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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Otte, Heinrich: Die Kanzel im Dom zu Merseburg
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Mannichfaltiges
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0089
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KLEINERE AUFSÄTZE UND NOTIZEN. 81

namentlich auch die Intercession des heil. Laurentius, rief er: Facessile! Spes mea sola
Christus. Jesus Christus est testamentum ac justitia mea. *) So bleibe denn die von ihm
zuerst betretene und geweihte Kanzel noch lange ein Denkmal der erleuchteten Frömmigkeit
und des evangelischen Sinnes dieses trefflichen Kirchenfürsten.

Zur Geschichte der Merseburger Kanzel gehört noch die Bemerkung, dass zwei Geist-
liche auf derselben tödtlich vom Schlage getroffen worden sind, nämlich die Hofprediger Elias
Pistorius am Sonntage Septuagesimae 1668, und E. Ch. Philippi, Reminiscere 1736. **)

Otte.

MANNICHFALTIGES.

I. Kleinere Aufsätze und Notizen.

1. Mittelalterliche Glocken im Stift Merseburg. — Zu denjenigen mittelalterlichen Kirchen-
utensilien, deren Anzahl mit jedem Jahre mehr und mehr abnimmt, deren baldige Inventarisirung mithin
um so wünschenswerther erscheint, gehören die Glocken, deren freilich meist unbequeme gründliche
antiquarische Untersuchung, abgesehen von ihren noch gänzlich unerforschten akustischen Eigenschaften,
durch die auf denselben befindlichen Inschriften und Siegelabgüsse nicht bloss für äussere und innere
Epigraphik, sondern auch für Sphragistik, nicht bloss für Localhistorie, sondern auch für allgemeine Cul-
turgeschichte oft zu anziehenderen Ergebnissen führt, als man nach den Resultaten der bisherigen meist
planlosen und gelegentlichen Forschungen vielleicht glauben möchte. Was ältere Localchroniken in dieser
Beziehung bieten, ist grösstenteils unbrauchbar; dagegen findet sich in den Schriften der historischen
Vereine (z. B. des Meklenburgischen) vieles Gute, aber leider zu sehr vereinzelt. Um so dankenswerther
sind daher solche, bis jetzt nur sehr seltene Beiträge und Notizen, welche das Vereinzelte wenigstens
für bestimmte Kreise zusammenfassen und so einen allgemeineren Ueberblick ermöglichen. Dahin gehört
zunächst eine in v. Ledebur's Allgem. Archiv VIII, 71 ff. enthaltene Mittheilung über die Glocken im
Fürstenthum Minden und in der Grafschaft Ravensberg, welche der Herausgeber des Archivs auf einer im
J. 1825 gemachten Kunstreise durch jene Gegenden zu untersuchen Gelegenheit nahm. Es werden hier
zwei datirte Glocken aus dem XIII. Jahrhundert nachgewiesen (beide auf dem Dom zu Minden, von 1251
und 1270), 6 Glocken aus dem XIV., 8 aus dem XV., 23 aus dem XVI., 36 aus dem XVII., 59 aus
dem XVIII., 8 aus dem ersten Viertel des laufenden Jahrhunderts. Die grosse Anzahl der aus dem vorigen
Seculum stammenden Glocken erklärt sich aus dem für die dortigen Glocken sehr verderblichen Jahre
1679, wo die Franzosen bei ihrer Invasion mehrere derselben fortführten und zu Geschütz umschmolzen,
während zu dem kostspieligen Ersatz dieses Verlustes nur sehr allmählich geschritten worden sein mag.

*) Ludewig, Reliquiae Mss. 4, 465.
**) Handschriftliche Nachricht.
185C. 11
 
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