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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 6.1895

DOI Artikel:
Buss, Georg: Das Haus des deutschen Reichstages, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3803#0147

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DAS HAUS DES DEUTSCHEN REICHSTAGES.

117

Detail der Nordwand des Sitzungssaales (Nach der Werkzeichnung 1: 25.)

Finanzbarone genügt werden soll. Fast
nur für das architektonische Gerüst ist
Eichenholz zur Verwendung gelangt, und
zwar in dunkelbrauner Farbe, hingegen
für die Flächen ungarische Esche mit
schöner goldgelber Farbe und wellenar-
tiger Maserung. Aber die Flächenwir-
kung des Holzes ist erheblich zurückge-
drängt, denn große Wandfelder sind für
Freskomalereien ausgespart, und zudem
ist im Lesesaal zwischen dem Gesims
und der leider etwas schwer lastenden
Decke ein breiter, von Prof. Max Koch-
Berlin gemalter Fries eingelegt, der, in
der Achse der Pfeiler von mächtigen,
mit Putten geschmückten Konsolen un-
terbrochen, auf leuchtendem Goldgrunde
anmutig bewegte Kindergestalten, Guir-
landen und Grotesken zeigt. Auch ist mit
textilen Mitteln gewirkt worden, denn
den Boden eines jeden Saales deckt ein
gewaltiger Knüpfteppich, und stumpf-
blaues Tuch die Tischflächen und die
Polsterung der Sessel und Stühle. Dieses
stumpfe Blau und das tiefe Braun des
Eichenholzes würden einen sehr ge-
dämpften Farbenaccord ergeben, wenn
nicht das goldige Gelb des Eschenholzes
etwas erhellend hineinspielte.

Was im Lesesaal besonders pomp-
haft wirkt, sind an den Schmalseiten
die bis zur Decke reichenden portal-
artigen Ausbildungen mit den auf ho-
hen Postamenten stehenden doppelten
Säulen und den überaus reichen Holz-
skulpturen in dem oberhalb des Haupt-
gesimses befindlichen Friesfelde, dem
medaülonartig die Uhr eingefügt ist.
Einfacher sind die Flügelthüren an der
Längswand behandelt. Ihren Supraporten
sind zwischen Karyatiden, welche die
Verdachungen tragen, die zierlich durch-
brochenen Heizungsgitter eingeordnet.
An den Pfeilern zwischen den Thüren
und an den gegenüberliegenden zwischen
den Fenstern stehen in fester Verbindung
mit der Wand die zur Aufnahme der Zei-
tungen bestimmten streng gegliederten
Kastenmöbel mit den offenen Gefachen.

In dem achtseitigen Schreibsaal
fesselt insbesondere die an den vier
Schmalseiten barock gestaltete Holzde-
koration, vor deren von Säulen flankir-
ten Nischen die vier überlebensgroßen,
gleichfalls in Holz geschnitzten Gestalten
 
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