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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Passavant, Johann David: Die Maler Roger van der Weyden und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0129
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DIB MALEN ROGER VAN REH WEYDEN, 125

Auch über seinen Tod und wo er begraben liegt, sind keine Documente aufgefunden
worden, und müssen wir uns mil der schon erwähnten Angabe des Carel van Mander be-
gnügen, dass Roger zur Zeit der Seuche, welche man die englische Krankheil (Ja süette)
genannt, im Herbst des Jahrs 1529 gestorben ist.

V e r z e i c h n i s .s

der Gemälde des Roger van der Weyden d. J., welche ich durch Sclbslanscbauung als
übereinstimmend mit seiner Kreuzabnahme aus Löwen, jetzt in Spanien, von ihm selbst

gefertigt erkannt habe.
1. Die Kreuzabnahme. Der vom Kreuz abgenommene Leichnam Christi Wird
von Joseph von Arimathia und Nicodemus gehalten. Ein Knecht, auf der Leiter stehend
und eine Zange haltend, unterstützt einen Arm Christi. Nach rechts wird die in Ohnmacht
sinkende Maria von Johannes und einer Frau unterstützt, dabei noch eine andere heftig
weinende Frau. Nach links zu den Füssen Christi steht die lebhaft die Hände ringende
Magdalena mit einer Salbenbüchse und bei ihr Petrus. Das in die Breite gehende Bild
mit fast lebensgrossen Figuren bat oben in der Mitte einen Aufsatz. Der goldne Grund ist
mit in brauner Farbe lasirten architektonischen Verzierungen und Schlagschatten versehen.
Das Original dieses berühmten Bildes befand sich, wie Carel van Mander und
Opmeer*) berichten, in der Marienkirche vor der Stadt Löwen und wurde, nachdem Michael
Cocxie eine Copie davon gemacht, von König Philipp II. erworben oder auch, wie Letzterer
angiebt, durch Maria, die Königin von Ungarn, Schwester Karls V., Statthaltern) der Nieder-
lande von 1529 —1555. Da sich nun in Spanien in den königlichen Sammlungen zwei
Exemplare dieses Bildes von gleicher Vortrefflichkeit befinden, so könnten sich obige An-
gaben auf diese zwei Gemälde beziehen. Ueberhaupt scheint es, dass diese Composition des
Roger s. Z. schon solchen Beifall erhielt, dass der Meister es selbst noch zum dritten Mal
wiederholte. Die drei noch vorhandenen, unter sich in der Composition ganz gleichen Exem-
plare sind folgende:

a. Die Kreuzabnahme in der Sakristei der Laurentiuskirche im Escorial. Sie ist mit
grosser Sorgfalt behandelt und von feiner Zeichnung, namentlich auch der Hände
und Füsse. Dieses Rild scheint das erste und ursprüngliche zu sein.

b. Dieselbe Composition und eben so in den Farben gehalten, befindet sich in der
Gallerie des königlichen Museums zu Madrid. Sie unterscheidet sich von vorgenann-
ter nur durch eine etwas freiere Ausführung, ohne jedoch im Wesentlichen davon
abzuweichen.

*) „Secutus hos Rogenis If^eidanus ßruxetlensis, cujus labiilam sibi usque placeniem Maria Hungarie Re-
gina preeibus ac pretio oomparauit Lovanii ab aediluis sacelli Dolorum B, Mariae Virginis et transmisit in Hispa-
niam." — Owieerii Chronographus. I. p. 406.
 
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