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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 6.1895

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3803#0231

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KLEINE MITTEILUNGEN.

vorigen Jahrhunderts, einen vollständigen Satz Spiel-
marken für das ehedem beliebte Kartenspiel „reversino"
vermehrt worden; ebenso konnten einige bemerkenswerte
Stücke orientalischer Herkunft der Gruppe der Metall-
arbeiten zugeführt werden. Ein kostbares Schmuck-
stück wurde für die Abteilung der Edelmetallindustrie
erworben: ein goldener, emaillirter, perlenbesetzter An-
hänger von. der Form einer dreifachen Schleife. Zu
erwähnen sind schließlich noch zwei Ankäufe, die der
Gruppe der Zellenschmelz-Arbeiten zu Gute kommen.
Ebenso hat das Jahr 1894 den Sammlungen wertvolle
Schenkungen zugeführt. Obenan stehen die Ankäufe
aus einer Stiftung des Herrn Eduard Behrens sen. anläss-
lich der Vollendung seines 70. Geburtstages. Dank
dieser Gabe konnte die Porzellan-Sammlung um eine
Reihe ebenso seltener wie schöner Stücke vermehrt
werden. Zu nennen ist vor allem ein altes Berliner
Solitair-Service, das mit fünfzehn Scenen aus Lessings
„Minna von Barnhelm" bemalt ist. Dieselben sind
entnommen den Illustrationen von Daniel Chodowiecki
im „Genealogischer Kalender" für 1770. Ferner wur-
den geschenkt aus der im Jahre 1894 in Glückstadt
veranstalteten Ausstellung von Altertümern aus den
Marschen ein Kammfutteral nebst zugehörigen Nadel-
kissen, sowie gelegentlich des Abbruches des Bostelmann-
schen Brauerei zwei merkwürdige Gipsplafonds mit ein-
gespannten Ölgemälden auf Leinwand aus der Zeit um
das Jahr 1700. Als Geschenke gingen ferner zu: drei
in alten fränkischen Gräbern in Nieder-Breisig bei An-
dernach gefundene Gläser, 'zehn nach trefflichen Vor-
lagen gewebte neuere französische Tapisserieen, eine
Anzahl alter Porzellane, eine Standuhr aus vergoldeter
Bronze und eine Anzahl deutscher Fayencen, vornehm-
lich solche aus den in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts in Schleswig-Holstein blühenden Fabriken.
Von Jahr zu Jahr wird infolge des Anwachsens der
Sammlungen die Veranstaltung besonderer Ausstellungen
schwieriger. Unmöglich war diesmal die Oster-Aus-
stellung von Gesellenstücken der Lehrlinge hambur-
gischer Innungsmeister in den Räumen des Museums
unterzubringen, da wegen der um dieselbe Zeit stattfin-
denden Oster-Ausstellung der Schülerarbeiten der Ge-
werbeschule auch die Aula nicht zur Verfügung stand.
Es ließ sich jedoch ermöglichen, die Ausstellung in
den Gängen des Realgymnasiums unterzubringen. Die-
selbe wurde an jedem der Feiertage von 4000 — (3000
Personen besucht. Für andere Ausstellungen, die nicht
in die Zeit der Schulferien fielen, blieb nur der Ausweg,
zeitweilig Abteilungen der Sammlung zu räumen. Aus-
gestellt waren die Werke des hamburgischen Bildhauers
Aloys Donath, eine von G. Neidlinger veranstaltete
Sammlung von mit der Singer-Nähmaschine ausgeführ-
ter Stickereien, eine koreanische Ausstellung, Gedenk-
blätter zur Geschichte des Rudersports in Hamburg,
eine Ausstellung zur Geschichte des Elbestroms von
Hamburg bis zur Nordsee und eine Auswahl der von
Fräulein Ebba Tesdorpf gezeichneten und dem Museum
geschenkten hamburgischen Ansichten. Der Aufruf, den
der Direktor vor drei Jahren zu Gunsten einer bild-
lichen llamburgensien-Sammlung erließ, hat erfreuliche
Früchte getragen. Von allen Seiten, aus dem vereinzel-
ten Privatbesitz, aus den Beständen der Druckereien
und Kunstanstalten sind zahlreiche Blätter eingesandt
worden und gehen noch stetig deren dem Museum zu.
In wechselnden Ausstellungen ist der so gewonnene

Weißglasirter Eokokoofen im Germanischen Museum in Nürnberg.
Aus: Roeper, Sammlung von Ofen in allen Stilarten.
 
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