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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Mannichfaltiges
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0104
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96 LITERARISCHE ANZEIGE.

der Occitlent sich je mehr und mehr dieser Bildungen, die der Entfaltung einer strenger durchgehihlcten
Konstruction widerstrebten, entäusserte.

Der Ausführung des Verf. über den Gang, den die Ausbreitung dieser Grundrissforuien von Cöln
und dessen Umgegend aus, wo Bonn, Neuss und Schwarzrheindorf besonders hervortreten, nach den
Maasgegenden hin genommen hat, wo Buremonde und Herzogenrath (bei Aachen) den Cülner Typus un-
widersprechlich zeigen, der dann nach einer Lücke, welche ehemals vielleicht durch nicht mehr vorhan-
dene Monumente ausgefüllt war, in Tournay wieder hervortritt, von wo aus er nach Frankreich hinein
nach Noyon und Soissons übertragen wurde, können wir uns nur vollständig anschliessen. Ebenso, dass
auch nach der anderen Seile hin er in Deutschland beliebt war, wovon Marburg ein glänzendes Beispiel
liefert. Interessant ist auch ein vom Verf. nach ÜJeideloff's Vorgange gegebenes Beispiel einer grossen
golhischen Kathedrale mit Polygonvorlagen der Kreuzesarme, welche aus der Nürnberger Bauhütte stammt,
und zeigt, wie grossartig man noch in späterer Zeit diese Grundanlage auszubilden bestrebt war. Die
Zahl der in Deutschland noch vorhandenen ähnlichen Anlagen ist damit keinesweges abgeschlossen. Wir
nennen aus romanischer Zeit noch die kleine Heil. Grabkirche in Mainz (im Hofe des Preuss. Ingenieur-
kommando's), die Allerheiligen Kapelle im Kreuzgange des Doms zu Begenshurg (Aufs, des Befer. im
D. Kunstbl. 1852 No. 21), die Kapelle S. Joh. in vado in Prag (Mertens in der Wiener Bauzeitg. 1845.
S. 20) und. besonders die ehemalige S. Marienkirche auf dem Harlungerberge bei Brandenburg, mit ihren
4 Absiden, deren östliche selbst wieder sich in drei figurirt. Aus gothischer Zeit ist vor allen die
Liebfrauenkirche in Trier zu nennen, das Urbild der Marburger Kirche für diese Grundform wie für so
vieles Andere, und der nördliche Kreuzarm des Doms in Paderborn. Die Liste wäre leicht noch zu
vergrössern. aber eben deswegen schwerlich durchgehend auf gemeinsamen Ursprung zurückzuführen.
Es wundert uns nur, dass der verehrte, in Trier lebende Verfasser die Liebfrauenkirche daselbst nicht
zu Gunsten seiner Hypothese angeführt hat; doch dürfte hier der Ursprung ein wesentlich anderer sein,
nämlich die Beminiscenz eines alten Baptisteriums, an dessen Stelle die jetzige Kirche getreten sein soll.
Auch Italien zeigt, diese Form mehrfach, so in Mailand neben S. Lorenzo noch S. Satino und aus der
Benaissance-Zeit S. M. delle Grazie; natürlich ohne Zusammenhang mit Deutschland. Und so kann man
auch in den übrigen Orten, wie zu Pisa der Dom, vielfach derselben Anordnung begegnen, ohne eben
stets eine Uebertragung vorauszusetzen. In S. Frediano (fälschlich als S. Trediano angeführt) zu Lucca
aber, welche der Verlässer nach der Mittheilung des Herrn Schayez zu Brüssel noch nennt, ist keine An-
deutung solcher Anlage vorhanden. Dagegen heben wir noch die grossartige Kirche der Consolazione
hervor, welche Bramante mit vier Conchen in Todi erbaute, und die Dreiconchen-Anlagc der von ihm
begonnenen Peterskirche. Während die Anlage hier ihren höchsten, wenn auch nicht künstlerischen,
doch kirchlichen Triumph feiert, fügen wir schliesslich hinzu, dass sie andererseits durch Nehring, wohl
in direkter Nachbildung der Kirche zu Todi, nach Berlin verpflanzt wurde, wo die Parochialkirche einen
der grossartigsten Bäume moderner evangelischer Kirchen darstellt.

Wenn unser Verfasser in seiner Sprache nicht immer den Regeln nachkommt, welche unsere
Grammatik festgestellt hat, so ist zu bedenken, dass er sie, als geborner Welscher, erst gelernt hat, und
können wir gegentheils ihm unser Anerkenntniss nicht versagen, dass er sich ihrer auch zu wissenschaft-
lichem Gebrauche bedient. Noch mehr aber kann dies der Art und Weise nicht entzogen werden, wie
er auf das Umsichtigste den Prinzipien, welche die christliche Kunst schulen und ausbildeten, nachforscht.

v. Q.

Uericlitijguiig' zu S. ?0.

Der Kelch und die Patene (Taf. IV. Fig. 1 u. 2) sind auf dem Stahlstiche nicht auf ein Drittel, sondern auf ein
Sechstel reducirt, sämmtlichc bildliche Darstellungen dagegen in der Originalgrössc wiedergegeben.
 
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