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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Mannichfaltiges
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0239
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KLEINERE AUFSÄTZE UND NOTIZEN. 231

jedoch ganz mit vergoldetem Messingblech überzogen, welches vermittelst Nieten und ciselirter Blechleisten
darauf befestigt ist. Die Thüren konnten durch einen Vorstecher verschlossen werden, und auf der
oberen 11 ä '6'li" grossen Fläche des Kastens war ein bügelfürmiger Handgriff befestigt, an welchem
derselbe bequem getragen werden konnte. Die Aussenflachen der Thüren sind in zwei Felder quer-
getheilt: auf der unteren Hälfte ist die Anbetung der Weisen, auf der oberen die Verkündigung Maria
in nach Art des Kupferstiches gravirten Umrissen dargestellt.*) Die sichere und kräftige Ausführung
dieser Figuren in tief und breit eingeschnittenen Linien erscheint zwar streng, aber keineswegs in jener
todten byzantinischen Erstarrung, und namentlich ist die Gruppe der h. drei Konige lebendig und nicht
ohne Individualisirung der einzelnen Magier dargestellt; die Zeichnung der Füsse ist mangelhafter als die
der Hände; die Gewänder sind in der schönen antiken Weise behandelt, die im früheren M.-A. durchgehend
herrscht. Von entschiedenem Interesse für die Geschichte der Abtei, zugleich auch von Wichtigkeit für die
Datirung des Reliquienschreines selbst sind die Gravirungen auf der Rückseite des Kastens. Dieselben sind
dergestalt disponirt, dass von der ganzen, ein längliches Viereck bildenden Fläche oben und unten zwei
Streifen abgesondert sind, so dass ein Mittelquadrat übrig bleibt. In dieses ist mit doppelter Umfas-
sungslinie ein zweites übereck gestelltes Quadrat eingezeichnet, in dessen Mitte der thronende Salvator
dargestellt ist. Der Erlöser, in feierlich ernster Würde, sitzt auf einem einfachen, romanisch profilirten
Throne, die Rechte segnend erhoben, in der Linken die Weltkugel haltend. Das volle Haupthaar bedeckt
die Ohren, der Bart ist leicht, und zu beiden Seiten des Kreuznimbus stehen die Buchstaben A und £1.
Die Bekleidung ist die gewöhnliche: das lange anliegende Unterkleid und der Mantel. Letzterer lässt
die rechte Schulter frei und zeigt eine sehr reiche, aber etwas gesuchte Drapirung. Die Füsse ruhen
auf dem Regenbogen. In dem durch letzteren und die Umfassungslinien des inneren Quadrates gebil-
deten Kreisausschnitte sind zwei Mönche im Kniestück dargestellt, welche mit ihren Händen ein Doppel-
kreuz emporhalten, so dass dieses die Mitte des Ausschnittes einnimmt. Es sind ohne Zweifel die Do-
natoren des Kreuzpartikcls, welcher das Hauptheiligthum des Schreines bildete; vermuthlich ward auch
letzterer von ihnen geschenkt. Eine Inschrift nennt uns Stand und Namen derselben: f BENEDICTVS
CVSTOS und | WILHELMVS CLEIt (icus). — Die vier Ecken des grossen Quadrates endlich sind durch
die Zeichen der vier Evangelisten in der typischen Anordnung derselben ausgefüllt. Der Engel des Mat-
thäus erscheint in halber, unten durch eine Wellenlinie begrenzter Figur; er trägt gleiches und auch
übereinstimmend behandeltes Costüm wie der Salvator. Richten wir nun unsere Aufmerksamkeit auf die
beiden über und unter dem Mittelquadrate befindlichen Streifen, so bemerken wir in denselben je sechs
in halber Figur dargestellte Personen: im oberen Streifen Cleriker, im unleren Laien, sämmtlich aus-
gezeichnet durch ihre Verdienste um das Kloster und mit ihren Namen bezeichnet. Die Mitte des oberen
Streifens nehmen zwei Bischöfe ein: f RVPEBT. EPH und EKCBERT. El'CT Ersterer hält das Modell
einer Kirche mit zwei Thürmen, letzterer Krummstab und Buch. Jener hatte den bischoflichen Stuhl
von Trier 930—956 inne und stellte bei einer Visitation von Mettlach die gelösten Bande der alten
strengen Zucht wieder her, so wie er auch an Stelle der verloren gegangenen Schenkungsurkunden ein
Gütcrverzeichniss der Abtei aufsetzte, welches in dem oben erwähnten Chartularium von 1488 aufbewahrt
ist.**) Dieser, Ekcbert, bekleidete von 978—994 die bischöfliche Würde zu Trier und machte sich
ebenfalls als Reformator um die Abtei Mettlach verdient.***) Rechts neben Biscbof Rupert erscheint,
mit dem Krummstab in der Rechten, der Abt Rutwic (RVTWIC ABS), welchen letzterer Bischof zur Durch-
führung seiner Reformen aus Cornelimünster bei Aachen verschrieben und in Mettlach eingesetzt hatte:
er wird in einer Unterschrift als f RESTAVRATOR. LOCI, bezeichnet. Neben Rutwic nimmt der Abt

*) Durch die Güle des Herrn v. Cohausen sind wir in den Stand gesetzt, die Gravirungen des Schreins im
Kacsimile mitthellen zu können, und zwar die Anbetung der Weisen (auf Bl. XtV.) in einem wohlgelnngenen Stahlstich,
auf welchem des Formates unserer Zeitschrift wegen indess die beiden Tafeln, aus denen diese Darstellung besteht, etwas
in einander geschoben wiedergegeben sind, die Verkündigung (Bl. XV a und b) und die Rückseite des Schreins (welche wir
in unserem folgenden Hefte nachliefern werden) dagegen im directen Abdruck von auf Gypsabgüssen der Originale galvanisch
niedergeschlagenen Kupferplalten. Aus letzterem Umstände erklärt sich die Wiedergabe im Spiegelbilde, so wie die mindere
Sauberkeit der von dem Zustande des Schreins selbst bedingten Abdrücke: leicht zu übersehende Mängel im Vergleich mit
den durch diese Reproducirung des Originales erreichten Vortheilen.
**) Vgl. Hrower, Annales Trevir. p. 454.
***) Ebend. p. 490.
 
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