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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

DOI Artikel:
Quast, Ferdinand von: Nochmals Mainz, Speier, Worms, [1]
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Otte, Heinrich; Quast, Ferdinand von: Kelch der Kirche zu Werben in der Altmark
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0077
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KELCH DER KIRCHE ZU WERBEN IN DER ALTMARK. 69

unverletzt geblieben, und niemand bezweifelt, dass der jetzige Bau der Kapelle älter ist, als
wie jener Brand. In solcben Dingen Iässt sieb, wie wir aus eigenen Erfahrungen wissen,
nicht alles erklären, da die Thalsachen oft sehr eigentümlicher Art sind. Doch kann man sehr
wohl annehmen, dass der Brand von 1137 vorzugsweise nur das Dachwerk und die hölzernen
Decken des Doms betraf und mit dem Einstürze derselben auch der nur auf schwachen ßo-
genstellungcn ruhende Fenstcrgaden herabstürzte, so dass die der Kapelle zugewandte Aus-
senmaucr etwa sieben blieb, und erst späler beim Neubaue, oder gar erst bei Hinzufügung
der Seilenkapcllen im XIII. Jahrhundert zerstört wurde. Das Feuer konnte dann schwerlich
die Gothards-Kapelle erreichen, selbst wenn dieselbe brennbare Stoffe gehabt hätte. Höch-
stens konnte aber nur das Dach abbrennen, dessen Herstellung dann wenig Schwierigkei-
len darbot. (Schlass folgt.)

Kelch der Kirche zu Werben in der Altmark.

Die ausgezeichnete Lage der Stadt Werben, am linken Ufer der Elbe, dem Einflüsse
der Havel gegenüber, gab derselben zur Zeit, als die Deutschen in die Slavenländer vor-
drangen, und wieder vertrieben, wenigstens das linke Ufer festzuhalten und von dort aus
ihre früheren Eroberungen zu erneuen bestrebt waren, lange Zeit hindurch eine besondere Be-
deutsamkeit. Namentlich im XI. Jahrhundert, wo jene Kämpfe vorzugsweise stattfanden, war die
Veste Werben fast fortwährend der Mittelpunkt heissestcr Kämpfe, und befand sich bald in den
Händen der deutschen Christen, bald in denen der slaviscben Heiden. Nachdem jedoch Al-
hrechl der Bär siegreich über den Strom vorgedrungen und die deutschen und christlichen
Grenzen mit denen seiner Markgrafschafl weiter gegen Osten hin gerückt hatte, übergab er
die Kirche zu Werben, nebst vielen Grundstücken umher, i. J. 1160 dem Jobanniter-Orden,
der dieselbe bis zu seiner in neuester Zeit erfolgten Säcularisation, anfänglich als Haupt*
sitz der Bailei Brandenburg, später als Commende besass.

Der im rundbogigen Ziegelbau aufgeführte mächtige Thurmbau dürfte noch dem
XII. Jahrb. angehören, also bald nach Besitznahme durch die Johanniter erbaut worden sein;
doch mit Ausnahme des Obergeschosses, welches den Uebergangsslyl zeigt. Die Kirche
seihst wurde in zwei Abschnitten innerhalb des XV. Jahrb. an Stelle eines älteren Baues
in elegantester Weise erneuert; sie zeichnet sich vorzugsweise durch eine Reihe von Glas-
gemälden aus, die, ohsebon bereits der zweiten Hälfte dieser Spätzeit angehörig, dem Vor-
züglichsten beigemessen werden müssen, was uns von Glasmalerei erhalten ist. Sie wurden,
laut der daran angebrachten Inschriften i. J. 1467 durch Churfürst Friedrich II. geschenkt,
dessen Wappenschilder hier von der Kette des Schwanenordens umgeben erscheinen — bei-
läufig gesagt, unter den vorhandenen Darstellungen die älteste sicher datirte, die den For-
 
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