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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Quast, Ferdinand von: Archäologische Reiseberichte, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0258
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Archäologische Reiseherichte.

Magdeburg.

(Fortsetzung. — Vergl. Heft IV. S. 165. V. S. 213.)

JJie übrigen Kirchen Magdeburgs zeichnen sich zwar durch Grösse, meist auch
durch den Schmuck zweier Thürme aus; doch sind sie weit entfernt davon, den beiden
vorgenannten in Bezug auf kunsthistorische oder architektonische Bedeutsamkeit nahe zu
kommen. Es kann daher nicht unsere Aufgabe sein, sie hier vollständig aufzuzeichnen oder
zu beschreiben und jede Einzelnheit derselben kunsthistorisch durchzuführen, vielmehr wollen
wir uns nur darauf beschränken, das Bcmerkenswertheste aus ihnen hervorzuheben,

S. Sebastian. Die Kirche dieses ehemaligen Collegiatstifts, gleich den vorgenann-
ten beiden Kirchen auf der Südseite der Stadt, westlich vom Dome, also gleichfalls ausser-
halb des älteren Stadtbezirks gelegen, nimmt wegen Alters und hoben Ranges des Stifts
und wegen ihrer eigenthümlichen Architektur unsre Aufmerksamkeit vorzugsweise in An-
spruch. Erzb. Gero (1012 —1023), der erste Gründer der Marienkirche, stiftete auch diese
unter dem Titel des heil. Evangelisten Johannes *), den sie erst später, wohl im XII. Jahrb.
in den jetzigen verwandelte, und verband damit ein Stift von Canonikern. Im Jahre 1188
brannte auch unsre Kirche mit dem grösseren Theile der Stadt ab. **) Ob der grosse Brand
von 1207, dem der Dom erlag, auch die nicht fern gelegene S. Sebastians-Kirche ergriffen
hat, geht aus den Nachrichten nicht hervor, da die dabei genannte S. Johannes-Kirche
wohl die Stadtpfarrkirche am alten Markte ist; doch mag auch unsre Kirche dabei Einhusse
erlitten haben. Ob die gothische Erneuerung des grösseren Theils der Kirche die Folge
eines Brandunglückes oder einfacher Baufälligkeit oder einer Lust am Neubau war, ist uns
nicht bekannt.

Der westliche Vorbau mit den beiden Tbürmen und ein grosser Theil des Quer-
hauses zeigen die Architektur des ausgebildeten, wenn auch noch sehr einfachen romanischen
Styls. Namentlich gilt dies von der Westfronle (Taf. XVI. Fig. 1.), deren Unterbau nur in

*) Chr. Magdeburg, bei Meibom, II. 286.
**) Das vorgen. Chron. (S. 329) bezeichnet diesen Brand nur sehr im Allgemeinen zur Zeit der Regierung des
Erzb. Wigman (1152 — 1192) . . Hujus tempore civil. Magd, combusta est quasi Iota a valva slrodorum usque ad Albeam
ita quod eliam molendina, in Albea conslrueta, fuenint combusta. Dagegen nennt das Chr. Mont. seren. in der schon
früher citirten Stelle genauer Zeit und Kirche: 1188 civilas Magd, in vigilia Pentecostes pene tota eamsla est. Monasteria
etiam S. Mariae et S. Sebasliani, cum parochiis et eapellis XII exusta sunt.
 
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