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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 6.1895

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Kleine Mitteilungen
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KLEINE MITTEILUNGEN.

223

Thürbescklag in der Thomaskirche in Leipzig.



Aufgenommen von Architekt H. Kratz, daselbst.

schulmäßig getrieben wird; Aktzeichnen bleibt dabei außer
Betracht, wogegen ganz gute Bemerkungen über das Zeich-
nen nach Tieren gegeben werden. Beim Kapitel „Farbe"
fehlt nicht ein guter Farbenkreis, umgeben von den wich-
tigsten Zusammenstellungen; beim „Entwurf des Ornamentes"
wird die Ornamentik der wichtigsten Stile in einigen Bei-
spielen vorgeführt und das Stilisiren der Pflanzenformen in
mehreren geschickten und vorzüglich ausgeführten Farben-
drucktafeln erläutert. Schwächer ist der Bilderschmuck der
letzten Kapitel, besonders stiefmütterlich bei der Land-
schaft. — Dass bei noch so knapper und treffender Behand-
lung auf so kleinem Räume unmöglich das Einzelne er-
schöpft sein kann, ist selbstverständlich; das Werkchen hat
trotz des Bestrebens, gründlich zu sein, doch seine sehr
dilettantenhafte Seite. Und so müssen wir uns denn dahin
resumiren, dass das hübsche Büchlein durchaus nicht für
die Hand des ernst zu erziehenden Schülers, aber sehr wohl
für das reifere Alter als eine Quelle der Anregung und Um-
schau auf dem ganzen Gebiete der zeichnerischen Dar-
stellung wie auch für den Zeichenlehrer als eine Sammlung
praktischer Ratschläge und reizvoller Vorbilder empfohlen
werden kann. ______

Den striktesten Gegensatz dazu bilden die vom Verein
österreichischer Zeichenlchj-er in Wien herausgegebenen
Vorschläge zu einer Neugestaltung' des Zeichen-
unterrichts an Mittelschulen, II. Teil. Graz, Ley-
kam 1894. Preis 1 M.
Die 64 Seiten (groß S) mit 108 Textabbildungen um-
fassende Schrift giebt im Verfolg des vor drei Jahren ver-
öffentlichten I. Teils, welcher die grundlegenden Ideen dieser
Reformbestrebungen brachte, nunmehr Skizzen der Lehr-
gänge für die vier unteren Klassen der Realschule nebst
Unterrichtsproben, in der Absicht,'falsche Auffassungen zu
zerstreuen und die Ausführbarkeit der Grundideen zu er-
weisen. Ohne uns auf das Einzelne einlassen zu können,
was der Aufgabe dieser Blätter zu fern liegen würde, müssen
wir doch sagen, dass diese ganze Bewegung und speciell die
vorliegenden von einzelnen Referenten ausgearbeiteten Lehr-
gänge im höchsten Grade Beachtung verdienen seitens der
zahlreichen Kreise, die schon lange den Zeichenunterricht für
reformbedürftig halten. Sie sind das Resultat der ernstesten
Studien und sorgfältiger pädagogischer Erwägungen auf
diesem schwierigen Gebiete und suchen die Ansprüche der
Methodik und auch diejenigen des Lebens mit den modernen
Anforderungen einer ästhetischen Richtung in Einklang zu
bringen. Was sich bei dem Münchener Reichhold (stoben)

zu einer lediglich ästhetisch-philosophischen Behandlung des
Zeichenunterrichts mit Vernachlässigung aller pädagogischen
Grundregeln zuspitzte, hat hier eine streng methodische
Gliederung erfahren. Wir wünschen den Bestrebungen besten
Fortgang.

Der Akt, 100 Blatt Modcllstudien nach Naturaufnahmen
in Lichtdruck nach künstlerischen und wissenschaftlichen
Gesichtspunkten gestellt und herausgegeben von Prof. Max
Koch und Architekt Otto Rieth. Verlag von M. Bauer & Co.,
Berlin. 100 Blatt in Mappe zum Preise von M. 50, oder
10 Hefte ä 10 Blatt zum Preise von je M. 5.
Welche Bedeutung für den schaffenden Künstler die
Kenntnis der Formen des menschlichen Körpers hat, bedarf
wohl keiner besonderen Erwähnung, so wenig in den Kreisen
der Künstler die Schwierigkeiten unterschätzt werden, sich
ein brauchbares Modell zu verschaffen. Freilich hat man
durch photographische Aktaufnahmen diesem Übelstande ab-
zuhelfen versucht, doch sind diese Aufnahmen selten unter
der Mitwirknng eines Künstlers entstanden und auch meist
durch übermäßige Retouche verdorben. Beide Fehler ver-
meidet das vorliegende Werk auf das beste, das noch da-
durch einen besonderen Vorzug aufzuweisen bat, dass die
Einzelfiguren ihrer Mehrzahl nach durch besondere Einrich-
. tungen zu gleicher Zeit von drei Seiten aufgenommen werden,
so dass dadurch ein viel eingehenderes Studium und Erkennen
der Muskelformen ermöglicht wird. Wenn auch durch solche
Aufnahmen, sollten sie auch wie im vorliegenden Falle von
Künstlern wie Koch und Rieth geleitet sein, das direkte
Studium der Natur nie ersetzt werden kann, so bieten doch
diese Aufnahmen für viele Fälle recht brauchbares Studien-
material, so dass man das Werk nur bestens empfehlen kann.

H.

Brauttruhe. Die auf S. 211 abgebildete Brauttruhe ist
in der seit 4 Jahren bestehenden kunstgewerblichen Fach-
zeichenschule Magdeburg, welche von Herrn Fr. Kief-
haber geleitet wird, entworfen, woselbst auch die farbigen
Intarsiafüllungen und Flachschnitzereien ausgeführt sind.
Diese Intarsien, stehen auf hellem Grunde, die Vorderfront
zeigt musizirende und tanzende Figuren (nach einer Hol-
 
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