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FRANZÖSISCHE URTEILE ÜBER DEUTSCHE KUNSTGEWERBESCHULEN.
Bank mit Bücherbord, entworfen von Hans Schmadk, Nürnberg.
auf unsere Niederlagen zurückzuführen wäre. Dieses
Resultat ist eben so sehr hervorgerufen durch ihren leb-
haften Wunsch, uns allenthalben zu verdrängen, wo wir
Meister waren, durch ihren Ehrgeiz, sich von uns unab-
hängig zu machen und die Zähigkeit, mit der sie ihren
Zweck zu erreichen gesucht haben.
So säumten sie nicht, sich Rechenschaft darüber
zu geben, was ihnen fehlte, um mit Vorteil zu kämpfen,
und was wir übrigens auch in geringem Maße besitzen:
dies waren Specialschulen, in denen sie ihren Arbeitern
die Fertigkeiten zu geben suchten, die ihnen abgingen:
Geschmack und Geschicklichkeit.
Diese Schulen sind eingerichtet und dort, wo sie
schon bestanden, gründlich umgeändert und erweitert
worden; heute nun leisten sie den Industrien die größten
Dienste und bilden Arbeiter aus, deren mittlere Durch-
schnittsbildung, sowohl die theoretische, als die prak-
tische, sich beständig hebt.
Es sei uns gestattet es zu sagen, wenn auch unsere
Eigenliebe dadurch empfindlich berührt wird: dass in
Bezug auf die Industrie unsere Bemühungen nicht gleichen
Schritt gehalten haben mit denen unserer deutschen
Konkurrenten.
Hüten wir uns, denn wir befinden uns den gefähr-
lichsten Rivalen gegenüber, die wir je gehabt haben.
Die Industrie der französischen Goldschmiedekunst macht
eine Krisis durch, nicht nur weil, wie man sagt, die
Mode nicht für Schmuck ist, sondern weil sie sich mit
der Betrachtung der Vergangenheit genügen lässt, weil
sie von ihrem Rufe zehrt, statt dem Fortschritt zu
folgen und sich ihm anzupassen.
Unsere Nachbarn verfolgen ihren Plan uns zu ver-
drängen; alle ihre Bemühungen, ihr Scharfsinn und ihre
Zähigkeit, bezwecken das; sie verlieren ihn nie aus
dem Auge, nichts ist zu kostspielig, um ihn zu erreichen;
Erkundigungen, Arbeitsleistungen, neue Erfindungen,
Schulgründungen, Vervollkommnung und Wechsel der
Werkzeuge, Herabsetzung der Preise und des Arbeits-
lohnes, Schnelligkeit der Ausführung, alle diese Fragen
studiren sie beständig und um sie zu lösen, bieten sie
eine Willenskraft, eine Stetigkeit auf, die das Kenn-
zeichen des Geistes ihrer Rasse ist.
Noch ist es Zeit, entgegenzuwirken, aber die Frage
muss von hohem Standpunkte aus betrachtet werden, und
man sollte nicht zögern, bei andern das Gute sich an-
zueignen, was uns fehlt. Die Fachschule soll nicht nur
eine Kunst- und Industrieschule, ein Haus zur Instruk-
tion der Theorie, sie soll auch eine Einrichtung für
industrielle Erziehung sein, die Künstler und Kaufleute
bildet.
Allgemeine Betrachtungen.
An allen Schulen, die wir besichtigt haben, war der
vorherrschende Gedanke, der Zweck, den man sich be-
mühte zu erreichen, junge Leute auszubilden, künftige
Rivalen unserer Industrien.
Wir sind unbestreitbarerweise der Zielpunkt unserer
auswärtigen Kollegen. Sie erkennen die künstlerische
Überlegenheit unserer Fabrikanten, sie wissen, dass Paris
der Mittelpunkt des Geschmacks ist, die Stadt, die die
meisten Künstler im wahren Sinne des Wortes hervor-
bringt. Sie wissen, dass sie noch tüchtige Anstreng-
ungen zu machen haben, um es uns gleich zu thun;
aber sie verzweifeln nicht daran, dahin zu gelangen.
Sie wissen wohl, dass nichts unmöglich ist, wenn man
Vorsicht, Willenskraft und Methode anwendet.
Es sei in Wien. Pforzheim oder Hanau, der Zweck
ist stets der gleiche: gewandte Arbeiter, die ihr Hand-
werk verstehen, heranzubilden, solche, die fähig sind,
mit den unsern in die Schranken zu treten; Gründungen
von Museen, Abhaltung von Besprechungen, Unter-
stützungen für die Schulen, nichts ist zu kostspielig,
FRANZÖSISCHE URTEILE ÜBER DEUTSCHE KUNSTGEWERBESCHULEN.
Bank mit Bücherbord, entworfen von Hans Schmadk, Nürnberg.
auf unsere Niederlagen zurückzuführen wäre. Dieses
Resultat ist eben so sehr hervorgerufen durch ihren leb-
haften Wunsch, uns allenthalben zu verdrängen, wo wir
Meister waren, durch ihren Ehrgeiz, sich von uns unab-
hängig zu machen und die Zähigkeit, mit der sie ihren
Zweck zu erreichen gesucht haben.
So säumten sie nicht, sich Rechenschaft darüber
zu geben, was ihnen fehlte, um mit Vorteil zu kämpfen,
und was wir übrigens auch in geringem Maße besitzen:
dies waren Specialschulen, in denen sie ihren Arbeitern
die Fertigkeiten zu geben suchten, die ihnen abgingen:
Geschmack und Geschicklichkeit.
Diese Schulen sind eingerichtet und dort, wo sie
schon bestanden, gründlich umgeändert und erweitert
worden; heute nun leisten sie den Industrien die größten
Dienste und bilden Arbeiter aus, deren mittlere Durch-
schnittsbildung, sowohl die theoretische, als die prak-
tische, sich beständig hebt.
Es sei uns gestattet es zu sagen, wenn auch unsere
Eigenliebe dadurch empfindlich berührt wird: dass in
Bezug auf die Industrie unsere Bemühungen nicht gleichen
Schritt gehalten haben mit denen unserer deutschen
Konkurrenten.
Hüten wir uns, denn wir befinden uns den gefähr-
lichsten Rivalen gegenüber, die wir je gehabt haben.
Die Industrie der französischen Goldschmiedekunst macht
eine Krisis durch, nicht nur weil, wie man sagt, die
Mode nicht für Schmuck ist, sondern weil sie sich mit
der Betrachtung der Vergangenheit genügen lässt, weil
sie von ihrem Rufe zehrt, statt dem Fortschritt zu
folgen und sich ihm anzupassen.
Unsere Nachbarn verfolgen ihren Plan uns zu ver-
drängen; alle ihre Bemühungen, ihr Scharfsinn und ihre
Zähigkeit, bezwecken das; sie verlieren ihn nie aus
dem Auge, nichts ist zu kostspielig, um ihn zu erreichen;
Erkundigungen, Arbeitsleistungen, neue Erfindungen,
Schulgründungen, Vervollkommnung und Wechsel der
Werkzeuge, Herabsetzung der Preise und des Arbeits-
lohnes, Schnelligkeit der Ausführung, alle diese Fragen
studiren sie beständig und um sie zu lösen, bieten sie
eine Willenskraft, eine Stetigkeit auf, die das Kenn-
zeichen des Geistes ihrer Rasse ist.
Noch ist es Zeit, entgegenzuwirken, aber die Frage
muss von hohem Standpunkte aus betrachtet werden, und
man sollte nicht zögern, bei andern das Gute sich an-
zueignen, was uns fehlt. Die Fachschule soll nicht nur
eine Kunst- und Industrieschule, ein Haus zur Instruk-
tion der Theorie, sie soll auch eine Einrichtung für
industrielle Erziehung sein, die Künstler und Kaufleute
bildet.
Allgemeine Betrachtungen.
An allen Schulen, die wir besichtigt haben, war der
vorherrschende Gedanke, der Zweck, den man sich be-
mühte zu erreichen, junge Leute auszubilden, künftige
Rivalen unserer Industrien.
Wir sind unbestreitbarerweise der Zielpunkt unserer
auswärtigen Kollegen. Sie erkennen die künstlerische
Überlegenheit unserer Fabrikanten, sie wissen, dass Paris
der Mittelpunkt des Geschmacks ist, die Stadt, die die
meisten Künstler im wahren Sinne des Wortes hervor-
bringt. Sie wissen, dass sie noch tüchtige Anstreng-
ungen zu machen haben, um es uns gleich zu thun;
aber sie verzweifeln nicht daran, dahin zu gelangen.
Sie wissen wohl, dass nichts unmöglich ist, wenn man
Vorsicht, Willenskraft und Methode anwendet.
Es sei in Wien. Pforzheim oder Hanau, der Zweck
ist stets der gleiche: gewandte Arbeiter, die ihr Hand-
werk verstehen, heranzubilden, solche, die fähig sind,
mit den unsern in die Schranken zu treten; Gründungen
von Museen, Abhaltung von Besprechungen, Unter-
stützungen für die Schulen, nichts ist zu kostspielig,