze in den Fängen, die
beiden Henkel laden kräftige senkrechte Bügel aus, Knäufe
und Spitzen sind von Bernstein, dem Kleinode des Meeres,
gebildet, auch der untere Rand der Kanne ist mit einem
goldenen Wellenornament abgeschlossen. Die Kanne steht
mit drei Knopffüßen auf einem profilirten Sockel von grau-
geadertem Pavonazettomarmor und misst bis zur Spitze 66 cm.
Motive von Fayence - Tellern aus Roueu.
Aus K. Ulke: Katechismus der Porzellan- und Glasmalerei.
-u- Berlin. Der Verein für deutsches Kunstgewerbe
veranstaltete am Donneretag den 3. Januar einen lehrreichen
Facfiabend für Korbflechterei, an welchem Herr Professor
Dr. Brinckmann, Direktor des Museums für Kunst und Ge-
werbe in Hamburg, einen Vortrag über Korbflechterei hielt.
Die Korbflechterei gelte mit Unrecht als das Aschenbrödel
unter den Kunstgewerben, und die Mehrzahl der heutigen
Arbeiten und Vorlagen zeige, dass die Stilgesetze dieser
Kunst, die sich aus dem Material und der Technik ergeben,
meist völlig verkannt werden. Die Korbflechterei sei viel-
fach bestrebt, in falscher Prunksucht die Formen anderer
Techniken nachzuahmen, sie vergesse darüber, dass die
mannigfachen Stoffe, welche beim Flechten verwendet wer-
den könnten, und die verschiedenen Techniken die reizvoll-
sten Wirkungen aus sich selbst heraus ermöglichen und die
Gebilde dauerhaft machen. So müssten die Handhaben und
Henkel nicht angenagelt, sondern in den übrigen Körper
verflochten werden; unter den Möbeln machen auch die
amerikanischen Korbstühle oft den Fehler, zuviel Holzkon-
struktion zu verwenden. Als Vorbilder solcher echt anzie-
hender Korbflechterei könnten die japanischen Körbe dienen,
welche dort früher und noch heute echt handwerklich ge-
staltet würden. Es wäre zu wünschen, dass auch die Korb-
flechter und namentlich das Publikum den Lehren, welche
diese Vorbilder geben, Rechnung tragen. Dass es wohl
möglich i8t t in diesem Sinne auch heute gute Arbeiten zu
schaffen und zu verkaufen, beweisen z. B. die Arbeiten von
Henning Ahrens in Hamburg, welcher auf Grund und im
Anschluss an japanische Vorbilder eine Reihe vortrefflicher
Arbeiten hergestellt und zur Ausstellung gebracht hatte.
Auch die Berliner Firmen Ancion & Co., E. Blume und
Schultze & Reichel hatten eine ansehnliche Zahl guter Ar-
beiten beigesteuert.
Breslau. Der Kunstgewerbeverein hat soeben seinen Be-
richt über 1893 und 1894 versendet. Die Thätigkeit des
Vereins ist namentlich nach außen hin eine rege und wirk-
same gewesen und sind Erfolge zu verzeichnen, die von
weitragender Bedeutung für die Gestaltung des Vereins und
die Hebung des schlesischen Kunstgewerbes sein können.
Dies ist um so erfreulicher, als die Mitgliederzahl von 156
der großen Stadt Breslau eigentlich nicht entspricht. Der
nun seit zehn Jahren bestehende Verein hat auch das Kunst-
gewerbeblatt von Seemann als Vereinszeitschrift angenom-
men. Der Bezug dieses vorzüglichen Blattes ist in dem Mit-
gliedsbeitrag eingeschlossen. Durch das wohlwollende Ent-
gegenkommen der Museumsverwaltung ist den Mitgliedern
fortwährend Gelegenheit geboten, selbstgefertigte Arbeiten
in eigenen Räumen des Provinzialmuseums auszustellen. Vom
Provinziallandtage wurden dem Vereine 500 M. zugewiesen,
mit der Bestimmung, bei freiem Eintritt Sonderausstellungen
kunstgewerblicher mustergültiger Art zu veranstalten. Eine
solche hat bereits stattgefunden, indem die königl. Por-
zellanmanufaktur Gegenstände und Studien zu solchem Zwecke
zur Verfügung stellte. Diese Ausstellung fand wiederum in